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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Heimatsterne der Zor angeordnet, und er war nach A’anenu bereit, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen.«
    »Das hätte nichts bewirkt. Wir hätten den Admiral nicht als esHu’ur anerkannt, und wir wären von esLi dazu angehalten worden, wieder die Menschen anzugreifen.«
    Rrith lehnte sich ein wenig nach hinten, eine Hälfte seines Gesichts wurde vom heller werdenden Himmel beschienen, die andere lag im Schatten. »Ich habe das Buch des Admirals gelesen, und er hatte vollkommen Recht mit seiner Ansicht, der Krieg müsse nach Zor’a getragen werden. Sagten Sie mir nicht, der Imperator habe das Buch ebenfalls gelesen, ehe er ha Marais dazu ermächtigte, uns anzugreifen?«
    »Ja, das ist richtig. Das Buch überzeugte ihn, Admiral Marais diesen Auftrag zu erteilen. Aber er hatte nicht erwartet, dass Marais seinen Auftrag genau in der Form ausführen würde, die er beschrieben hatte. Er hielt die Ausführungen in dem Buch für Rhetorik, und ich hatte nicht anders darüber gedacht.« Sergei stützte den Kopf in die Hände und seufzte.
    »Rhetorik? Ich weiß nicht, ob ich das verstehe. Hat der Imperator geglaubt, der Admiral würde lügen, was seine Absichten anging?«
    »Nein, er hielt es einfach nur für überzogen. Unser Militär wird von den politischen Machenschaften des imperialen Hofs beeinflusst, und die Freunde, die Lord Marais am Hof hat, schafften es, den Imperator davon zu überzeugen, dass eine solche Entscheidung politisch angebracht sein würde.«
    »Politisch angebracht?«
    »Wäre Lord Marais im Kampf unterlegen, dann hätte der Imperator sofort jemanden zur Hand gehabt, dem er die Schuld geben konnte. Bei einem Sieg von Marais wäre Seine Hoheit der strahlende Gewinner gewesen, da er einen erfolgreichen Admiral ausgewählt hatte. Für Marais bestand dann die Möglichkeit, sich aus dem Militär zurückzuziehen und Premierminister zu werden, um die Früchte seines Siegs zu ernten.«
    »Das erscheint mir alles sehr doppelzüngig, wenn ich das so sagen darf, se Sergei.«
    »Die Politik ist eine doppelzüngige Kunst, se Rrith«, gab Sergei zurück und sah zum Himmel, der im Osten immer blasser wurde. »Wenn man überlegt, dass unser Admiral heute nicht als Verlierer, sondern als Sieger vor Gericht treten wird, und dass diejenigen, für die er gekämpft hat, nun seine Feinde sind, während die, gegen die er losgezogen ist, jetzt zu seinen Freunden zählen …«
    »Und wie wird dieses … Gericht entscheiden?«
    Sergei stand auf und ging zum Fenster, durch das die ersten Echos des Morgens in den Raum getragen wurden.
    »Lord Marais ist ein Mann mit sehr hohen moralischen Ansprüchen, vor allem wenn es um die geht, die er an sich selbst stellt. Er glaubt wirklich, dass man ihn von allen Anklagen freisprechen wird.« Er wandte sich zu dem Zor um. »Er glaubt, die Gerechtigkeit wird siegen. Und er glaubt, man wird erkennen, dass wir nur taten, was nötig war.«
    »Glauben Sie, es wird so günstig für ihn ausgehen?«
    Die Sonne schob sich langsam über den Horizont, um die allmählich erwachende Stadt zu begrüßen.
    »Nein«, antwortete Sergei nach langem Schweigen. »Es geht nicht darum, ob wir richtig oder falsch gehandelt haben. Die Öffentlichkeit muss beschwichtigt werden, das Militär will sich von dem distanzieren, was wir getan haben – was wir tun mussten. Und deshalb werden sie ihn zerquetschen. In gewisser Hinsicht bleibt ihnen auch gar keine andere Wahl.«
    Hinter ihm stieg die Sonne höher und warf lange Schatten.
    Drei Schläge mit dem Hammer sorgten im Gerichtssaal für Ruhe. Admiral McMasters nahm auf seinem Stuhl Platz, zu jeder Seite einen Flagg-Commodore. Auch die anderen setzten sich hin.
    »Ruhe im Saal. Wir sind hier auf Geheiß des Imperators Alexander Philip Juliano – lange möge er regieren – in seiner Funktion als Oberbefehlshaber aller bewaffneten Streitkräfte des Imperiums zusammengekommen. Dies entspricht Artikel 5 des Militärgesetzbuchs. Commander Sir Joseph Aronoff ist von der Admiralität bestimmt worden, um die Anklagevertretung im Namen des Sol-Imperiums zu übernehmen. Hat die Verteidigung Einwände gegen Commander Aronoff?«
    Captain Lynne Russ, die als Marais’ Anwältin auftrat, erhob sich und nickte McMasters zu. »Keine Einwände, Sir.«
    »Commander«, sagte McMasters an den Anklagevertreter gerichtet.
    Aronoff, ein kantiger, hagerer Mann mittleren Alters, stand auf und ging zum Podest, das nahe dem breiten Tisch des Tribunals platziert war.
    »Die Anklage ist

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