Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
achttausendmal um Verzeihung, den naZora’i … überantwortet, und wir erlauben, dass ein gerechter Krieg durch einen ungerechten Frieden beendet wird. Ich könnte ebenso gut ins Sanktuarium gehen und mich von der Welt zurückziehen, anstatt weiter Lord des Nests zu sein.«
»Ist es wirklich so schwer zu akzeptieren, dass wir ein aLi’e’er’e erreicht und passiert haben?«
»Ich kann die Zeichen nicht lesen, se Ptal, deshalb ist es so schwer. Es gibt viele im Volk, die dem Wort des Hohen Lords in dieser Sache glauben und folgen werden. Als Lord des Nests kann ich das aber nicht so fraglos hinnehmen. Und ich gebe zu, ich habe Schwierigkeiten damit. Ob er nun von esLis machtvollen Krallen geführt wird oder nicht, hi Sse’e ist immer noch sterblich und damit fehlbar. Vielleicht hat esGa ’u ihn längst zu einem der Hssa gemacht, die für alle Zeiten im Tal der Verlorenen Seelen bleiben müssen, nicht einmal in der Lage, den Blick zur Feste seines Peinigers zu heben.«
Er sah Ptal an. »Wenn es einen Grund gibt, Sie hierher zu bringen, geehrter Cousin, dann ist es der, Ihnen – am Stein des Gedenkens, dem Herzen unserer geliebten Welt – zu sagen, dass ich nicht gegen den Wunsch meines Hohen Lords handeln werde. Nicht einmal dann, wenn er uns der Ebene der Schmach ausliefert. Dennoch ist es für mich schwierig und vielleicht sogar unmöglich, dieses aLi’e’er’e zu akzeptieren. Ich bin vielleicht nicht der Einzige im Volk, für den das schwierig ist. Bevor wir auf einem anderen Flug sind, wird der Hohe Lord viele andere überzeugen müssen, die erheblich weniger gefügig sein werden als der Nestlord von HeU’ur. Ich habe es Ihnen gesagt, nun ist es Ihre Pflicht, es hi Sse’e zu sagen.«
Ohne ein weiteres Wort und nach einer nur knappen ehrerbietigen Geste dem Stein gegenüber, stieg Makra’a in die Lüfte auf. Ptal folgte ihm einen Moment später und fühlte durch die Direktheit des Nestlords der HeU’ur eine noch größere Last auf seinen Schultern.
Marc Hudsons Abbild saß Sergei an dessen Tisch im Bereitschaftsraum gegenüber. Der andere Captain war entspannt, hatte es sich in seinem Sessel bequem gemacht und die Hände gefaltet in den Schoß gelegt. Ein langsam sich drehendes 3-V-Bild des Planeten schwebte gut einen halben Meter über dem Tisch.
»… und da ich so viel Freizeit hatte, habe ich von meiner wissenschaftlichen Sektion eine topographische Bestandsaufnahme des Sonnensystems durchführen lassen. Das ist ja die wahre Hölle! Zunächst die Sonne: Sie ist vom Typ K, benimmt sich aber nicht wie ein Typ K der Hauptreihe. Sie hat eine photosphärische Hülle, die unregelmäßig fragmentiert zu sein scheint und für alle Arten von Sonneneruptionen sorgt. Das wiederum zieht elektromagnetische Unregelmäßigkeiten in der Planetenatmosphäre nach sich, was die Nachrichtenübermittlung schwierig und zeitweise vermutlich sogar unmöglich macht. Der Planet selbst ist auch kein Vergnügen. Seine Größe liegt bei einem Dreiviertel der Erde, aber es fehlen Schwermetalle, sodass die Schwerkraft niedrig genug ist, damit die Zor fliegen können. Die Rotationszeit liegt bei knapp unter sechzehn Stunden. Insgesamt ist das etwas schneller als Standard, was zu Stürmen hoch oben in der Atmosphäre und Coriolis-Effekten führt, vor allem in großen Höhen und nahe dem Äquator. Innerhalb von nicht ganz fünf Standardtagen zählten wir neun Orkane und bestimmt ein Dutzend Stürme, die fast Orkanstärke hatten. Die mittlere Temperatur in der gemäßigten Zone liegt bei über dreißig Grad Celsius, am Äquator ist sie nicht mehr zu ertragen. Unsere Untersuchungen ergaben auch, dass das Flachland extrem fruchtbar ist, fast schon aggressiv …«
»›Aggressiv‹ fruchtbar?«
»Ja, wir haben weite Gebiete Flachland gescannt und dabei mehrere Stellen gefunden, die hohe Konzentrationen an Metallen und Kunststoffen aufweisen – eindeutige Hinweise auf Zivilisation. Aber der Überflug zeigte nur Wald und Dschungel. Mein XO folgert daraus, dass es sich um Siedlungen handeln muss, die sich nicht dagegen zur Wehr setzen konnten, vom Dschungel überwuchert zu werden. Angesichts der Tatsache, dass die Klimabedingungen Kommunikation und Transport erschweren, verwundert es nicht, dass die meisten Siedlungen in gebirgigen Regionen anzutreffen sind.«
»Was ist mit Industrie und Landwirtschaft?«
»Ich habe da ein paar Informationen von unseren orbitalen Scans, aber solange wir dort nicht landen, wird mir der Zugriff
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