BattleTech 54: Flammen der Revolte
eigenen Einheit, auf den Feind zu stürzen.
Natürlich verstand es Evan durchaus, wenn jemand die eigenen Ziele über die Bedürfnisse der Einheit stellte. Im Gegensatz zu Generalhauptmann Weintraub, der Katrina Steiner-Davion treu ergeben war, ging es ihm um den persönlichen Vorteil. Er roch im Widerstand der RKG gegen George Hasek eine Gelegenheit. Falls es ihnen gelang, Kathil für die Archon-Prinzessin zu halten, waren ihre Karrieren gesichert. Doch Evan verspürte keine weitergehende Loyalität den Steiners oder den Davions gegenüber. Hätte er bei den Ulanen gedient, wie der neue Held der Miliz, wäre er vermutlich auf der anderen Seite gelandet, und wahrscheinlich wäre er dort ebenso zufrieden gewesen. Solange er nur Aussicht auf Beförderung hatte, auf schnelle Beförderung.
Fallon nahm Weintraubs Faden auf. »Sie haben alle von der bevorstehenden Ankunft der 1. CapellaDragoner gehört«, verkündete sie. »Das Regiment wurde offiziell von seinen bisherigen Aufgaben entbunden und ist auf dem Weg nach Kathil. Wir erwarten sein Eintreffen in wenigen Wochen, abhängig von der gewählten Sprungroute und der Verfügbarkeit von Ladestationen. Wir debattieren noch, ob wir ihnen gestatten werden, auf Kathil Posten zu beziehen, aber eine weitere Diskussion darüber muss warten, bis andere Fragen geklärt sind.«
»Wir haben eine Antwort von Prinzessin Katrina erhalten«, informierte Weintraub die Versammlung und löste damit unbehagliches Rutschen und gedämpftes Murmeln aus. Falls die Prinzessin sie zum Abzug auf-rorderte, würde das George Haseks Anspruch auf Be-rehlsgewalt über die 8. RKG bestätigen und dem Ruf der Einheit beträchtlichen Schaden zufügen. Weintraub wartete, bis sich das Murmeln nach wenigen Augenblicken gelegt hatte, dann stellte er fest: »Ich überlasse es Ihnen, sich ein Urteil zu bilden.«
Er trat zur Seite, und in der Glaswand, vor der er gestanden hatte, leuchtete das dreidimensionale Wappen des Vereinigten Commonwealth auf. Das Hologrammbild machte einem Blick in den Thronsaal auf New Avalon Platz. Archon-Prinzessin Katrina Steiner-Davion saß mit der Selbstverständlichkeit der geborenen Herrscherin auf dem riesigen Thron. Trotz ihrer schlanken Figur strahlte sie eine Härte aus, die zugleich königlich und beherrschend war. Alle Anwesenden, selbst Xander und Evan, richteten sich angesichts der Herrscherin gerader auf, als könnten sie fühlen, wie sich der Blick der kühlblauen Augen in sie bohrte.
»Generalhauptmann Weintraub«, ergriff sie das Wort, und in ihrer Stimme lag wenig Entgegenkommen. »Ich habe Ihre wiederholten Bitten um eine Klarstellung erhalten - und bin enttäuscht, dass Sie es für notwendig erachten, Befehle infrage zu stellen. Kathil ist eine Welt von einiger Bedeutung für das Vereinigte Commonwealth, wie aus dem Tumult, den Sie verursacht haben, deutlich genug hervorgehen dürfte. Führen Sie Ihre Befehle aus.« Ein langsames, königliches Nicken, und das Bild löste sich wieder in das VerCom-Wappen der gepanzerten linken Faust vor der Sonnenscheibe auf. Im Besprechungszimmer breitete sich verwirrtes Raunen aus.
War das alles? Evan hatte erheblich mehr erwartet, ganz gleich, ob sie für oder gegen die momentane Vorgehensweise der 8. entschieden hatte. Seine Gedanken rasten, aber dann trat ein Lächeln auf sein Gesicht, als ihm klar wurde, dass die Prinzessin ganz bewusst darauf verzichtet hatte, die Befehle zu spezifizieren.
»Also, Leute, was bedeutet das?«, fragte der Generalhauptmann die Versammlung.
»Wir bleiben«, rief Evan schnell. Seine Antwort löste zustimmendes Nicken der meisten Offiziere und einen langen, bedächtigen Blick Lieutenant General Fallons aus. »Die Prinzessin wusste, was sie tat, als sie ihre Antwort formulierte, Generalhauptmann. Ihre Haltung ist allgemein bekannt, und diese Botschaft überträgt Ihnen die endgültige Entscheidung.«
»Und die endgültige Verantwortung«, bemerkte Lieutenant General Price von der 11. VC Gepanzerten Infanterie. »Kurz gesagt, was immer wir tun, die Prinzessin trägt keine Verantwortung. Vergessen Sie nicht, wie die Blackwind Lanciers zu Beginn des Kriegs der Capellaner gegen den St. Ives-Pakt geopfert wurden. Zerschlagen und aufgelöst, aus der Einheitsaufstellung gestrichen. Falls es Hasek gelingt, uns Kathil abzunehmen, wird die Archon-Prinzessin uns genauso opfern.«
»Ein etwas defätistischer Standpunkt, Charles«, erwiderte Fallon mit einem Hauch von Herablassung. »Sie reden, als wäre
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