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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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wahrscheinlich sogar in den Nebenhäusern … Warte!
    Aber er kann sich nicht erinnern, wo seine Setzer wohnen. Halt!
    Eben hat der Kerl nicht aufgepaßt, ein weißer Lichtstrahl fuhr gegen die Decke, erlosch blitzschnell.
    Der geniert sich verdammt wenig. Gut, daß ich das Manuskript für morgen in der Tasche habe, sonst wäre es womöglich |234| auch flöten. Bin doch neugierig, ob er den Hundertmarkschein klaut. Das wäre ein Fingerzeig.
    Padberg zuckt die Achseln.
    Es ist sinnlos, daß ich hier noch stehe. Schließe ich unten auf, ist er verschwunden. Aber morgen nacht, morgen, Freundchen, packe ich mich unter den Schreibtisch.

    Noch an einem andern Schreibtisch wird in dieser Nacht heimlich gearbeitet. Im Rathaus Altholms, längst verlassen, völlig verödet, öffnet sich die Tür zum Arbeitszimmer des Bürgermeisters.
    Ein kleiner Schatten steht einen Augenblick im Rahmen, lauscht. Dann huscht er gegen den Schreibtisch, beweglich, jugendlich, rasch, macht sich zu schaffen daran, zieht das linke obere Schubfach auf. Er tastet mit seinen Händen. Obenauf liegt ein Schreiben, ein Stück Papier, in Folio. Starkes Papier, in der Mitte gebrochen, also in einem langen Folioumschlage gewesen. Die Hände tasten weiter. Siehe da, darunter liegt der Umschlag, hastig aufgerissen, aber die spürenden Finger fühlen doch die Siegelmarke, die ihn verschloß.
    »Der Geheimbefehl«, flüstert der kleine Mann. »Ich habe ihn. Nun warte, Genosse Gareis, jetzt haben wir dich an der Strippe.«
    Durch das schlafende Land fährt langsam, schleudernd, mahlend ein Auto. Manchmal, wenn es stille hält und Bandekow und Rehder beraten über den Weg, hören sie zur Linken deutlich die Brandung der See.
    Als das Auto heute morgen ausfuhr, waren darin fünf: Padberg, Henning, Rohwer, Rehder, Bandekow. Wo sind sie jetzt?
    Henning zum Krüppel geschlagen und gefangen, Rohwer verhaftet und im Gefängnis, Padberg im Zorn geschieden.
    Zwei nur sind übriggeblieben, aber sie haben einen dritten mitgenommen: Er liegt hinten im Wagen, der Bauer Banz, den sie vor der Schupo im Keller des Auktionshauses verbargen. Meistens liegt er still, aber manchmal spricht er |235| auch, und was er spricht, das zeigt, wie gut es war, daß sie ihn nicht der Polizei auslieferten.
    »Wir müssen sehen, daß wir den Sprengstoff aus der Scheune kriegen. Bei seinem jetzigen Zustand dürfen wir ihn nicht hierlassen.«
    »Den kann ich zu mir nehmen«, sagt Bandekow.
    »Ja, vielleicht. Aber nicht heute nacht. Heute ist alles Unglück.«
    »Das mögen Sie wohl sagen.«
    Im Licht der Scheinwerfer taucht der Katen auf. »Hoffentlich kriegen wir die Frau bald wach.«
    »Und hoffentlich erschrickt sie nicht zu sehr.«
    Aber die Frau erschrickt nicht. »Kommt ihr allein,
das
holen, oder bringt ihr ihn?«
    »Wir haben ihn im Wagen, aber …«
    »Lebt er?«
    »Ja, aber er ist verletzt.«
    »Kann ich ihn aufs Bett legen oder sucht ihn die Polizei?«
    »Die Polizei weiß nichts von ihm. Vielleicht später, jetzt noch nicht.«
    »So faßt an, Männer.«
    Sie hält den mißhandelten Kopf mit festen Händen. Sie legen ihn in der Stube aufs Bett.
    »Können wir etwas helfen? Brauchen Sie Geld?«
    »Gehen Sie nur. Ich komme zurecht.«
    »Und besser holen Sie keinen Arzt.«
    »Arzt …?« fragt sie verächtlich. »Ich habe alle Kinder bekommen und groß gemacht ohne Arzt. Das bißchen Wunde? Das wasche ich mit Rinderurin. Und gegen das Fieber gibt es Umschläge. In einer Woche häufelt er Kartoffeln.«
    »Aber …«
    »Nein, nun geht man!«

    Den Burstah, auf dem nur noch jede dritte Laterne brennt, schlendert ein Mann entlang. Fast kein Mensch ist mehr unterwegs, und so hat der Mann die ganze Straße für sich allein. |236| Er schlendert in der Mitte des Fahrdamms, die Hände tief in den Taschen, und pfeift sich eins.
    Auf der Verkehrsinsel an der Grünhofer Straße bleibt der Mann stehen. Er ist nicht ganz so gleichgültig und unbekümmert, wie er tut. Sehr genau mustert er Straße und Häuser, den Grünplatz, die Anlagen um das Heldenmal.
    Auf einer Bank hinten entdeckt er ein Liebespaar, im tiefsten Schatten der Büsche.
    Er zögert einen Augenblick, überlegt sich den Fall, aber dann geht er doch auf das Heldenmal zu.
    »Die sehen nichts. Die haben kein Auge«, sagt er.
    Diesmal geht Matthies, der Funktionär der KPD, sachte um das Geraniumbeet herum, bemüht sich, seinen Fuß nur auf festen Rasen zu setzen. Dann kommt er in den Schatten des Denkmals, hinter den Sockel. Er braucht

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