BattleTech 61: Finale
Victors ehemalige Leibwächterin war trotz Kais Versicherungen offenbar nicht bereit, irgendein Risko einzugehen, was seine Sicherheit betraf. Ihre bullige Gestalt versperrte ihm für mehrere Schritte den Blick auf die Rampe, dann trat sie beiseite und gab den Ausblick auf die Paradeformation frei, die Des Prinzen Mannen hastig eingenommen hatten. Auf beiden Seiten der Rampe warteten Infanteristen, die Waffen zur Inspektion bereit. An ihrem Fuß stand Rudolf Schakows Exterminator zwei Challenger-X-Kampfpanzern gegenüber. Hinter ihm wechselten sich in beiden Linien jeweils ein Mech und zwei Fahrzeuge ab, einen halben Kilometer die Ebene hinab.
»Zeit, Ihre Truppen zu inspizieren«, stellte Isis Marik leise fest und trat neben ihn. Sie trug einen Overall im Violett und Gold der Liga Freier Welten Haus Mariks und hatte das kastanienbraune Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden.
»Haben Sie das arrangiert?«, fragte Victor und bemerkte Schakow, der am Fuß der Rampe wartete. »Nein. Aber ich halte es für ein gutes Omen.« Victor nickte. »Wir werden sehen.« Isis war keine MechKriegerin und besaß auch sonst keine Ausbildung, die den Härten des Kriegshandwerks im einunddreißigten Jahrhundert entsprach. Sie wusste nicht, dass diese Formation auf den Paradeplatz gehörte, für hochrangige Besucher, nicht für einen Gefechtskommandeur. Schakow hatte es zweifelsohne als Respektbezeugung gedacht, doch zugleich zeigte es seine Vorsicht.
Victor und Isis gingen zusammen die Rampe hinab und warteten kurz hinter deren Ende auf Schakow. Er trug noch immer MechKriegermontur, Shorts und Kühlweste, die sich besser fürs Cockpit eigneten als für die kalte Bergluft. Er hatte beim Salutieren eine Gänsehaut an Armen und Beinen.
»Brevet-Präzentor Rudolf Schakow heißt den Prinzen auf Thorin willkommen.«
Prinz. Nicht >Martialum< oder auch nur >General<. Victor erwiderte den Salut, dann fasste er Schakows Hand fest und hielt sie einen Moment lang. »Es tut mir sehr Leid wegen Präzentor Irelon«, stellte er als Erstes fest. »Raymond war ein guter Mann - und ein Freund.«
»Und er hatte nie einen Zweifel an Eurer Rückkehr«, antwortete Schakow leise. Der Blick seiner dunklen Augen wurde warm. Dann trat er zurück und nahm starre Haltung an. »Bereit zur Ablösung«, erklärte er förmlich.
»Ablösung?« Victor war verwirrt, und das Wort war heraus, noch bevor ihm klar wurde, was Schakow gesagt hatte. Das hier war keine Parade. Es war eine Befehlsübergabe! Ohne irgendwelche Fragen oder Zweifel. Schakow hatte Des Prinzen Mannen Aufstellung nehmen lassen, um sie Victors unmittelbarem Befehl wieder zu unterstellen. Ihm wurde warm ums Herz, warm genug, die Kälte des Hochplateaus zu vertreiben und seine Stimmung deutlich zu heben. Wie hatte er sich jemals die Treue solcher Männer verdient?
Zum ersten Mal, seit Isis ihn herausgefordert hatte, in den Krieg zurückzukehren, lächelte Victor und schüttelte kurz und schnell den Kopf. »So leicht kommst du nicht davon, Präzentor.« Er sprach laut genug, dass die Soldaten in der Nähe ihn verstanden, und bestätigte damit Schakows Feldbeförderung. »Du hast hier gute Arbeit geleistet, und die ist noch nicht getan. Und du stehst weiter unter dem Befehl Morgan Keils. Ich habe ihn hier auf Thorin nicht abgelöst. Noch nicht.«
Schakow runzelte die Stirn. »Ihr werdet den Abschluss der fünften Angriffswelle nicht persönlich kommandieren?«
»Nein«, antwortete der Prinz. »Aber nur deshalb nicht, weil die fünfte Welle vorzeitig endet. Nächsten Monat, um genau zu sein. Der Kampf wird eine neue Richtung bekommen - und weit größere Bedeutung. Ich bin zurückgekommen, um Katherine die Rechnung für ihre Politik zu präsentieren.«
Dies brachte ein Lächeln auf Schakows Züge. »Das klingt nach dem Kommandeur, den ich kenne. Dann übernehmt Ihr für Welle Sechs den Befehl über Des Prinzen Mannen?«
Das Schweigen zog sich in die Länge. Victor holte für das, was er als Nächstes sagen musste, tief Luft. Die 244. ComGuards-Division war für ihn desertiert und hatte ihm damit auf Newtown Square das Leben gerettet. Die Entscheidung, seinen Kampf gegen Katherine zu unterstützen, hatte die Einheit ihre Position im ComStar-Militär gekostet, ihren Kommandeur und viel zu viele Leben, um dieses Opfer leichtfertig abzutun. Sie hatte schon so viel für ihn getan, dass es ihm schwer fiel, Schakow seine Entscheidung mitzuteilen. Aber Des Prinzen Mannen verdienten die Wahrheit, und zwar aus seinem
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