BAUhERrNOPFER
Bisschen bis ich mich wieder bewegen kann, um dann einem Affen gleich, das Technikpaket zu erklimmen. Wie ein wildgewordener Orang Utan reiße ich an den Rohren während der Spediteur versucht hunderte Meter von Klebeband, die eine nahezu unlösbare Verbindung mit den Rohren und dem Rest der Lieferung eingingen, zu durchschneiden. Der Staplerfahrer hat die Gabel mittlerweile wieder unter meinen Füssen platziert und mit vereinten Kräften schaffen wir es doch, ein Rohr nach dem Anderen aus dem Verbund zu lösen.
Als alle Rohre entfernt sind, passt die Palette problemlos in unseren Lagercontainer, der nun mit Lüftung und Pooltechnik bereits zur Hälfte gefüllt ist. Während ich das Lager schließe, macht sich der Spediteur bereits auf den Weg zu unserem Baugrund, wo die Schalsteine und die Treppe abgeladen werden. Die Schalsteine sind übrigens so leicht, dass das komplette Material auf einmal von zwei Leuten getragen werden könnte.
Froh darüber wieder etwas erledigt zu haben, komme ich zuhause an und finde bereits die Rechnung für den Pool in der Post. Wie zu erwarten war, steht die Position Lieferung mit einem Betrag von vierhundertsiebzig Euro drauf, obwohl wir die Abholung für zweihundertfünfzig Euro selbst organisierten. Um zu zeigen, dass wir gute Kunden sind, veranlasst Babsi sofort die Überweisung der Kaufsumme, exklusive der Lieferung natürlich. Es wird sich zeigen ob wir daraufhin noch etwas hören.
Angespornt von der rasanten Entwicklung unseres Rohbaus wollen wir am morgigen Feiertag den Aufbau der Poolschalsteine übernehmen. Dazu müssen wir heute nach der Arbeit noch die nötigen Stahlstäbe zur Bewehrung und Montageschaum für die Befestigung der Styroporwürfel besorgen.
Um halb sieben am Abend sieht es bereits schlecht aus für unser Vorhaben. Wie immer, wird die Planung von unvorhergesehenen Besprechungen im Büro total ausgehebelt. Bei Kaffee und Wasser sitze ich mit einigen Kollegen in einem Besprechungsraum fest und höre gespannt zu, wie ein Vorgesetzter eine Rede über das Reden zum Zwecke der Zeitvergeudung hält. Den eigentlichen Inhalt bekomme ich nicht mehr mit, da ich meine Ohren bereits vor mehr als einer halben Stunden auf Durchzug schalten musste, um nicht vor versammelter Mannschaft zu kotzen und im Anschluss schreiend das Weite zu suchen. Die Besprechung endet kurz nach neunzehn Uhr, gerade rechtzeitig, damit sich der Materialkauf nicht mehr ausgeht. Damit fällt der Poolbau am morgigen Feiertag flach.
Doch gleich am Freitag in der Früh, Babsi muss heute arbeiten, nehme ich mir den Fenstertag frei, was ich nach dem unnötigen Gequatsche letztens auch wirklich verdiene, fahre zur Baustelle und kontrolliere wie viel Baustahl noch herum liegt. Danach rechne ich mir den Bedarf aus und komme nach mehrfacher Kontrolle auf hundertfünfzig Meter Bewehrungsstahl der in die Schalsteine einzulegen wäre. Eine spannende Aufgabe für unseren Golf Kombi.
Mein erster Weg führt mich in den nahe gelegenen Baumarkt, in der Hoffnung dort die entsprechenden Materialien zu finden. Leider werde ich enttäuscht. Dieser Baumarkt hat nur zehn Stangen zu je zwei Meter Länge lagernd. Mit zwanzig Metern komme ich nicht weit. Der Meterpreis liegt bei über zwei Euro, was mir ziemlich teuer vorkommt.
Als nächstes fahr ich zu Hornbach - 'Mach es zu deinem Projekt!' . Vielen ist die Werbung bekannt, in der Heimwerker als leicht geistig verwirrt, verschwitzt und ungepflegt dargestellt werden. Ich persönlich sehe mich daher nicht als klassischen Heimwerker. Frisch geduscht, frisch gewaschene Kleidung und durchaus fähig einen klaren Gedanken zu fassen, spaziere ich hinein um zu erfahren, dass die Bewehrungseisen im Baustoff-Drive-In verkauft werden.
Also wieder raus, rein ins Auto und das Drive-In geentert. Nach längerer Suche werde ich fündig. Baustahl in Stärken von acht bis sechzehn Millimeter kann man hier kaufen. Der Meterpreis liegt hier bei sensationellen vierundfünfzig Cent je Meter, also um etwa fünfundsiebzig Prozent weniger als beim letzten Baumarkt. Aber wo sind die kurzen Eisen, die ich auch in unseren Kombi bringen würde?
Plötzlich die Erkenntnis. Ahhhaaaa! Es gibt keine kurzen Eisen . Die sind alle sieben Meter lang. Man darf sich die Eisenstangen aber gerne selbst
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