BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Mikro der Funkanlage, als könne er das Störsignal durch bloße Lautstärke übertönen. Er erhielt keine Antwort. Der Hauptmann schaltete auf die Frequenz der Defiance-Schutztruppe und wiederholte die Anordnung. Wieder hörte er nur das Kreischen der Störsender.
Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Er schaute hoch und sah ein Kanonenboot mit gleichmäßigen Schritten auf sich zustampfen. Die Tarnbemalung des wuchtigen überschweren BattleMechs war so erstklassig, dass er aus der Entfernung nicht zu erkennen gewesen war, und die massiven Störsendungen hatten ihn vor den Sensoren verborgen.
Der Metallriese wurde von zwei weiteren überschweren BattleMechs flankiert, einer Banshee und einem Atlas, die beide vermutlich geradewegs aus dem Defiance-Werk hier auf Hesperus stammten. Die vierte Maschine war ein Modell, das Brewer bisher nur als Bild in den Seiten von BattleTechnology und bei Lehrgängen zu Gesicht bekommen hatte. Der breitbeinige, tief über dem Boden hängende BGS-IT Barghest erinnerte, wie er auf allen vieren näher pirschte, an ein gewaltiges metallenes Raubtier. Zwillingslaser und eine monströse überschwere LBX-Autokanone ragten vom Rücken des vierbeinigen Kampfkolosses auf. Brewer konnte noch weitere Mechs anrücken sehen, aber er war nicht in der Lage, die Modelle zu identifizieren.
Eine Rauchwolke und ein Feuerstoß erhellten die Brustpartie eines der anrückenden Mechs. Ein einzelner Kondensstreifen zog sich über das Plateau und schlug in Roger Karns Apollo ein. Es gab keine Explosion und keine Panzerung kam zu Schaden.
Kann nur eine NARC-Boje sein, schloss Brewer. Offenbar hatte die Rakete einen Peilsender am Torso von Karns Mech befestigt. Das passte zu Gorees Versuch, sie abzuschrecken.
»Nicht schießen, nicht schießen, Hund-Kompanie. Kein Waffeneinsatz. Nicht schießen!« Mit zunehmend wütender Stimme brüllte Brewer ins Funkmikro und betete, dass ihn die Krieger unter seinem Befehl hörten und gehorchten. Er schaltete um und versuchte noch einmal, Goree zu erreichen.
»Tod und Teufel, Kommandanthauptmann, wenn Sie dieses Theater nicht auf der Stelle einstellen, garantiere ich Ihnen mehr Ärger, als Sie sich überhaupt vorstellen können!«
Aus dem Lautsprecher drang nur Rauschen.
Mit Bewegungen der kurzen, flügelähnlichen Arme des Champion erregte Brewer Leutnant Kauffmans Aufmerksamkeit. So gut er das unter den Störsignalen konnte, die sämtliche Funkfrequenzen der Legion blockierten, signalisierte er seinem Untergebenen, die Kompanie solle sich zurückziehen. Es kostete ein paar Sekunden wechselseitigen Gestikulierens, bis Kauffman anzeigte, dass er verstanden hatte. Danach gab der Veteran den Befehl weiter. Langsam rückten die Mechs der Legion ab. Keiner der Piloten schien gewillt, den Maschinen der DefianceSchutztruppe den Rücken zuzukehren, beinahe als befürchteten die Legionäre, von hinten abgeschossen zu werden.
Als sie sich zurückzogen, ließen die Störsignale nach und verstummten schließlich ganz.
»Herr Hauptmann, sie haben auf mich geschossen!« Karn schien den Tränen nahe.
»Ganz ruhig, mein Junge. Es war nur eine NARCBoje.« Brewer unterdrückte die Wut und versuchte, seine Stimme beschwichtigend klingen zu lassen. Jetzt, nachdem die unmittelbare Krise vorbei war, hatte er die Zeit, sich davon zu überzeugen, dass die auf Karns Apollo abgefeuerte Rakete tatsächlich nur ein magnetischer Peilsender gewesen war. Diese Bojen waren bloß gefährlich, wenn der Gegner tatsächlich scharf auf einen mit einer NARC-Boje markierten Kampfkoloss schoss. In diesem Fall hätte der Peilsender alle mit einem entsprechenden Sucherkopf ausgestatteten Raketen ins Ziel gelenkt. Die Wirkung wäre vernichtend gewesen.
Trotz seiner beruhigenden Worte kochte Brewer innerlich vor Zorn. Er hatte erhebliche Mühe, die Wut auf Kommandanthauptmann Goree, der es gewagt hatte, mit den ihm unterstellten Waffen Mechs der eigenen Seite anzuvisieren, unter Kontrolle zu halten. Möglicherweise hatte der Mann sich in seinem Eifer, die Fabrik zu beschützen, im Recht gesehen, möglicherweise hatte er auch die Befehle des Defiance-Aufsichtsrats befolgt. Aber bei Gott, es gab keine Rechtfertigung für eine derart gefährliche Konfrontation mit Truppen der eigenen Seite.
Natürlich war Brewer als Offizier der Gray Death Legion verpflichtet, den Vorfall Oberst Kalmar Carlyle zu melden und ihr das weitere Vorgehen zu überlassen. Doch als Firmenchef von Defiance, Hesperus, hatte er
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