BattleTech 52: Phoenix
Paladin ist nämlich genau wie sie: ziemlich unberechenbar. Deswegen habe ich ihn ja so getauft. Weißt du, dieses Baby hier bringt ganze 60 Tonnen auf die Waage... Nicht dass Julia ebenso schwer gewesen wäre... Davon 8 Tonnen Panzerung. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 66 km/h. Die Sprungweite beträgt 150 Meter.«
Helen überlegte kurz und meinte: »Es gibt bessere Mechs.«
Adrian lächelte. »Natürlich. Aber einen Paladin kannst du für alles außer Langstreckengefechte einsetzen. Das ist 'n echter Allrounder.«
»Bewaffnung?«
»Eine LSR10, eine KSR4, vier M-Laser, davon sind zwei rückwärts ausgerichtet, plus zwei voll benutzbare Hände.«
»Wärmetauscher?«
»Ganze 13. Und das ist das Schöne an dem Mech. Ich könnte ohne weiteres eine volle Salve abgeben und trotzdem problemlos weiterkämpfen. Andere Mechs brennen nach einer Breitseite dank der Wärmeentwicklung aus. Ein Paladin könnte das gar nicht, selbst wenn er wollte.«
»Ja, ganz nett. Wie viele Abschüsse hast du schon?«
Adrian dachte kurz nach. »Sie-, nein, acht. Mein Rekord waren zwei leichte Mechs an einem Tag.«
Helen sah ihn erstaunt an. »Acht?? Im Marikmilitär ist man mit sechs Abschüssen schon ein As.«
»Bei den Jacks haben wir nur Asse.«
Sie pfiff anerkennend. Adrian sammelte seine Mutreserven. »Du bist keine MechKriegerin?«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich interessiere mich zwar für Mechs, aber ich arbeite in der Verwaltung.«
Adrian sah sie entgeistert an. »Politik???«
Helen blickte ihn kampfbereit an. »Warum denn nicht? Es gibt Schlimmeres.«
»Zum Beispiel Menschen töten«, flüsterte Adrian und blickte auf seinen Mech.
Peinliche Stille. Helen ergriff als Erste wieder das Wort. »Welcher Religion gehörst du an?«
»Ich... bin Atheist«, erwiderte Adrian zögernd und erklärte noch unsicherer: »Früher war ich Christ, aber... im 4. Nachfolgekrieg vor einigen Jahren... ich war ein junger Rekrut... auf den Schlachtfeldern verliert man schnell seinen Glauben. Man fragt nach dem Sinn und findet keinen, weil die ganze Welt über einem zusammenbricht und in einem riesengroßen Feuerball explodiert. Wie kann jemand, der den Tod so häufig gesehen hat, noch an Gott oder an das Paradies glauben... oder an christliche Nächstenliebe?«
Stille.
Helen zwang sich zu einem kleinen Lächeln. »Schade. Ich dachte, ich könnte dich zu einem Gottesdienst einladen. Ich glaube, die Kirche in Striker steht noch.«
Jetzt lächelte auch Adrian. »Wenn die Kämpfe vorbei sind, kannst du mich jederzeit einladen. Es muss ja nicht gerade ein Gottesdienst sein. Vielleicht mal ein Picknick im Sommer, wenn der Schnee weg ist.«
Helen lächelte. »Adrian, wir haben im Augenblick Sommer, sogar einen der wärmsten, an den ich mich erinnern kann!«
Nachdem die vier Gäste wieder gegangen waren, brauchte Jack einige Zeit Ruhe. Er hatte Thornten um einen Gefallen gebeten. Thornten sollte jeden Befehl, den LeFranc gab, überprüfen. Jack würde keinen direkten Befehl seines vorgesetzten Leutenient-Kolonel mehr befolgen, wenn die Bestätigung von Thornten fehlte. Aber die Zweifel blieben. Er hoffte für die Jacks, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Momentan stand eine weitere Sache aus: die Bestrafung von Donna und Lhiannon. Jack ließ sich Zeit. Er lag auf seinem Feldbett und dachte nach. Dachte er zu viel für seinen Beruf? War er zu alt? Er musste nur noch einige Jahre durchhalten, bis Tom die Einheit übernehmen konnte. Das Kommando sollte weiterhin einem Anderson gehören.
Komisch, dachte er, seit LeFrancs Verrat bin ich so zerstreut. Ich stehe neben mir. Dann verscheuchte er den Gedanken und griff zu einem seiner Lieblingsbücher.
12
Oxbridge, Amity Liga Freier Welten
13. Januar 3033
Es war Mittag. Jack betrat die Messe. Die Einheitsmitglieder waren so gut wie vollzählig versammelt. Die Stimmung wurde eisig. Der Kommandeur legte seine Ration auf den Tisch und richtete seinen Blick auf die Anwesenden. Dann blickte er Donna an. »Sergeant Malaga, Ihnen wird Befehlsverweigerung vorgeworfen. Wie lautet Ihr Kommentar dazu?«
»Ich fühle mich absolut unschuldig, Capitan.« »Natürlich«, sagte Jack grimmig. »Wie hätte es auch anders sein können? Also, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
Schweigen.
»Gut«, sagte Jack. »Ich glaube, ich habe mir die richtige Strafe für Sie ausgedacht. Ihr Sold für die nächsten drei Monate wird hiermit gestrichen. Und wenn ich noch irgendeinen Muckser von Ihnen
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