BattleTech 56: In die Pflicht genommen
eines Mechs, die alle Sensor- und Bewegungsdaten aufzeichneten. Tascha hatte befohlen, sie auf der Stelle zu überprüfen, sobald die Bergungsteams die Maschinen Rhondas und ›Shortys‹ erreichten. Sie wollte nicht glauben, dass Archer Christifori versucht hatte, ihre Mutter zu ermorden, aber die Daten logen nicht. Sie konnte es kaum fassen, doch es war kein Zweifel möglich: Das Verhandlungsangebot war eine heimtückische Finte gewesen.
Bis jetzt hatte sie nur vom Grafen und Hauptmann Norris eine erfreute Reaktion über diese plötzliche Wendung erwartet. Sie wusste, dass Fisk seine Befriedigung nur hinter gespielter Sympathie versteckte, aber trotzdem waren seine Worte irgendwie ein Trost. Norris hatte direkter, ›clanmäßiger‹ reagiert. ›Shorty‹ Sneedes Tod machte ihn zum Kommandeur des 2. Bataillons und damit etwa des halben Wilden Haufens.
Der lange, graue Umhang des Grafen wehte hinter ihm her, während er in der Kuppel umherstolzierte, als gehöre sie ihm. »Christifori ist seit langem ein Stachel im Fleisch des Archons. Aber diesmal ist er zu weit gegangen. Finden Sie nicht, Frau Kommandanthauptmann?«
Sie sagte einen Moment lang gar nichts. »Das kann nicht ungestraft bleiben«, stellte sie schließlich fest. »Ich werde meine Bataillone kampfbereit machen. Ich habe bereits einen Angriffsplan vorbereitet, der diesen so genannten Avengers das Genick brechen dürfte. Wenn wir mit ihnen fertig sind, werden sie es sich zweimal überlegen, ob sie sich jemals wieder mit Snords Wildem Haufen anlegen.« Tascha bemerkte, dass Fisk seine Begeisterung über ihre Worte kaum verbergen konnte.
»Das Problem ist, dass der Oberst mir den Befehl nur für ein paar Stunden übertragen wollte«, sprach sie weiter. »Sie hatte nie vor, mir die ganze Einheit für eine Großoperation anzuvertrauen.«
Der Graf schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Die Frau Oberst hat Ihnen den Befehl übergeben. Mehr braucht Sie jetzt nicht zu kümmern. Ich finde, Sie sind mehr als qualifiziert für die Aufgabe.« Er legte eine Hand auf den Lebenserhaltungsschlauch, in dem die bewusstlose Rhonda Snord lag. »Ich habe ein paar Ärzte hierher beordert, um nach ihr zu sehen. Sie wird die bestmögliche Behandlung erhalten. Darauf haben Sie mein Wort.«
Taschas Miene wurde hart. »Und Sie haben mein Wort, Graf Fisk. Wenn ich mit Archer's Avengers fertig bin, werden sie in alle Winde zerstreut sein.«
* * *
Lieutenant General Archer Kendrick Christifori stand kerzengerade, die Arme an den Seiten, die Fäuste geballt, die Miene wie aus Stein gemeißelt. Seine Uniform war noch fleckig von Blut, und er hatte den MedTechs nur erlaubt, ihm die größeren Schnittwunden auf der Brust zu nähen und die Brandwunden an den Händen zu verbinden. Sein Uniformhemd hing ihm in Fetzen vom Leib, wo sie es hatten aufschneiden müssen. Archer kümmerte sich nicht darum. Er hatte in seinem Leben schon schlimmer ausgesehen, doch er hatte sich kaum jemals schlimmer gefühlt.
Rhonda Snords Verrat machte sie in seinen Augen zu dem erbärmlichsten Feind, gegen den er je gekämpft hatte. Er hatte in seiner Laufbahn auf Dutzenden Welten gefochten, einschließlich einer Expedition nach Diana, um Clan Nebelparder auszulöschen. Seine Gegner hatten immer wild, aber ehrenhaft gekämpft. Das war etwas, das er verstand. Aber dieser... Meuchelmord traf ihn ins Mark.
Der Tod seiner Schwester hatte ihn aus dem Ruhestand geholt und für den Kampf gegen Katherine Steiner-Davion wieder Uniform anlegen lassen. Diese Wunde war noch nicht verheilt, aber irgendwie verhielt sich das hier anders. Der Angriff, der Darius Hopkins getötet hatte, hatte auch Archers Leben gegolten. Hätte er den Wagen nicht anhalten lassen, um auszutreten, läge er jetzt vermutlich ebenso bewusstlos und unter Medikamenten in einem Lazarettbett wie Gramash. Wenn er nicht sogar tot wäre, so wie Darius.
Katya betrat die Kommandozentrale und blieb stehen, hielt Abstand. Sie konnte ihn lesen wie ein Buch. Offensichtlich verstand sie, dass er im Augenblick Raum brauchte.
»Wie ist die Lage bei unseren Streifen?«, fragte er. »Wir haben einzelne Berichte über Schusswechsel mit dem Wilden Haufen«, meldete sie. »Posten und Patrouillen auf beiden Seiten haben vereinzelte Feuerstöße abgegeben. Die auf unserer Seite Beteiligten wurden zurechtgewiesen. Seltsamerweise hat der Wilde Haufen keinen Großangriff gestartet. Ich hätte erwartet, dass sie massiv zuschlagen und darauf
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