Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
abgedrängt worden, haben denselben Weg zwei-, dreimal laufen müssen, nach dem Sinn irgendeines Wachtmeisters. Man hat ihnen den Bürgersteig verboten, und man hat ihnen aufgegeben, die Fahrbahn für die Autos freizuhalten.
    Stuff wirft noch einen Blick zurück. Da steht der Bürgermeister, im schwarzen Rock, inmitten von Uniformen. Wachtmeister eilen ab und zu, und die letzten Bauern schleichen scheu, mit gesenkten Köpfen zum Ausgang.
    »Wie dieses rote Schwein sich vorkommt!« stöhnt Stuff. »Sieh nur, Blöcker, wie unser Kollege von der Arbeiterpresse um ihn schwänzelt.«
    Wirklich, der Berichterstatter von der »Volkszeitung« in Stettin, vom Blatt des klassenbewußten Proletariats, ist hoch in Form. Jetzt schwänzelt der Pinkus mit lächelndem Antlitz vor einem Schupooffizier, wirft seinem Genossen von der Bürgermeisterei ein paar Worte zu und fährt schon herum, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf einen Bauern weisend, helle Empörung in seinem Antlitz.
    »Dieser elende Abschreibling!« knurrt Stuff.
    »Alles Schweine«, bestätigt Blöcker kurz. »Na, wartet ihr nur auf morgen!«
    Sie sind beinahe am Tor, die beiden Pressevertreter der bürgerlichen Zeitungen Altholms, als hinter ihnen ein rascher Schritt laut wird. Sie drehen sich um.
    Polizeioberinspektor Frerksen kommt ihnen nach. »Meine Herren, verzeihen Sie! Herr Bürgermeister läßt Sie bitten, morgen früh um neun Uhr zu einer Pressebesprechung zu ihm zu kommen.«
    »So?« fragt Blöcker.
    »Jetzt braucht ihr uns wohl?« fragt Stuff bissig.
    |214| »Ich werde einen amtlichen Bericht über die bedauerlichen Vorgänge den Herren übermitteln.«
    »Bedauerlich für dich!« höhnt Stuff.
    »Ich verstehe dich nicht, Stuff. Meine Vorgesetzten, Regierung und Polizei stehen hinter mir.«
    »Ich nicht«, sagt Stuff.
    »Du darfst nicht auf beeinflußte Zeugen hören.«
    »Deine Zeugen sind unbeeinflußt.«
    »Ich nehme an«, wendet sich der Oberinspektor verbindlich an Blöcker, »daß die ›Nachrichten‹ wie immer den Weg finden werden, der unserer Stadt günstig ist.«
    Blöcker bewegt zweifelnd die Schultern.
    »Aber, meine Herren«, ruft der Oberinspektor überrascht aus. »Die Polizei
mußte
einschreiten. Die Staatsautorität wurde verhöhnt. Die Verfassung mißachtet. Die Gesetze übertreten! Sollte die Polizei sich niederschlagen lassen? Kampflos von Aufrührern?«
    Einen Augenblick Stille, Frerksen wartet auf Antwort.
    »Also, gehst du mit?« fragt Stuff. »Ich habe keine Zeit mehr. Ich habe zu tun.«
    »Warte doch, Stuff. Ich komme schon mit. Guten Abend, Herr Oberinspektor.«
    Frerksen ruft den beiden nach: »Also morgen früh auf Wiedersehen. Um neun Uhr Pressebesprechung.«
    Sie zotteln die Straße hin.
    »Ach was!« ruft plötzlich Stuff. »Jetzt in die Stadt? Komm, Blöcker!«
    Sie kehren um, gehen wieder am Eingang des Viehhofes vorbei, ein Stück Chaussee, dann durch ein Hecktor, über eine Weide, an Korn entlang. Durch eine Wiese, zu einem Bach.
    »Hier setzen wir uns«, sagt Stuff. »Ach, das tut gut! Wie frisch es hier riecht!«
    »Die Wiese muß Benthin gehören. Früher standen hier am Wasser längs Pappeln.«
    »Die Wiese gehört schon zu Grünhof«, belehrt Stuff. »Und |215| der Bach ist die Scheide zwischen Altholm und Grünhof. Wir sind schon nicht mehr auf Altholmer Boden.«
    »Ich wollte, wir wären für immer fort. Was das wieder für einen Stank geben wird!«
    »Hast du noch Zigarren?« fragt Stuff. »Danke, ich nehme mir eine. Ich werde hier wohl erst einmal einen Schlaf tun. Ich bin noch halb dun.«
    »Daß wir uns grade dann festsaufen müssen, wo so was passiert. Nun haben wir nichts von dem ganzen Trara gesehen.«
    »Danke, ich habe genug gesehen in der Viehhalle. Ich weiß Bescheid. Und für das andere gibt es Augenzeugen genug.«
    »Du hast den Frerksen ganz hübsch abfallen lassen, Männe.«
    »Warum auch nicht? Mir haben sie gesagt, er hat den ganzen Mist angerührt. Ich werde ihn ausschmieren, den Schleimscheißer, den elenden!«
    »Willst du nicht erst die Pressebesprechung abwarten?«
    »Abwarten? Was soll ich denn abwarten?« schreit Stuff. »Daß sie um den Dreck herumlügen? Ich habe genug gesehen. Ich weiß Bescheid. Wehrlose Bauern schlagen, wartet, meine Freundchen! Jetzt geht die ›Chronik‹ los.«
    »Erlaubt das Schabbelt?«
    »Schabbelt? Was hat der schon zu erlauben? – Ich will es dir sagen, im strengsten Vertrauen, Blöcker: Schabbelt hat verkauft.«
    Stille.
    Und Blöcker: »Ich will es dir sagen,

Weitere Kostenlose Bücher