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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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zugezogen, als er während seiner Fehlzeit auf einem Foto im Lokalteil des DonauKuriers zu sehen war, das ihn zusammen mit anderen bei der Einweihung eines Gipfelkreuzes in 2400 Metern Höhe zeigte.
    Der Inspektionsleiter gab sich mit der Begründung, Helmuths Orthopäde hätte ihm Bewegung an frischer Luft verordnet und ihm ausdrücklich zu einer Bergtour geraten, nicht zufrieden. Auch von einer schriftlichen Bestätigung des Orthopäden ließ er sich nicht beruhigen, was eventuell auch daran lag, dass der Orthopäde den gleichen Familiennamen wie Helmuth führte und sich bei näherer Untersuchung als dessen Bruder herausstellte.
    Von der Eröffnung eines Disziplinarverfahrens wurde nach langem Hin und Her abgesehen. Um jedoch eine Eskalation zu vermeiden und Helmuth dem Einfluss seines erzürnten Chefs zu entziehen, wurde er zur Kripo abgeordnet. Das bedeutete, dass Helmuth zeitlich begrenzt bei der KPI Dienst tat, aber irgendwann wieder zur PI zurück musste.
    Charly kannte Helmuth aus seiner eigenen Schichtzeit als erfahrenen Beamten, der zugeteilte Arbeiten zuverlässig erledigte, sich ansonsten aber kein Bein ausriss. Jetzt saß er Charly gegenüber, hatte die Arme verschränkt und harrte der Dinge, die da auf ihn zukommen würden.
    »Also, nochmals willkommen bei der Kripo, Helmuth«, begann Charly. »Sandra hat das Theater ja mitgekriegt, aber wir sollten alle drei den gleichen Wissenstand haben.« Dann fasste er noch einmal die Ereignisse der Frühbesprechung zusammen. Schweigend lauschten Sandra und Helmuth den Ausführungen. Nur Sandra meldete sich einmal zu Wort. »Nur damit ich’s richtig versteh«, fragte sie, »wär’s ned Sache des Dienststellenleiters gwesen, des Personelle zu regeln oder wenigstens irgendwas dazu zu sagen?«
    »Ach Sandra, wer glaubt, dass ein Dienststellenleiter eine Dienststelle leitet, der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.«
    Nachdem er den beiden Kollegen alles erzählt hatte, was er selbst bis jetzt an Einzelheiten wusste, rieb sich Charly die schmerzende Schulter. Dann griff er zum Telefon und wählte die Nummer der Staatsanwaltschaft. Frau Gambrini-Steinmetz hatte mittlerweile mit ihrem Vorgesetzten gesprochen. Selbstbewusst ordnete sie die Obduktion der Leiche Bichlers an und wünschte, stets auf dem Laufenden gehalten zu werden. Danach rief Charly beim Institut für Rechtsmedizin in München an und vereinbarte einen Termin für die Leichenöffnung um 15.00 Uhr.
    In den Fällen der Krankenhaustoten und des Exhibitionisten war das Wichtigste bereits erledigt und keine dringlichen Tätigkeiten erforderlich. Helmuth würde den weiteren Vormittag damit beschäftigt sein, sich verwaltungsmäßig und EDVtechnisch bei der KPI anzumelden, und so entschied Charly, sich zusammen mit Sandra auf dem Bauernhof umzusehen.
     
    Als sie an dem Anwesen in Knoglersfreude eintrafen, stand der silberne VW-Bus des Erkennungsdienstes quer vor der Hofeinfahrt. Entgegen eines mittlerweile üblichen Verfahrens war der Leiter der Spurensicherung angesichts des Namens Bierschneider nicht sofort in hysterischen Aktionismus verfallen. Er hatte nur zwei der vier verfügbaren Spurensicherer zur AG Kiara beordert. Er selbst war mit Bernd Fischer zum Bauernhof gefahren, wo die beiden jetzt alle erforderlichen Siche rungsmaßnahmen durchführten.
    Charly parkte den Dienstwagen hinter dem VW-Bus, und nachdem er sich wegen der Schmerzen in der Schulter steif aus dem Auto geschält hatte, taxierte er den Hof im hellen Licht dieses herrlichen Herbsttages. Doch auch der Sonnenschein konnte nichts an dem trostlosen Eindruck ändern, den Charly schon gestern Abend gewonnen hatte: Lieblos und heruntergewirtschaftet zeigte sich der Hof. Offenbar hatte der Landwirt einzig Wert auf Funktionalität gelegt. Erst wenn etwas nicht mehr brauchbar war, wurde es ausgebessert, und dann am besten noch selbst und kostenneutral. Dementsprechend sahen die Gebäude und Maschinen des Anwesens aus. Weder Blumen noch Topfe, Figuren oder Schalen fand man irgendwo auf dem Hof. Das einzig Lebendige war eine Schar Hühner, die in einem schmalen Grasstreifen im Schatten der Scheune scharrte.
    »Hier fehlt schon lange eine Frau«, bemerkte Sandra, als sie quer über den Hof gingen. Charly hatte Sandra im Kuhstall gezeigt, wo die Leiche gelegen hatte, und wollte nun einen Blick ins Wohnhaus werfen. Gleich hinter der Haustür trafen sie auf Bernd Fischer, der in einem weißen Papieroverall mit einem Rußpinsel im Flur

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