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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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äußerte sich sehr vage über diesen Punkt, als liege ein Verbot auf dem Namen derer, die sie bedrohten, aber dann entschloss er sich, mir mit halben Worten anzudeuten, dass die ganze Provinz unter dem Albtraum eines kriegerischen Volkes lebte, dem der Weißen Hunnen, die jeden Augenblick eine Invasion versuchen könnten. Wenn diese Feinde im Weichbild von Pndapetzim auftauchten, würden ihnen Skiapoden und Blemmyer und alle anderen Monster entgegengeschickt, damit sie sich von ihnen massakrieren ließen und so die Eroberung ein wenig aufhielten, und derweil würden die Eunuchen den Diakon durch die Schlucht führen, hinter ihm genügend Lawinen hinunterstürzen lassen, um den Durchgang zu verstopfen, und sich ins Reich zurückziehen. Sollten sie das nicht rechtzeitig schaffen und gefangengenommen werden, so dass die Weißen Hunnen einen von ihnen unter der Folter zwingen könnten, den einzigen Weg durch den Sumpf zu verraten, seien sie alle darauf vorbereitet, mit einem Gift aus dem Leben zu scheiden, das jeder von ihnen in einem Beutel an der Brust trug. Das Schreckliche an der Sache war aber, dass Praxeas nicht daran zweifelte, sich in jedem Fall retten zu können, denn im letzten Moment würden sie als Schutzschild die Nubier haben. Es sei das Beste, was einem passieren könne, sagte er, als Leibwächter Circumcellionen zu haben.«
    »Ich habe von ihnen gehört, aber die Sache hat sich vor Jahrhunderten an den Küsten Afrikas zugetragen. Dort gab es Häretiker, die man Donatisten nannte, sie vertraten die Ansicht, die Kirche müsse die Gemeinschaft der Heiligensein, aber leider seien ihre Diener inzwischen alle verdorben, und darum könne kein Priester mehr die Sakramente vollziehen. Sie lagen in einem Dauerkrieg mit allen anderen Christen. Die entschiedensten unter ihnen waren eben die Circumcellionen, barbarische Angehörige der Mohrenrasse, die übers Land und durch die Täler zogen auf der Suche nach dem Martyrium. Sie stürzten sich mit dem Ruf Deo laudes von den Felsen auf die Wanderer, bedrohten sie mit ihren Keulen und befahlen ihnen, sie zu töten, damit sie der Glorie des Opfers teilhaftig würden. Und wenn die erschrockenen Leute sich weigerten, nahmen ihnen die Circumcellionen zuerst alles weg und zerschmetterten ihnen dann den Schädel ... Ich hatte allerdings gedacht, diese Exaltierten seien längst ausgestorben.«
    »Offenbar waren die Nubier von Pndapetzim späte Nachkommen von ihnen. Sie seien sehr gut im Krieg zu gebrauchen, sagte mir Praxeas mit seiner gewohnten Verachtung für seine Untertanen, denn sie ließen sich gerne vom Feind töten, und in der Zeit, die es brauche, um sie alle zu töten, würden die Eunuchen die Schlucht unpassierbar machen. Aber die Nubier warteten seit zu vielen Jahrhunderten auf dieses Glück, niemand komme, um die Provinz zu erobern, und so ballten sie nur ungeduldig die Fäuste. Über die Monster konnten sie nicht gut herfallen, da sie den Auftrag hatten, sie zu beschützen, und so versuchten sie sich Luft zu machen, indem sie wilde Tiere mit bloßen Händen jagten und töteten. Manchmal begaben sie sich bei ihren Jagden sogar über den Sambatyon in die Steinwüste, wo sie Chimären und Mantikoren erlegten, und gelegentlich hatte einer von ihnen die Freude, wie Abdul zu enden. Aber das genügte ihnen nicht. Es kam vor, dass gerade die Überzeugtesten von ihnen durchdrehten. Praxeas hatte bereits erfahren, dass einer von ihnen uns an jenem Nachmittag angefleht hatte, ihn zu enthaupten; andere stürzten sich, während sie die Schlucht bewachten, von den Felsen – kurzum, sie waren immer schwerer im Zaum zu halten. Den Eunuchen blieb nichts anderes übrig, als ständig ihre Wachsamkeit zu schüren, ihnen täglich von neuem die unmittelbare Gefahrauszumalen, sie glauben zu machen, dass die Weißen Hunnen tatsächlich vor den Toren stünden, und so schweiften die Nubier durch die Ebene, angestrengt Ausschau haltend, vor Freude jubelnd über jedes Staubwölkchen, das sie in der Ferne sichteten, die Ankunft der Feinde erwartend in einer Hoffnung, die sie seit Jahrhunderten verzehrte. Und in der Zwischenzeit, da nicht alle wirklich zum Opfer bereit waren, aber lauthals ihren Wunsch nach Martyrium verkündeten, um gut genährt und gut gekleidet zu werden, musste man sie bei Laune halten, indem man ihnen Leckerbissen und viel burq gab. Ich konnte verstehen, wie der Groll der Eunuchen von Tag zu Tag wuchs – gezwungen, über Monster zu herrschen, die sie hassten, und ihr

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