BattleTech 56: In die Pflicht genommen
ebenfalls eine Nachricht abgeschickt, an Prinz Victor. Er soll von den verräterischen Aktivitäten Ihres Kommandeurs erfahren. Wenn Sie mir ans Bein pinkeln wollen, Major, werden Sie feststellen, dass ich Ihnen nichts schuldig bleibe. Wenigstens haben wir Wahrheit und Ehre auf unserer Seite.«
»Wovon reden Sie eigentlich?«, bellte Kraff. »Sie wissen sehr gut, wovon ich rede«, schleuderte Snord zurück. »Ich an Ihrer Stelle, Major Chaffee, würde mich fragen, ob ich für die Folgen eines derartigen Handelns wirklich bereit bin. Glauben Sie mir, der Wilde Haufen nimmt Attentate auf seine Kommandeurin persönlich... sehr persönlich.«
»Wovon reden Sie, Kommandanthauptmann?«, fragte jetzt auch Katya.
»Beleidigen Sie nicht meine Intelligenz«, antwortete Snord. »Sie werden für das, was Sie getan haben, teuer bezahlen.« Snords Bild streckte die Hand nach einem Schalter aus, dann löste sich das Hologramm auf.
Getts schaute Katya an. »Hast du ein Wort davon verstanden?«
Katya schüttelte langsam den Kopf. »Nein, aber ich habe vor, herauszufinden, was hier vor sich geht.«
11
Höhe 103, Befehlsstelle des 1. Thorin-Regiments, Odessa Provinz Donegal, Lyranische Allianz
18. April 3063
Regen trommelte auf die Kuppel des Befehlszelts, Archer aber nahm ihn kaum war. Der Himmel war schon den ganzen Tag über grau und trübe. Außerdem kümmerte ihn das nasskalte Wetter einen Dreck, ebenso wenig wie seine laufende Nase. Auf Katyas Drängen hatte er sich immerhin umgezogen und die zerfetzte und blutbefleckte Uniform gegen eine frische Montur getauscht.
Das Einzige, was ihn momentan interessierte, war, es dem Wilden Haufen heimzuzahlen. Sie sollten für das, was sie getan hatten, teuer bezahlen.
Er hatte seine Kommandeure zusammengerufen, um den Plan zu besprechen. Sie waren sich einig, dass der Wilde Haufen, aus welchem Grund auch immer, sich entschieden hatte, an Katherines Seite in den Bürgerkrieg einzugreifen - trotz der berühmten Neutralitätsklausel in ihrem Kontrakt. Vielleicht glaubten sie, der Tod von Archer Christifori und Darius Hopkins würde die Avengers so demoralisieren, dass sie blindwütig losschlugen und sich in weitere Hinterhalte locken ließen. Snord mochte geglaubt haben, nach Archers Tod würde das 1. Thorin-Regiment zusammenbrechen und kapitulieren.
Von wegen.
Zweierlei war ihnen schief gegangen. Erstens: Er hatte den Hinterhalt überlebt. Zweitens: Das Regiment war nicht gedankenlos drauflos gestürmt, um Rache zu nehmen. Archer hatte seine Trauer und die Rachegefühle in den Griff bekommen und sie zurückgehalten, statt anzugreifen. Er würde sich den Wilden Haufen schon holen, aber in einer sorgfältig geplanten Aktion, die darauf angelegt war, den größtmöglichen Schaden anzurichten, nicht in einem berserkerhaften Sturmangriff.
Es war ihm nicht leicht gefallen, diese Entscheidung zu treffen. Prinz Victors Befehl hatte gelautet, zu verhindern, dass der Wilde Haufen in diesem Krieg für die Archon-Prinzessin kämpfte. Auf gewisse Weise konnte er das immer noch, aber nicht so, wie es eigentlich geplant gewesen war. Nachdem der Wilde Haufen sich entschieden hatte, würde er seinen Einsatz verhindern, indem er ihn restlos vernichtete.
Archer studierte die holographische Gefechtskarte und ließ sich den Plan für den dreiteiligen Angriff noch einmal durch den Kopf gehen. ›Hawkeye‹ Hogan würde den Hauptangriff leiten und ein Bataillon Mechs gegen die Söldnerbasis in den Ruinen von Alt-Bealton führen. Während Hogan vorsichtig anmarschierte, würde Alice Getts sich mit den Panzern und der Infanterie des 1. Bataillons auf den Höhen 103 und 107 eingraben. Sie waren vor allem für Verteidigungsaktionen geeignet, falls Snord ihrerseits angriff. Der Schlüssel jedoch war Hogans Einheit. Indem er ein so großes Kontingent in den Kampf warf, würde Archer den Wilden Haufen zwingen, ihnen nahezu alles entgegenzuwerfen, was er besaß.
Er wandte sich an den jungen John Kraff, dessen Einheit ebenfalls eine Schlüsselrolle zukam. Archer würde Kraffs Rangerkompanie in Reserve halten, um einzugreifen, falls der Wilde Haufen zu einer Flankenbewegung oder ähnlichen Taktiken ansetzte, wie sie für die Söldner typisch waren.
»Sie schicke ich nach Südwesten, an unsere linke Flanke«, erklärte er dem jungen Offizier. »Sie werden ebenfalls vorrücken, aber praktisch unabhängig von uns.« Er deutete auf die Karte, und eine Serie von Lichtern markierte die geplante Position der
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