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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Baudolino am Ende des Jahres zu Rainald zurück, und er erinnerte ihn auch daran, dass die Magier, folgte man Otto, die Vorfahren des Priesters Johannes gewesen sein mussten, dem sie ihre Würde und ihre Funktion vererbt hatten. Daher die Macht dieses Priesters über die drei Indien oder zumindest eines von ihnen.
    Rainald hatte diese Worte von Otto ganz vergessen, doch kaum hörte er Baudolino einen Priester erwähnen, der ein Reich beherrschte, also einen neuerlichen König mit Priesterfunktionen, Papst und Monarch zugleich, warer überzeugt, damit eine gute Waffe gegen Alexander III. zu haben: die Magier Priesterkönige, Johannes ein Priesterkönig – was für eine wunderbare Figur, Allegorie, Weissagung, Prophezeiung, Antizipation jener kaiserlichen Würde, mit welcher er Friedrich auszustatten bemüht war!
    »Baudolino«, sagte er sofort, »um die Magier kümmere ich mich jetzt, denk du an den Priester Johannes. Nach allem, was du mir erzählt hast, haben wir bisher nur Gerüchte, das reicht nicht. Wir brauchen ein Dokument, das seine Existenz bestätigt und aus dem hervorgeht, wer und wo er ist und wie er lebt.«
    »Und wo soll ich das finden?«
    »Wenn du keins finden kannst, stell eins her. Der Kaiser hat dich studieren lassen, jetzt ist der Moment gekommen, dein Können zu zeigen. Und dir die Erhebung in den Ritterstand zu verdienen, sobald du deine Studien beendet hast, die meines Erachtens ohnehin schon zu lange dauern.«
     
    »Verstehst du, Kyrios Niketas?« sagte Baudolino. »Damit war der Priester Johannes für mich kein Spiel mehr, er war jetzt zu einer Pflicht geworden. Und ich musste ihn nicht mehr im Gedenken an Otto suchen, sondern um eine Anweisung Rainalds zu befolgen. Wie mein Vater Gagliaudo sagte, ich war immer ein Bastian contrario gewesen, einer, der stets das Gegenteil dessen tut, was man ihm sagt. Wenn man mich zu etwas zwang, verging mir gleich die Lust dazu. So gehorchte ich Rainald und kehrte sofort nach Paris zurück, aber nur um der Kaiserin nicht zu begegnen. Abdul hatte wieder angefangen, Lieder zu komponieren, und ich entdeckte, dass die Büchse mit dem grünen Honig inzwischen halb leer war. Ich erzählte ihm von dem Unternehmen mit den Magiern, und er nahm sein Instrument und sang: Niemand wundere sich, wenn ich / nur die liebe, die mich niemals sehen wird. / Von einer anderen Liebe weiß mein Herz nichts, / außer der, die es niemals erblickt, / noch wird mich jemals andere Freude ergötzen / und was soll mir auch Gutes daraus erwachsen / ah, ah ... Ah, ah ... Ich gab es auf, mit ihm über meine Pläne zu diskutieren, und in Sachen Priester Johannes unternahm ich etwa ein Jahr lang nichts.«
    »Und die Magierkönige?«
    »Rainald brachte die Reliquien zwei Jahre später nach Köln, aber er war großzügig, denn einige Zeit vorher war er Domprobst in Hildesheim gewesen, und bevor er die Überreste der drei Könige in den Kölner Schrein verschloss, ließ er jedem einen Finger abschneiden und als Geschenk an seine alte Kirche schicken. Zu jener Zeit hatte Rainald jedoch andere Probleme zu lösen, und keine geringen. Genau zwei Monate bevor er seinen triumphalen Einzug in Köln halten konnte, war der Gegenpapst Viktor gestorben. Fast alle hatten erleichtert aufgeatmet: so ordneten sich die Dinge von selber, und vielleicht würde sich Friedrich nun mit Alexander aussöhnen. Doch Rainald lebte von diesem Schisma, verstehst du, mit zwei Päpsten kam es mehr auf ihn an als mit einem allein. Daher produzierte er einen neuen Gegenpapst, Paschalis III., indem er eine Parodie des Konklave veranstaltete, mit einer Handvoll Kirchenmänner, die er gleichsam von der Straße aufgelesen hatte. Friedrich war nicht überzeugt. Er sagte mir ...«
    »Warst du zu ihm zurückgekehrt?«
    Baudolino seufzte: »Ja, für ein paar Tage. In jenem selben Jahr hatte die Kaiserin ihm einen Sohn geboren.«
    »Wie hast du reagiert?«
    »Ich begriff, dass ich sie endgültig vergessen musste. Ich aß sieben Tage lang nichts und trank nur Wasser, denn ich hatte irgendwo gelesen, dass Hungern den Geist reinigt und am Ende Visionen erzeugt.«
    »Stimmt das?«
    »O ja, aber in den Visionen sah ich sie . Da beschloss ich, dass ich dieses Kind sehen musste, um mir den Unterschied zwischen Traum und Vision zu verdeutlichen. So kehrte ich an den Hof zurück. Seit jenem wunderbaren und schrecklichen Tag waren über zwei Jahre vergangen, und seit damals hatten wir uns nicht wiedergesehen. Beatrix hatte nur Augen für ihr

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