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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Militärgouverneur des Distrikts St. Louis. Von acht imperialen Schiffen eskortiert, waren sechs Schiffe stellvertretend für Marais’ Flotte ins Schwerkraftfeld geflogen, wobei alle Waffenschächte geschlossen und sämtliche Abwehrfelder gesenkt worden waren. Angeführt von der Lancaster hatten sie den Asteroidengürtel durchquert, den Mars-Orbit gekreuzt und schließlich auf halber Strecke zwischen Erde und Mars gestoppt. Es waren eigenartige Stunden gewesen, befremdlicher und erschreckender als jeder beliebige Moment des Feldzugs.
    Es herrschte völlige Funkstille, wenn man von den automatischen Funksignalen für die Navigation absah. Möglicherweise diente das ausschließlich einem psychologischen Effekt, in jedem Fall zeigte es Wirkung. Sogar Marais, der beim Gespräch mit Ted McMasters auf der Pluto-Basis wieder zu seiner früheren Gelassenheit zurückgefunden hatte, machte einen nervösen Eindruck.
    Sehr eigenartig, überlegte Sergei, während die letzten Echos der Glocke allmählich verhallten. Die Zor, die kurz vor der Auslöschung gestanden hatten, empfingen Marais und dessen Flotte als Helden und als würdige Eroberer. Für Marais war es keine Kleinigkeit gewesen, das gyaryu und damit alles zu akzeptieren, was damit einherging. Er hatte sich mit einem völlig unerwarteten Ende dieses Krieges und einer ganz neuen Perspektive anfreunden müssen. Sich einem Kriegsgericht zu stellen, anstatt den Thron an sich zu reißen, schien allerdings auch viel besser zu Marais’ Ehrgefühl zu passen.
    Für die Zor waren sie Helden, obwohl sie ihnen mit diesem Krieg Tod und Verderben gebracht hatten. Doch die Menschen, für die all dieses Blut vergossen worden war, sahen in ihnen Ausgestoßene und Gesetzlose, für die es nur Begriffe wie Schurken, Monster und Barbaren gab. Am Raumhafen war die Menge eineinhalb Kilometer vom Landeplatz des Shuttles entfernt gewesen, doch sogar auf diese Entfernung war erkennbar, dass die Polizei den Bereich hatte abriegeln müssen. Die Beschimpfungen aus der Menge und die düstere Stimmung, die ihnen entgegenschlug, ließen keinen Zweifel daran, was die Öffentlichkeit von Marais hielt.
    Im 3-V hatte Sergei das wiederholt bestätigt gefunden, während er auf dem Stockwerk in seinem Raum saß, das man für ihn und seine Gefolgschaft in aller Eile leer geräumt hatte. Marines, die unter dem persönlichen Kommando von McMasters standen und dazu angehalten waren, mit den Heimkehrern kein Wort zu wechseln, »beschützten« sie vor dem Zorn der Menge, die auch um diese Zeit noch an den Toren zum Raumhafen versammelt war.
    Die Türglocke riss Sergei aus seinen Gedanken; er stand auf und ging zur Tür, während er sich fragte, wer so unverschämt sein konnte, um 0500 zu klingeln. Draußen stand Rrith, der sich nachlässig sein Gewand übergeworfen hatte.
    »se Commodore«, sagte er und neigte respektvoll den Kopf. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber ich hörte, dass Sie wach sind, und ich fragte mich, ob Sie vielleicht Gesellschaft brauchen könnten.«
    »Natürlich. Kommen Sie rein.« Der Marine vor Sergeis Tür hielt Abstand und hatte sein Gewehr gesenkt, aber entsichert. Sergei ignorierte den Mann und ging zur Seite, damit Rrith eintreten konnte, dann warf er die Tür hinter sich zu. »Ich hatte einfach nur dagesessen und nachgedacht.«
    »Sie können nicht einschlafen?«
    »Ja, das ist richtig«, erwiderte Sergei und ließ sich in den bequemen Sessel fallen, der nahe dem offenen Fenster stand. Rrith hockte auf einem flachen Stuhl am Bett. »Sind Sie wegen irgendetwas beunruhigt, se Rrith?«
    »Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass dies eine heikle Situation ist, se Commodore.«
    »Sergei.«
    »se Sergei.« Rrith bewegte ein wenig die Flügel unter seinem Gewand, als wolle er ein Gefühl vermitteln, das Sergei nicht verstand. »Es gibt Schwierigkeiten zwischen esHu’ur und seinem Vorgesetzten, dem Hohen Lord der Menschen. Ich muss gestehen, ich verstehe es nicht ganz. Es geht eindeutig um uns Zor, aber ich bin mir nicht sicher, was es ist. Will der Hohe Lord der Menschen weiter Krieg führen?«
    »So einfach ist es nicht. Der Imperator möchte …« Sergei hielt inne und überlegte, wie er es am besten formulieren sollte. »Der Imperator wollte nicht, dass es ausging, wie es geschehen ist.«
    »Aber ich verstehe nicht warum, se Sergei«, erwiderte Rrith mit verwirrtem Tonfall. »Sie haben den Krieg gewonnen. Wollte der Imperator, dass Sie verlieren?«
    »Er hat nicht die Invasion der

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