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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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gerade die Spülmaschine aus, als
sie den fremden Wagen auf ihren Hof fahren sah. Sie stellte das Nudelsieb, das
sie in der Hand hielt, auf die Anrichte und trat ans Fenster. Das Auto hatte
ein Münsteraner Kennzeichen, die Scheiben waren getönt. Die Tür wurde geöffnet,
und eine Frau trat auf den Hof. Es war diese Mitarbeiterin der Mordkommission,
Gabriele hatte ihren Namen vergessen. Sie trocknete sich die Hände ab und ging
zur Tür. Die Frau kam ihr mit einem Lächeln entgegen.
    »Guten Tag, Frau Röttger. Mein Name ist Holthausen, vielleicht
erinnern Sie sich noch an mich?«
    »Natürlich. Sie sind von der Polizei. Was kann ich für Sie tun?«
    »Eigentlich würde ich gern mit Ihrem Mann sprechen. Ist er zu
Hause?«
    »Er ist im Wohnzimmer.« Sie trat zur Seite. »Kommen Sie herein, ich
bringe Sie zu ihm.«
    Sie nahm ihr die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. Dann
führte sie die Kommissarin durch den Flur. Vielleicht gibt es ja Erkenntnisse,
was den Anschlag im Maisfeld betrifft, dachte sie. Doch die Frau sah nicht so
aus, als hätte sie gute Neuigkeiten im Gepäck.
    Clemens saß in seinem Sessel am Fenster. Er las in einem Buch. Sie
wusste nicht, wann er das zum letzten Mal getan hatte. Er erhob sich und
begrüßte den Gast.
    »Setzen Sie sich«, sagte er. »Ich hoffe, ich kann Ihnen bei den
Ermittlungen behilflich sein.«
    »Vielleicht möchten Sie Kaffee?«, mischte Gabriele sich ein. »Ich
könnte rasch welchen kochen.«
    »Das wäre sehr nett. Schwarz für mich bitte.«
    »Gerne.« Sie drehte sich um, und die Kommissarin wandte sich an
Clemens.
    »Ich möchte ohne Umschweife zur Sache kommen, Herr Röttger. Haben
Sie im Auftrag von Melchior Vesting Antiquitäten verkauft?«
    Gabriele blieb in der Tür stehen.
    »Melchior hat Ihnen das gesagt, nicht wahr?«, meinte Clemens. »Ich
weiß, dass er heute zu Ihnen nach Münster gefahren ist.«
    »Hat er denn recht mit dieser Behauptung?«
    Er nickte. »Ich habe die Verkäufe für ihn veranlasst. Melchior
befürchtete, dass er sich in diesem Geschäft nicht behaupten kann. Und
wahrscheinlich stimmt das sogar.«
    Gabriele war perplex. »Du hast Antiquitäten für ihn verkauft?«
    Clemens sah sie widerwillig an. »Seine alten Bauernmöbel. Er wollte
es so.«
    »Aber davon hast du mir gar nichts gesagt.«
    Er wurde ungehalten. »Gabi, bitte! Später!«
    Mit einem Blick bedeutete er ihr, sich um den Kaffee zu kümmern.
Mechanisch drehte sie sich um und ging in die Küche.
    Während der Kaffee durch die Maschine plätscherte, stand sie einfach
da und starrte vor sich hin. Ein weiteres Geheimnis, von dem sie nichts wusste.
Sie stellte Tassen und Besteck auf ein Tablett, dann nahm sie den Kaffee und
trug alles ins Wohnzimmer.
    Clemens hatte einen Ordner aus dem Schrank geholt. Er lag
aufgeschlagen auf dem Tisch, gemeinsam mit der Kommissarin beugte er sich
darüber.
    Gabriele schenkte Kaffee ein und machte Anstalten, wieder zu gehen.
Doch Clemens hielt sie zurück.
    »Setz dich doch zu uns«, sagte er.
    Der Ausdruck in seinem Gesicht hatte sich verändert. Er lächelte
jetzt. Widerstrebend nahm sie Platz.
    »Ich wollte keine Geheimnisse vor dir haben«, sagte er. »Ich habe
Melchior nur versprochen, keinem etwas zu sagen.«
    Aber ich bin doch nicht irgendwer, hätte sie am liebsten gesagt. Ich
bin deine Frau. Doch sie wollte damit warten, bis sie alleine waren.
    Nach einer Weile schlug die Kommissarin den Ordner zu.
    »Ich würde mir den gerne ausleihen«, sagte sie. »Damit wir die Sache
überprüfen können. In ein paar Tagen werde ich Ihnen alles zurückbringen.«
    »Kein Problem. Wir helfen gern.«
    »Also gut.« Sie trank ihren Kaffee aus, nahm den Ordner und
verabschiedete sich. Gabriele brachte sie hinaus. Als sie die Tür ins Schloss
gedrückt hatte, wurde es still im Haus. Plötzlich wollte sie gar nicht mehr
zurück ins Wohnzimmer. Sie hatte Angst davor. Doch Clemens war bereits im Flur
aufgetaucht. Er lehnte an der Wohnzimmertür.
    »Ich habe es ihm versprochen«, sagte er noch einmal. »Keiner sollte
davon etwas wissen, das war Melchiors Bedingung. Es sollte sich nicht
herumsprechen in Erlenbrook-Kapelle.«
    Sie wollte etwas entgegnen, aber sie schaffte es nicht. Da war ein
riesiger Kloß in ihrem Hals.
    »Ist schon gut«, brachte sie heraus.
    »Er brauchte das Geld für Aalderk. Für die Operationen.«
    Sie nickte. »Es tut mir leid«, sagte er.
    Doch da war sie bereits in der Küche verschwunden.
    Heike setzte sich in den Wagen und warf den

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