BattleTech 56: In die Pflicht genommen
kurzer Verärgerung die Augen, als sein Sohn Luther näher humpelte. Luther war beim Ausbruch des Bürgerkriegs bei der 4. Arkturusgarde auf Thorin stationiert gewesen und Christifori hatte sie zerschlagen. Luther war bei den Kämpfen verwundet worden und würde nie wieder einen BattleMech steuern. »Ja, Luther, wir alle kennen deine Meinung zu Christifori und seinen Leuten.«
»Meinung?«, gab Luther fast spöttisch zurück. »Trotz allem, was dieser Spion dir erzählt haben mag, Vater, ist das kein Haufen plündernder Draufgänger.« Er schleuderte Vester einen verächtlichen Blick zu. »Ich habe gegen sie gekämpft. Christifori ist weder ein Idiot noch ein Opportunist. Er kämpft für eine Sache, von der er überzeugt ist, und das macht ihn tödlicher, als es selbst der Wilde Haufen ist.«
Erwin Vester blieb unbeeindruckt. »Er ist auch nur Heisch und Blut«, stellte er kühl fest. »Eine Kugel erledigt ihn genau wie jeden anderen.«
Luther Fisk drehte sich zu Vester um. Sein künstliches Auge, das die Stelle dessen einnahm, das er bei den Kämpfen auf Thorin verloren hatte, funkelte kalt, beinahe mörderisch. »Genauso habe ich auch einmal geredet, Vester. Wie ich schon sagte: Worte, nichts als Worte. Ich dachte auch, ich könnte es mit Christifori aufnehmen. Und jetzt sehen Sie mich an.«
Der Sohn des Grafen wartete nicht ab, was Vester antwortete. Mit zwei Stockschlägen auf den Marmorboden drehte er sich um und hinkte davon.
* * *
Rhonda und Natascha Snord stiegen die lange, weiße Marmortreppe des Palasts hinab. Am Ausgang passierten sie vier schwer bewaffnete Posten, auf deren Uniform das weiß-blaue Familienwappen des Grafen prangte. Diese Burschen sehen mit jedem Jahr jünger aus, dachte Rhonda. Möglicherweise werde ich allmählich alt.
»Was meinst du, Mutter?«, fragte Tascha und schob die Hände in die Jacketttaschen.
»Zu Fisk?« Rhonda schaute sich um, um sicherzugehen, dass niemand sie belauschte. »Arrogant, selbstgefällig, auf keinen Fall vertrauenswürdig. Mit anderen Worten: Ein Politiker.« Sie lächelte schief. »Und eines sollten wir auf keinen Fall vergessen. Er ist ein guter Politiker. Er war höflich, glatt und elegant. Daraus schließe ich, dass er gewieft ist. Ich vertraue ihm nicht, aber ich glaube, ich verstehe ihn. Männer wie er steigen nicht in eine solche Machtposition auf, es sei denn, sie sind äußerst gerissen. Lass dich von seinen Worthülsen nicht einlullen, für keine Sekunde.«
»In einem Punkt hat er Recht«, bemerkte Tascha. »Wir haben noch nie unter einer anderen als der lyranischen Fahne gekämpft. Was machen wir wegen des Kontrakts?«
Rhonda zuckte die Achseln. »Es stimmt, wir stehen loyal zu Haus Steiner und den Lyranern, aber diesmal ist die Lage nicht eindeutig. Das Schlimmste, was einer Söldnereinheit passieren kann, ist in einen Bürgerkrieg verwickelt zu werden. Dein Großvater hat mich gelehrt, dass es bei dieser Art von Kampf nur Verlierer gibt.«
»Haben wir eine Wahl?«
Sie nickte. »Wir haben immer eine Wahl. Ich könnte mich irren, was den Widerstand betrifft, mich in diesen Krieg verwickeln zu lassen, aber mit Fisks Maßnahmen gegen diese so genannten Dissidenten kann ich mich auch nicht anfreunden. Ich habe ein paar eigene Nachforschungen angestellt. Der Sohn des Grafen war ein verzogener Schnösel, der sich eine Position bei der 15. Arkturusgarde ertrotzt hat. Er hat persönlich Archer Christiforis Schwester getötet, was der Grund für dessen Rückkehr aus dem verdienten Ruhestand war. Nach allem, was ich gehört habe, haben Archer's Avengers einen Vier-SterneKrüppel aus ihm gemacht.«
»Hast du diesen Christifori je getroffen?«
»Nein, aber ich weiß, er ist ein Veteran der 10. Lyranischen Garde und hat auf Diana gekämpft, wo er sich das Sternenbund-Ehrenabzeichen verdient hat. Jeder, der sich mit den Clans anlegt und gewinnt, verdient Respekt.« Während Rhondas Erfahrungen mit den Clans unter Söldnern inzwischen Legende waren, beschränkten sich die einzigen Erfahrungen ihrer Tochter auf Grenzscharmützel mit den Jadefalken.
»Ich habe unsere zwei Bataillone so aufgestellt, dass wir die Avengers sofort abfangen können, falls sie New Bealton angreifen«, erklärte Tascha.
»Gut«, kommentierte Rhonda und schaute auf die Uhr. »Ich bin nicht sonderlich wild darauf, gegen Archer's Avengers zu kämpfen; wenn es aber doch dazu kommt, werden sie sich wünschen, uns nie begegnet zu sein. Zur Vorsicht möchte ich den Sicherheitskordon verdoppeln.
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