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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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allein. Vor zweieinhalb Standardtagen besuchte er eine Vorlesung an der Winnipeg University, die sich mit dem Feldzug von Xerxes gegen die Griechen befasste. Wie üblich wurde er auf seiner Reise von einer Mitarbeiterin meiner Abteilung überwacht – sie war sogar mit ihm im Hörsaal –, doch am Ende der Vorlesung war Violet verschwunden. Seitdem ist er auch nicht in sein Apartment zurückgekehrt, und eine Überprüfung der Transitsysteme, die aus Winnipeg hinausführen, ergab ebenfalls nichts. Er besitzt kein Privatfahrzeug, und niemand, auf den seine Beschreibung passen würde, hat ein Fahrzeug gemietet oder erworben.«
    »Vielleicht hat ein Familienmitglied das für ihn erledigt.«
    »Violet hat auf dem Planeten keine Familie, Direktorin. Wir haben alle seine Gespräche überwacht, die er mit Teilnehmern außerhalb des Planeten geführt hat …«
    »Wenn er irgendeine verborgene Absicht verfolgt hat, wird er gewusst haben, dass Sie das machen würden. Weiter?«
    »Wir haben ihn sehr genau beobachtet, Direktorin, wie Sie es angeordnet haben«, fuhr Smith fort und versuchte, seine Verärgerung im Zaum zu halten. »Er wurde als Verdächtiger der höchsten Kategorie behandelt, als potenzieller Staatsfeind.«
    Die Frau faltete die Hände und sah Smith mit finsterer Miene an. »Wenn Sie ihn so genau beobachtet haben, wie kann er Ihnen dann entkommen sein?«
    »Das … kann ich nicht mit Gewissheit sagen.« Smith überlegte einen Moment, dann fügte er an: »Violet war seit vielen Jahren Mitglied des Inneren Sicherheitskreises, Direktorin, länger als jeder andere von uns, mich eingeschlossen. Ich kann nur annehmen, dass irgendein Mitglied des ihm zugewiesenen Kommandos übergelaufen ist und ihm bei der Flucht geholfen hat.«
    »Hatten Sie sich nicht gegen diese Möglichkeit abgesichert?«
    »Direktorin, ich versichere Ihnen, alles Machbare wurde getan, um die Integrität der diesem Fall zugeteilten Agenten sicherzustellen. Kein Mitglied des Teams hatte zuvor jemals mit Violet zusammengearbeitet. Ihre Psychoprofile gaben keinen Hinweis darauf, dass sie zu Violets recht extremen politischen Ansichten neigen könnten. Doch bis zu dem Moment, da Violet aus der Inneren Sicherheit ausgeschlossen wurde, hatte er Zugriff auf alle Unterlagen, Dokumente und Techniken, die sich in unserem Besitz befinden. Er muss Ihre Entscheidung vorausgeahnt haben und kann die unterschiedlichsten Vorbereitungen getroffen haben. Es ist uns nicht möglich gewesen, alle vorherzusehen. Ich vermute, eine davon wird in diesem Augenblick in die Tat umgesetzt.«
    Der Direktorin schien diese Schlussfolgerung nicht zu gefallen. Doch sie musste bereits vor ein paar Minuten selbst darauf gekommen sein. Violet war ein erfahrenes Mitglied des Inneren Sicherheitskreises, ein Fuchs unter Füchsen. Und nun war er irgendwo unterwegs – als Fuchs unter Schafen.
    »Was glauben Sie, was er als Nächstes machen wird?« »Ich kann nur mutmaßen, Direktorin, aber ich glaube, er wird versuchen, Admiral Marais umzubringen.«
    Es war kurz vor Sonnenaufgang. Die Dunkelheit, die den Himmel und den Boden einhüllte, wich nur widerstrebend vor dem kommenden Morgen zurück, ein Schauspiel, das sich jeden Morgen wiederholte. Die Erde machte sich bereit für die Metamorphose, die sie Tag für Tag vollzog. Vom Fenster aus konnte Sergei den gesamten Flottenraumhafen überblicken, der wie üblich ein Tummelplatz von Aktivitäten aller Art war, da Shuttles im Minutentakt in den Himmel aufstiegen. Dahinter lag die ausladende Metropole St. Louis, die wie ein Diadem aus Licht und Finsternis erschien.
    Wie nicht anders erwartet, hatte er kaum schlafen können. Und nun, während hundert Meter unter ihm die Megalopolis allmählich zum Leben erwachte, war es für Schlaf zu spät geworden.
    So wie ein Passagier eines Copters nach einem stundenlangen Flug immer noch das Gefühl hatte, er sei in Bewegung, hatte Sergei Schwierigkeiten damit, sich auf den scheinbar erstarrten Augenblick zu konzentrieren, als der sich die Gegenwart darstellte. Die Ereignisse hatten sich in einem enormen Tempo überschlagen, doch seine Ausbildung als Gefechtsoffizier hatte es ihm ermöglicht, sich immer wieder anzupassen und darauf zu reagieren.
    Nicht mal zweiundsiebzig Stunden waren vergangen, seit die Flotte den Sprung beendet hatte. Es wurden umfassende Gespräche mit Ted McMasters geführt, dann mit dem Ersten Lord der Admiralität und der neuen Premierministerin sowie schließlich mit dem

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