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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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charmante Einladung,« Rohberg zwinkerte bei dieser Bemerkung, »aber wie Sie wissen, kenne ich mich mit Frauen nicht so gut aus.«

16
    Zwei Stunden Schlaf brauchte ich für gewöhnlich, um mich von der Woche einigermaßen zu erholen. Freitags war ich in der Regel wie ausgepumpt, nicht nur, weil ich bis zur siebten Stunde Unterricht hatte, sondern weil sich dann die Anspannung der ganzen Woche löste. Nach dem Freitagsunterricht stellte sich erstmalig das Gefühl ein, keinen Gedanken an den Unterricht des kommenden Tages verschwenden zu müssen, bestenfalls die Überlegung, wann ich mit der Korrektur der Klassenarbeiten beginnen mußte. Jedenfalls nicht am Freitagnachmittag, hatte ich beschlossen. Jedenfalls nicht, bevor ich nicht ein paar Stunden geschlafen hatte. Der Mittagsschlaf endete jäh, als das Telefon klingelte. Im Schlaf hielt ich es für das Bimmeln der Schulklingel. Deshalb klang ich ziemlich barsch, als ich verschlafen meinen Namen in den Hörer brummte. Mein Gesprächspartner stand mir da in nichts nach.
    »Sind Sie der Lehrer von unserer Annette?«
    Schlagartig war ich wach – Eltern. Da hieß es, Vorsicht walten lassen.
    »Es kommt drauf an, welche Annette Sie meinen.« Mein Ton war liebenswürdig und bestimmt, genau das Richtige, wenn jemand es nicht für nötig hielt, seinen Namen zu nennen.
    »Rösner – ich heiße auch Rösner.« Prompt fiel mir ein Sketch von Loriot ein, bei dem der Opa im Spielzeugladen nicht weiß, ob sein Enkel Junge oder Mädchen ist, deshalb nach dem Namen gefragt wird und antwortet: »Hoppenstedt – wir heißen alle Hoppenstedt.«
    »Herr Rösner, Sie sind sicherlich der Vater von Annette aus der 8b. Sicher, ich unterrichte die Klasse in Deutsch.«
    »Dann würde mich ja sehr interessieren, warum unsere Annette eine Fünf in der Klassenarbeit hat.«
    Der Fall war mir noch ganz präsent. In der Gegenstandsbeschreibung eines Haarföns hatte Annette seine Bestandteile aber auch nicht annähernd treffend beschrieben. Den eingeübten Aufbau einer solchen Beschreibung hatte sie schlichtweg nicht beachtet, das Ganze war völlig konfus und wimmelte von Rechtschreibfehlern.
    »Sie haben die Arbeit Ihrer Tochter gelesen, nehme ich an?«
    »Natürlich – äh – sie hat immerhin eineinhalb Seiten geschrieben.« Der kausale Zusammenhang zwischen der Länge des Textes und Herrn Rösners Antwort war nicht gerade zwingend.
    »Sicher haben Sie dann auch meinen Kommentar darunter gelesen. Vielleicht können Sie kurz erläutern, was daran nicht Ihre Zustimmung findet.«
    »Also, ich muß sagen, ich finde, unsere Tochter hat ihre Sache ganz gut gemacht. Da ist doch alles Nötige drin, nicht zu viel, nicht zu wenig. Sie sollte doch einen Fön beschreiben, nicht?«
    »Genau, Herr Rösner, ich hatte den Fön mit in den Unterricht genommen, die Kinder hatten ihn also direkt vor Augen.«
    »Ja, und den hat sie doch gut beschrieben, hat sie den doch, oder sah der etwa ganz anders aus?«
    »Ich weiß nicht, was für einen Fön Sie sich nach Annettes Beschreibung vorstellen, Herr Rösner. Ich kann Ihnen nur sagen, daß die Beschreibung Ihrer Tochter vollkommen unzureichend war.« Ich begann, mein Urteil zu erläutern. Ich hatte sogar noch einen besonders haarsträubenden Satz aus dem Aufsatz im Kopf zurückbehalten, den ich Herrn Rösner nicht vorenthalten wollte. »Wie viele andere Föhne ist auch dieser Föhn wohl zum Haareföhn da.«
    »Annettes Schwächen in Deutsch sind wirklich besorgniserregend«, leitete ich dann zum Gesamtbild seiner Tochter über. »Sprachgefühl, Rechtschreibung, Grammatik – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Während ich sprach, war mir klar, daß ich die Sache nicht auf den Punkt brachte. Annettes Schwächen waren nicht nur in Deutsch so groß, sondern auch in Englisch und Französisch- in allen anderen Fächern hielt sie sich meines Wissens nach mit vier. Annette war schlichtweg überfordert. Auch Tausende von Marken, investiert in Nachhilfe, würden an diesem Umstand nichts ändern, zumal Annette ein nicht geringes Maß an Faulheit an den Tag legte. Es wäre das beste, wenn sie die Schule wechseln würde, so bitter das auch für das Kind war. »Herr Rösner, ich würde vorschlagen, daß wir noch einmal mit dem Klassenlehrer und mir zusammen ein Gespräch führen. Wären Sie damit einverstanden?«
    Herr Rösner roch sofort Lunte und startete den Rückzug.
    »Um Gottes willen, ich will Ihnen doch keine unnötige Arbeit machen. Sicher war das nur ein

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