BattleTech 52: Phoenix
benötigte die ganze Nacht dafür, und ich nehme an, dass er eigentlich etwas wesentlich Wichtigeres hätte tun müssen. Aber er nahm sich die Zeit und dafür danke ich ihm.«
Die Gedenkfeier dauerte noch zwei Stunden. Jeder Jack, egal ob er als MechKrieger, als Tech oder im Landungsschiff diente, wurde aufgefordert, etwas zu sagen. Viele wussten gar nichts über Arthur zu erzählen, aber andere schilderten seine Taten bis ins kleinste Detail und machten die Gedenkfeier damit zu dem, was einem nichtreligiösen Menschen zustand: Die Feier wurde zu einer einzigen Erzählung, und jeder der Anwesenden würde Arthurs Geschichten nun weitererzählen können und ihm damit nach seinem Tod vielleicht zu ungeahntem Ruhm verhelfen.
Jack beendete die Feier, indem er nach dem betretenen Schweigen, das dem letzten Redner gefolgt war, Arthurs Kennnummer-Platine in ein Tuch wickelte, das mit dem Symbol der Einheit bedruckt war, und es zusammen mit einigen wenigen persönlichen Habseligkeiten seines ehemaligen Freundes und einer schriftlichen Erklärung in eine Schatulle packte, um sie zu Arthurs Schwester nach Tamar zu schicken.
Als sich die Versammlung auflöste und Jack mit der Schatulle in der Hand dem Ausgang zueilte, stellte sich ihm der fremde Junge in den Weg. Jack runzelte die Stirn. »Entschuldigen Sie, aber ich habe etwas zu erledigen.«
Der Junge trat verlegen von einer Stelle auf die andere und salutierte: »Hauptmann Anderson, ich freue mich, Sie kennenlernen zu dürfen. Ich bin Private Jason Boise vom 2. Bataillon.«
»Schön für Sie. Was wollen Sie?«
»Leutenient-Kolonel LeFranc hat mich als Ersatz für Ihren toten Piloten zu Ihnen abkommandiert.«
Jack starrte ihn mit offenem Mund an. Jason hatte laut genug gesprochen, damit ihn alle hatten hören können. Eisige Stille trat ein.
»Nach dem, was ich hier gerade über diesen Arthur Melton erfahren habe«, sagte Jason, »bin ich nicht sicher, ob ich ihn auch nur teilweise ersetzen kann, aber ich werde mich bemühen.«
Robert betrachtete Jason geringschätzig. »Zum Teufel, ich hatte nicht gedacht, dass LeFranc 'ne solche Wut auf uns hat.«
4
Oxbridge, Amity Liga Freier Welten
7. Januar 3033
Jack und Aleisha waren zusammen mit dem öffentlichen Schweber zum Raumhafen nach Freewheel unterwegs. Die beiden schwiegen. Auf halber Strecke erklärte Aleisha: »Du hättest mir die Schatulle ruhig anvertrauen können. Ich muss sowieso am Postschiff vorbei, wenn ich zur Esmeralda gehe.«
Jack verdrehte die Augen. »Das hat überhaupt nichts mit Vertrauen zu tun, Aly. Ich bin es ihm und seiner Schwester schuldig, dass ich das, was von ihm übriggeblieben ist, selbst zum Postschiff bringe. Wenigstens das kann ich noch für ihn tun.«
Aleisha betrachtete Jack mitfühlend. »Es ist nicht so, wie wenn jemand stirbt, den du erst vor ein paar Monaten angeworben hast?«
»Nein, verdammt!« Jack schluckte schwer »Ich habe bei meiner Ansprache nicht untertrieben. Ich kannte Arthur seit 30 Jahren. Er war kein einfacher Soldat, der unter meinem Kommando diente. Er war mein Freund, in gewisser Weise sogar so etwas wie mein Bruder. Und dann erledigt ihn ein... verfluchter Schlammhüpfer!«
Aleisha zuckte merklich zusammen, so viel Antipathie presste Jack in das letzte Wort. Er blickte aus dem Fenster und sagte tonlos: »Weißt du, Soldat zu sein bedeutet nicht, gefühllos zu sein. Wir leben für den Krieg, das ist richtig, aber wir hassen ihn deshalb umso mehr.«
Aleisha sagte nichts dazu. Was sollte sie auch sagen? Sie hatte in der Vergangenheit bereits festgestellt, dass dieser Grundsatz stimmte. In der Schlacht entwickelten zwar alle Soldaten eine Art Blutrausch, aber gerade das war es, was sie überleben ließ. Es war eine Art weiterer Sinn, der ihnen außerhalb eines Kampfes fehlte. Aber echte Soldaten wussten um die Gefahren eines Krieges. Sie befolgten natürlich ihre Befehle, aber kein Soldat wollte den Krieg. Wie es früher in der Menschheitsgeschichte ausgesehen hatte, wusste Aleisha nicht, aber sie glaubte, dass es keinem MechKrieger in ihrer Zeit wirklich Spaß machte, wenn er auf dem Schlachtfeld kämpfte. Die Motive waren anderer Natur. Aber darüber sollten sich besser andere Leute unterhalten.
»Kannst du mir einen Gefallen tun, Jack?«, fragte sie vorsichtig.
Jack zuckte die Achseln. »Kommt drauf an...«
»Gib dem Neuen wenigstens eine Chance, bevor du ihn runtermachst.«
Er lächelte humorlos. »Von mir aus. Wenn er gut ist, werde ich ihn sowieso nicht
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