BAUhERrNOPFER
Momentan ist der Schacht noch mit Schalbrettern abgedeckt, weil ja der Deckel eckig war und nicht rund und wir den Wasserleitungsverbund nicht erzürnen wollen, indem wir den falschen Deckel verwenden. Wenn der Bauleiter des Wasser-Bautrupps noch einmal unangekündigt vorbeikommt und den falschen Deckel sieht, dann fallen wir mit Sicherheit in Ungnade und müssten unser Wasser in Zukunft wohl aus dem mit Regenwasser gefüllten Poolloch pumpen.
Sehr gespannt sind wir auf jeden Fall schon, wie der runde Wunderdeckel mit der Aufschrift Vista-Top aussieht. Und sobald wir dort wohnen, werde ich mindestens ein Mal im Monat den Wasserschacht öffnen, um die Wasseruhr abzulesen. Nur damit sich der Aufpreis von mehreren hundert Euro für diesen elenden Deckel auszahlt.
Was sich bereits ausgezahlt hat, ist die Gebühr für fünfzehn Quadratmeter Parkraum vor unserem Grundstück, denn gestern in der Nacht ist Erde von unserem Haufen Richtung Straße abgerutscht. So kann sich allerdings niemand Aufregen, weil wir ja sechseinhalb Meter des Parkraumes für uns verwenden dürfen. Viel ist nicht runter gekommen. Allerdings dachte ich kurzfristig, dass gleich der ganze Haufen auf der Straße liegt. Bewaffnet mit einer Schaufel schaufle ich ein wenig Dreck zurück auf den Haufen und sichere den Mist mit den Bauschutzgittern ab.
Selbst auf der Baustelle niedere Tätigkeiten zu verrichten, bringt einem übrigens Sympathien der Arbeiter auf der Baustelle, denn Bauherren die selbst Hand anlegen, sind heutzutage selten gesehen. Das meint zumindest der Baggerfahrer.
Um 10:30 erwischt mich der Polier, in der Firma sitzend und technische Dokumentationen schreibend, telefonisch mit der Meldung, dass er mit seinen Arbeitern jetzt auf der Baustelle wäre. Cool, denn eigentlich rechnete ich erst Übermorgen mit ihnen. Aber je früher desto besser. Also drücke ich gleich nach meiner Verwunderung meine Freude über den Baubeginn aus. Die Freude erhält allerdings einen kleinen Dämpfer, da wir noch immer kein Wasser haben und damit die Bauarbeiten auch gleich wieder eingestellt wären.
Kurzentschlossen nehme ich mir über Mittag Zeitausgleich und durchstreife, um Wasser flehend, die Nachbarschaft. In einer Wohngegend mit vorwiegend berufstätigen Bewohnern, ist das keine ganz leichte Aufgabe. Bereits im dritten Haus habe ich Glück, denn die Nachbarin liegt derzeit krank zuhause und öffnet mir im Glauben ein Paket zu erhalten auch noch die Türe. Von ihr erhalte ich netter Weise sofort die Erlaubnis, einen Schlauch in ihrem Garten anzuschließen. Wir brauchen nicht viel. Ungefähr zwei Kubikmeter. Dafür werden wir sicher eine Möglichkeit finden uns zu bedanken.
Danach fahre ich zum nächsten Baumarkt und besorge fünfzig Meter Gartenschlauch mit den entsprechenden Aufsätzen. Außerdem nehme ich gleich den Kugelhahn für einen provisorischen Wasseranschluss an der Wasseruhr mit. Dort können wir dann den Wasserschlauch anschließen. Sobald wir von unserem Wassermonopolisten beliefert werden, natürlich.
Apropos Wassermonopol. Jetzt haben wir auch endlich einen Schachtabschluss mit einer runden Öffnung. Ich konnte auch bereits einen Blick auf den Heiligen Gral der Wasserwirtschaft werfen. Der VISTATOP Einhandklappscharnierschachtdeckel mit Arretierung ist eine wahre Schönheit im Vergleich zum eckigen Deckel. Weil er so schön rund ist! Der Baumeister hatte allerdings noch große Probleme bei der Rückgabe des eckigen Deckels. Das sind alles Verbrecher bei dieser Schachtdeckel-Mafia.
Als ich mit dem Schlauch zur Baustelle komme, schiebt gerade ein Sattelschlepper aus der engen Gasse heraus. Dieser hatte kurz zuvor die Dämmplatten für die Bodenplatte geliefert. Fünf Paletten mit diesen sechzehn Zentimeter dicken XPS-Platten. Mit denen werden uns in Zukunft die Füße nicht kalt werden, weil die ganze Fundamentplatte in diesen warmen und weil aus Rohöl gewonnen, sauteuren Hauspatschen steht. Momentan ist alles voll geräumt mit Material.
Wieder einmal läutet mein Mobiltelefon. 'Freund oder Feind' wer wird wohl dran sein?
Es ist der Mann, der uns die Zentralbelüftung aus den USA importiert. Nach Wochen des Wartens kommt jetzt der erlösende Anruf. »Der Zoll ist erledigt. Ich könnte ihnen das Lüftungsgerät jederzeit
Weitere Kostenlose Bücher