Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
mit seinen Kollegen oder mit der Direktorin, sondern eilte geradewegs zur Tür.
»Red, Green, Sie beide bleiben bitte noch einen Moment hier«, sagte die Direktorin, als die anderen Violet folgen wollten. Smith sah seinen Kollegen an und blieb neben seinem Sessel stehen, bis die anderen gegangen waren und die Tür hinter ihnen zufiel.
»Diesen soeben erlebten Ausbruch hatte ich bereits erwartet. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir Violet nicht länger vertrauen können, da er womöglich nicht mehr im Interesse der Agency handelt. Red, Sie stellen sicher, dass er ab sofort keinen Zugang mehr zur Agency hat. Green, Sie kümmern sich um das leibliche Wohlergehen des Imperators und der Premierministerin Tolliver. Notfalls offenbaren Sie den beiden gegenüber – aber nur ihnen gegenüber – Ihre Verbindung zur Agency und Ihren Status. Alles verstanden?« Sie sah die beiden Männer an, die bestätigend nickten. »Gut, dann zurück an die Arbeit.«
Die zwei Agenten verließen den Raum. Keiner von ihnen ließ ein Wort über ihren neuen Auftrag verlauten. Hinter ihnen zog ein Sturm über die fleckige Oberfläche des Jupiter.
16. Kapitel
In der Ebene der Schmach können die verlorenen Seelen nicht ihr Gesicht heben. (Trauer der Hssa)
Nur der wahre Held (Ehre gegenüber esLi)
kann den Blick zum Himmel wenden.
Klagelied vom Gipfel
Ptal HeU’ur kam noch zeitig aus dem Laubengang hervor, um eine Szene zu verhindern, dennoch war ihm sofort klar, dass er mitten in Schwierigkeiten hineinflog.
Makra’a, der Nestlord von HeU’ur, stand nahe dem Eingang und redete aufgebracht. Seine Flügel hatte er in die Stellung des Extremen Affronts gebracht, und es sah ganz so aus, als würde er jeden Moment sein chya gegen S’tlin, den alHyu des Hohen Lords, richten. S’tlin, ein Diener von mittlerem Alter und schmächtiger Statur, stand respektvoll da und schwieg, war aber so positioniert, dass Makra’a ihn nicht passieren konnte, ohne Gewalt anzuwenden.
Ptal konnte sich fast denken, warum die Acht Winde Makra’a hergeführt hatten. Auch wenn er sich dem Nestlord jetzt lieber nicht gestellt hätte, blieb ihm gar keine andere Wahl.
»esLiHeYar, Mylord«, sagte er, während er sich ihm rasch näherte. »Ich grüße Sie, ha Makra’a, und willkommen zurück in esYen.« S’tlin ging zur Seite, während sich der Hohe Kämmerer vor dem wütenden Makra’a HeU’ur aufbaute.
Der Nestlord senkte seine Flügel, um seinen größeren Respekt vor dem Neuankömmling zu bekunden, gleichzeitig wurde seine Stimme leiser, »se Ptal. Sie sehen gut aus dafür, dass Sie so weit von der freundlichen Sonne über E’rene’e entfernt sind.« Es war eine eindeutige Anspielung darauf, dass er nicht nach Hause gekommen war.
»Manchmal sind unsere Pflichten stärker als unsere Wünsche«, antwortete Ptal. »ha Makra’a, kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein?«
»Ich möchte mit dem Hohen Lord sprechen.«
»Ich bitte achttausendmal um Verzeihung, Mylord«, erwiderte Ptal. »Ich glaube, heute Nachmittag empfängt hi Sse’e keine Besucher.«
»Mich wird er empfangen.«
»Ich glaube Ihnen, dass Ihr Anliegen dringend ist, Mylord, aber als ich bei ihm war, bat er mich, niemanden zu ihm vorzulassen. Vielleicht hat se S’tlin das Ihnen ja bereits erklärt.«
»Ich bin kein L7e-Cousin von irgendeiner entlegenen Welt, der sich einfach wieder fortschicken lässt, se Ptal. Es ist schon unangenehm genug, welchen Spott niederer Lords man über sich ergehen lassen muss, wenn diese vor mir von den Plänen und Wünschen des Hohen Lords erfahren, obwohl meine Dienstzeit so viele Jahre umfasst. Ich kann nicht so ohne weiteres die Beleidigung hinnehmen, von einem alHyu weggeschickt zu werden, selbst wenn es sich um den alHyu des Hohen Lords persönlich handelt.«
»Ich bin davon überzeugt, dass se S’tlin es nicht als Beleidigung gemeint hat.«
»Es ist bereits Beleidigung genug, hier draußen mit Ihnen diskutieren zu müssen, se Ptal«, erwiderte der Nestlord mit ruhiger Stimme, während seine Flügel in die Haltung der Getroffenen Ehre gingen. »Sie werden den Hohen Lord in meinem Namen stören, und ich werde so lange hier draußen warten.«
»ha Makra’a, ich …«
»Ich werde das nicht mit Ihnen diskutieren. Ich habe mein Nest im Angesicht des Schattens von esHu ’ur verlassen, um den Hohen Lord aufzusuchen. Jedes Vierundsechzigstel eines Mondes, das ich auf Zor’a verbringe, ist ein Vierundsechzigstel zu viel. Sie
Weitere Kostenlose Bücher