Battletech 46: Die Natur des Kriegers
Kriegstreiber beschimpfen lassen, wenn sie um ihr bloßes Überleben kämpft. Kleinstaaten der ChaosMarken als legitime Nationen anerkennen, statt der Konföderation zu gestatten, zurückzuholen, was ihr rechtmäßig gehört.« Er hob die rechte Hand von der Armlehne des Thronsessels und ballte sie zur Faust. »Damit ist es vorbei«, versprach er.
»Aber sobald du einen dieser beiden Konflikte löst«, insistierte Isis, »löst sich der ganze Knoten.« Sie kam näher, und ein flehentlicher Ton trat in ihre Stimme. »Denke daran, welchen Eindruck du bei den anderen Fürsten der Inneren Sphäre machen würdest. Bei deinem Volk.« Bei mir, fügte sie in Gedanken hinzu.
Sun-Tzu blinzelte sie verwirrt an. »Welchen Eindruck ich machen würde?« Er legte den Kopf auf die Seite, dann wiederholte er: »Welchen Eindruck ich machen würde«, wie, um die Formulierung auszuprobieren. »Was ist mit der Konföderation?«
»Deine Konföderation siegt, wenn du siegst.« Isis hoffte, er mißverstehe sie nicht so, daß sie ihm damit zur Fügsamkeit raten wollte. »Du warst der starke Führer, den dein Volk brauchte. Du hast ihnen jemanden gegeben, dem es folgen und an den es glauben konnte.«
»Um mich ist es hier nie gegangen«, stellte SunTzu mit entschiedener Miene fest. »Mein Volk mußte lernen, an sich selbst zu glauben, an die Konföderation. Nicht an mich. Das hat es von Anfang an getan.«
Er stand auf und kam die Stufen der Empore herab auf sie zu. Auf sein Gesicht trat ein melancholischer, fast bedauernder Ausdruck. Er streckte die Hand aus. Die Fingernägel der letzten drei Finger an jeder Hand waren in einer Mode, die er von seinem Vater übernommen hatte, einige Zentimeter lang, zusätzlich mit Karbonfasern verstärkt und rasiermesserscharf. Eine potentiell tödliche Mode. Jetzt strich er mit der Rückseite der langen Fingernägel der rechten Hand sanft über ihre Wange.
»Lebwohl, Isis«, sagte er leise. »Geh nach Hause.«
Die plötzliche Verabschiedung verwirrte sie. Sie wollte seine Hand packen, aber er zog sie fort. »Na gut«, meinte sie. »Ich kehre heute nacht in meine Residenz zurück. Aber bitte überlege dir...«
»Nicht in deine Residenz«, unterbrach Sun-Tzu, und seine Stimme verlor ihre Sanftheit. »Geh nach Hause. Zurück in die Liga. Du wirst hier nie heimisch werden. Nie wissen, was es bedeutet, ein Capellaner zu sein.« Er schüttelte den Kopf. »Sag deinem Vater, er hat unser Spiel gewonnen.«
Isis wich unter den leisen - und doch herben - Worten einen Schritt zurück. »Hier geht es nicht um Politik, Sun-Tzu.«
Er lachte, aber es lag kein Humor darin. »Wenn es nicht um Politik ginge, hätte ich deinen Vater schon längst wegen der zehnjährigen Verlobungszeit zur Rede gestellt.«
»Ist es das, worüber du wütend bist? Die Heirat? Alles oder nichts?« Mit wilden Gesten versuchte Isis, die Eiseskälte zu vertreiben, die sich in ihrer Magengrube ausbreitete. »Dann bring deinen Priester oder Zen-Mönch oder wen auch immer her, und wir werden ohne die Zustimmung meines Vaters heiraten. Die Konföderation ist mein Zuhause.«
»Wäre die Konföderation dein Zuhause«, erklärte Sun-Tzu, und eine mitleidige und zugleich harte Note klang in seinen Worten mit, »bräuchtest du nicht zu fragen, wer uns verheiraten soll.«
Von plötzlicher Verzweiflung erfaßt, konnte Isis kaum noch atmen. Das geschieht nicht wirklich. Er ist wütend und verwirrt, aber er kann nicht meinen, was er da sagt. »Du willst unsere Verlobung lösen, weil ich dich in deinem Reich an erster Stelle sehe? Weil meine Gefühle...«
Wieder unterbrach er sie. »Nichts kommt vor der Konföderation«, brüllte er fast.
In all ihrer Zeit auf Sian hatte Isis Sun-Tzu nie so unverhüllt zornig gesehen.
»Nicht ich, nicht meine Gefühle und sicher nicht die einer Außenstehenden«, sprach er weiter. »Würde die Konföderation dadurch stärker werden, ich würde nicht zögern, mein Leben zu opfern, oder deines, oder das aller Menschen auf Sian, solange der Gewinn es rechtfertigte.«
»Was verlangst du von mir?« fragte sie, beinahe in einem Flüstern, weil sie ihrer eigenen Stimme nicht traute.
»Habe ich das nicht deutlich gemacht?« fragte Sun-Tzu in ruhigerem Ton - aber dessen völlige Neutralität machte seinen Zorn noch immer deutlich. »Ich verlange von dir, daß du aus meinem Palast verschwindest, von meiner Welt und aus meiner Konföderation.« Er deutete zur Tür und marschierte los, ohne nachzusehen, ob sie folgte. »Ich werde deinem
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