BattleTech 48: Truegerische Siege
fünfzehn Prozent aller MechKrieger auf Solaris
VII. Der Elite und ihren Gästen. Ohne Begleitung Michaels oder eines anderen der wenigen Auserwählten
wäre Karl nicht eingelassen worden. Dieses Wissen
machte ihm nur deutlicher, welcher schwere Weg
noch vor ihm lag, welche Masse von Kämpfern er
noch bezwingen musste, wenn er jemals selbst einen
Platz in dieser Elite für sich erringen wollte. Zählte
man die Krieger aller Ställe und Kooperativen und
sämtliche unabhängigen MechKrieger zusammen,
kam man auf über zehn BattleMechregimenter: mehr
als tausend Krieger und ihre Maschinen.
Roger allein entschied nach einer geheimen, aber
ohne Zweifel höllisch komplexen Formel, wer Zutritt
zu Walhalla erhielt, was ihm eine spürbare Macht
verlieh. Karl hatte darauf geachtet, Roger ein großzügiges Trinkgeld zuzustecken, sobald der Beinahekampf in der Nähe des Eingangs beigelegt war, um
seinem Freund den Rücken zu decken, der sich in
diesem Moment gar nicht bewusst gemacht hatte,
wie rüde er war. Der Türsteher teilte auch die Nischen zu. Sie waren ehemaligen Champions und den
wenigen Adligen und Händlern vorbehalten, die
mächtig genug waren, den Zutritt zu Walhalla zu
rechtfertigen, und reich genug, sich dieses Privileg
leisten zu können. Aber auch dann waren sie im
Schatten der Krieger und blieben am Fußende der
Tische oder in den am weitesten von der Empore entfernten Nischen.
»Volles Haus heute«, stellte Michael mit einem
Nicken in Richtung der dichtbesetzten Tische und
des Gedränges zwischen ihnen fest.
Karl blieb etwas zurück, als Michael voranging
und mit den anderen Gästen kurze Begrüßungen und
eine gelegentliche Bemerkung austauschte. Garett
achtete sorgfältig darauf, gleichauf mit dem Favoriten der Vereinigten Sonnen zu bleiben und sich nicht
in eine unterlegene Position abdrängen zu lassen,
aber Karl hatte damit keine Probleme. Es gab ihm
Gelegenheit, die Situation zu beobachten und die
Stimmung im Saal zu analysieren.
Es herrschte eine spürbare Anspannung, was zu
erwarten gewesen war. Morgen begann das Viertelfinale der letzten acht Teilnehmer. Normalerweise war
Walhalla ein Ort, an dem die Kämpfer entspannen
und ihre Rivalitäten für eine Weile vergessen konnten. Aber nicht heute Abend. Es schien fast, als hätte
die Auseinandersetzung zwischen Michael und Victor Vandergriff die Atmosphäre vergiftet. Es schien
Streit in der Luft zu liegen.
Die draconischen Krieger und ihre Gäste gaben
sich als Meister des Saales. Gross saß auf dem Ehrenplatz, umgeben von drei anderen, die ebenfalls
noch im Turnier standen. Die mit Haus Marik liierten
Ställe versuchten, sich überlegen desinteressiert zu
geben, als ob die Rivalitäten keinerlei Bedeutung für
sie hätten, aber das glaubte ihnen niemand. Und
selbst ihre Masken verrutschten gelegentlich und legten gereizte Mienen frei, wenn einer der Kämpfer in
die Nähe eines Capellaners kam. Kelley Metz ignorierte Michael, was noch eine der freundlicheren
Reaktionen der Haus-Liao-Krieger auf ihn war. Aber so kühl sie der Davion-Fraktion gegenüber waren, die Stimmung zwischen den verschiedenen CathayStällen war nachgerade mörderisch, und Karl war
froh, dass sie davon nichts abbekamen.
Was die Vereinigten Sonnen und die Lyranische
Allianz betraf, hatten die feindlichen Seiten den Saal
praktisch untereinander aufgeteilt und behandelten
sämtliche anderen Fraktionen mit offener Gleichgültigkeit, während sie sich den echten Hass ganz für
den früheren Verbündeten aufsparten. Karl stand zu
tief auf der Leiter, um nennenswerte Feindseligkeit
bei den Lyranern zu erzeugen, aber bei Michael war
das ganz anders. Die Miene seines Freundes verdüsterte sich mit jedem bösartigen Blick, und die
Feindseligkeit im Saal verdichtete sich, bis sie unübersehbar war. Einige der anderen Crucis-Krieger
sammelten sich um Michael wie die Wolken, die sich
um das windstille Auge eines Orkans drehten. »Stormin' Michael Searcy«, kommentierte eine
Stimme nicht weit entfernt - und trocken, als hätte ihr
Besitzer Karls Gedanken gelesen.
Dann streckte jemand die Hand aus und packte ihn
am Ellbogen, zog Karl zur Seite, fort von seinem
Freund.
* * * In Walhalla sind alle Krieger gleich. Nur sind manche gleicher als andere.
Der alte Spruch verfolgte Victor Vandergriff, der sich wie ein Geist unter Lebenden fühlte, als er durch die Halle der Toten wanderte. Er klammerte sich an einen steifen Drink ebenso wie an seine Wut und den Stachel der Erniedrigung. Er war ein
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