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Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Titel: Battletech 46: Die Natur des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Überraschenderweise hatte sich die leichtfertige Art, mit der sie den Mechkampf als Spiel behandelten, zu ihrem Vorteil ausgewirkt. Sie vergaben sogar nach einem komplexen Regelsystem, das Sang-shao Doh längst aufgegeben hatte verstehen zu wollen ›Punkte‹ für jeden Kampf. Er hatte ihnen Evans als Kommandeur zugeteilt, in der Hoffnung, er könnte sie zähmen. Statt dessen hatten sie ihn bekehrt.
Hauptsache, es funktioniert, beruhigte Doh sich. »Wie viele Abschüsse haben Ihre Krieger erzielt, Danny?« fragte er.
»Sechs«, antwortete Evans wie aus der Pistole geschossen. »Zwei Panzer verschrottet und vier Mechs, drei davon mit gutem Bergungswert.«
Nicht schlecht, alles in allem. »Und wie viele
Punkte haben Sie selbst verdient?« Doh lehnte sich mit mildem Interesse vor.
    »Sechshundertfünfundsiebzig. Ich habe...« Evans unterbrach sich und wurde rot, dann sprach er mit einem Schulterzucken weiter. »Für den Vedette Panzer habe ich nur die halbe Punktzahl bekommen, weil ich keine Munition mehr hatte.«
    Diese Burschen werden endlich lernen müssen, daß wir hier nicht in der Spielhalle sind. Doh hatte gehofft, ein Jahr im Kampfeinsatz auf Denbar hätte dieses Problem lösen können. Und wenn schon das nicht, dann die letzten Monate gegen die Überreste der Indicass-Heimatmiliz und die Legers. Aber von Anfang an hatten nur ein paar von ihnen überhaupt einen militärischen Hintergrund. Schließlich sind sie aus Universitäten und kleinen Hochschulen rekrutiert oder aus der Reserve der Planetaren HustaingMiliz gezogen worden. Und es spielt keine Rolle, wieviel Gefechtszeit sie hinter sich bringen, solange sie besser werden.
    Mit sechzig Jahren hatte Doh das alles schon aus erster Hand kennengelernt. Die Verluste des 4. Nachfolgekrieges und das Verlangen danach, sie wettzumachen, loderten in seinem Innern. Aber soll ich diesen Kindern eine derartige Erfahrung wirklich wünschen, nur um ihnen etwas mehr Disziplin und einen Sinn für die Würde des Capellanischen Heers beizubringen?
    Doh lehnte sich zurück und versuchte, seine Rückenschmerzen zu ignorieren. »Danke, Danny. Grüßen Sie Ihre...« Fast hätte er gesagt ›Ihre Kinder‹. »...Ihre Krieger von mir. Wegtreten.« Dann schloß er die Augen wieder. Würde ich ihnen eine derartige Erfahrung wirklich wünschen?
Glücklicherweise brauchte diese Frage keine Antwort. Noch nicht.
     
* * *
Hazlet, Nashuar
Herzogtum St Ives, St Ives-Pakt
    Hazlets kleines Militärkrankenhaus war überfüllt, und die Heimatmiliz hatte ihre ernsteren Fälle ins Immergrün-Gedächtnishospital im Stadtinnern verlegt. Maurice Fitzgerald hatte eine Stunde Zeit bis zu Nevarrs Tagesbesprechung und war gekommen, um den jüngsten Neuzugang zu besuchen.
    Selbst vor der weißen Bettwäsche wirkte David Sherman bleich. In den Krankenzimmern war der in den Korridoren hängende beißende Geruch nach Desinfektionsmitteln besonders stark. Fitz rieb sich die Nase und sah den Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht seines alten Lanzenkameraden.
    »He, Schleicher«, begrüßte ihn der Patient mit dem Spitznamen, den sich Fitzgerald als Lance Sergeant im Panzercorps der Heimatmiliz verdient hatte.
    Ein Spitzname, den die ganze Lanze übernommen hatte. Das war nach seinem Scheitern bei dem Versuch gewesen, ein MechKrieger zu werden, aber noch bevor der damalige Kapitän Nevarr ihm eine neue Position angeboten hatte. Er konnte sich gut daran erinnern, wie nervös er gewesen war, die Verantwortung für drei andere Leben übernehmen zu müssen. Besonders nach dem Desaster bei der MechKriegerausbildung. Das war alles noch kein Jahr her. Es fiel ihm schwer, es zu glauben. »Hallo, David«, grüßte er zurück.
    »Ich schätze, wenn du hier bist, haben wir gewonnen, ja?« Der dunkelhaarige Mann war erst neunundzwanzig, aber die Linien unter seinen Augen und die Schwere seiner Stimme hätten zu jemand sehr viel älterem gepaßt. »Ich bin vor dem Ende gegangen. Tut mir leid.«
    Fitz zwang sich zu einem Lächeln, so schwer es ihm auch fiel. Wie so vieles in diesen Tagen. Er war einfach zu erschöpft. »Ich weiß nicht, ob ich das einen Sieg nennen würde«, meinte er und erinnerte sich an die ausgebrannten Ruinen der Häuser von Yei Hou, eines Dorfs nördlich von Hazlet. Er fühlte neuen Haß auf den Panzerkommandeur der Nachtreiter in sich aufsteigen, der die Kurzstreckenlafette seines Pegasus mit Infernoraketen geladen hatte. Ein Fehlschuß hatte genügt, um das ganze Dorf in Flammen aufgehen zu

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