Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Gegenteil sogar. Der Lord esLi beunruhigt mich mit Träumen, die ich nicht verstehe. Ich sehe durch die Augen eines anderen, Augen, die unser Volk als Fremde zeigen und trotzdem hRni’i lesen können.«
»Sie … Sie träumen, Sie sind der Admiral der esGa’uYall «
»Nein, ich glaube nicht.« Sse’e veränderte seine Position und zwinkerte ein paar Mal, als habe er etwas im Auge. »In diesen Träumen bin ich einer der Fremden, aber jemand von niederem Rang, eine Art Soldat. Ich bin bei ihm, er ist bei mir. Er ist nicht mehr als ein Nestling, aber er versteht, dass wir bereits einen Punkt des aLi’e’er’e erreicht … und hinter uns gelassen haben.«
Über die Wahl des Fluges zu reden, bescherte dem Hohen Kämmerer einen Schauder. Sse’e spürte dessen Stimmung.
»Sind Sie in Sorge, mein alter Freund?«
»Ich sorge mich um uns alle, Hoher Lord. Alle Anzeichen …« Er hielt inne und sah sich im Garten um, während er sich den Satz neu zurechtlegte, damit er angemessen erschien. »Wie Sie wissen, hat der Sprecher der Jungen den Fremden eine neue Friedensinitiative vorgeschlagen, wie sie im Rat der Elf vereinbart wurde. Es sieht so aus, als hätten die Fremden das Angebot weder angenommen noch abgelehnt, sondern einfach ignoriert. Der Feldzug wurde fortgesetzt, und es gelang ihnen, Ka’ak’e A’anenu einzunehmen, bevor das Ritual saHu’ue abgeschlossen werden konnte.«
»Das hat der Sprecher ganz sicher nicht erwartet.«
»Nein, Hoher Lord, das hat er nicht. Sein Verhalten gegenüber meinem Lord des Nests, Makra’a HeU’ur, war nur wenige Achtel von einem Verspotten entfernt, als Lord Makra’a ihm sagte, was dabei herauskommen werde.«
»›Nur der Mutige kann Feigheit zugeben‹«, zitierte der Hohe Lord.
»Ich danke Ihnen für Ihre Charakterisierung. Ich glaube, es ist nur mein Wunsch nach Frieden innerhalb des Rates der Elf, der mich davon abhält, den Sprecher zur Rede zu stellen, dass er Lord Makra’as Ehre so schmähte, vor allem mit Blick auf den Ausgang.«
»Glauben Sie, die Weigerung der Fremden, über einen Frieden zu verhandeln, ist Beweis genug, dass ihr Admiral der Avatar von esHu ’ur ist?«
»Ich …« Die Flügel des Hohen Kämmerers nahmen die Haltung Ernster Meditation ein. »Darüber müsste ich erst in Ruhe nachdenken, Hoher Lord.«
»Entscheiden Sie mit Sorgfalt, se Ptal. Und begehen Sie keinen Fehler. Der Flug führt zu einem Abschluss, nach dem es nicht mehr möglich ist, unser Schicksal zu bestimmen. Es wird dann in den Händen der Dunklen Schwinge liegen – und in den Händen von Lord esLi.«
»Sie meinen …«
»Wir stehen vor dem gleichen Problem wie der Held Qu’u, als er in den Nachtbergen nach der Hellen Schwinge suchte. Es ist nicht zu übersehen, dass zumindest einige unserer Befehlshaber an der Front diese Wahl ebenfalls wahrgenommen haben. Ich habe Depeschen gesehen, die bereits aHu’sheMe’sen zitieren, das Klagelied vom Gipfel.
Nach der Legende wird Lord Qu’u vom ersten Hohen Lord A’alu ausgesandt, um den Grund für die große Seuche herauszufinden, von der das Land heimgesucht wurde. Er schickt ihn auf den Weg und warnt ihn, er habe geträumt, dass seine Reise ihn wieder zur Ebene der Schmach führen könnte, wie es schon zuvor der Fall war, um das gyaryu zu bergen, das Reichsschwert, das die Clans einte und zur Schaffung des Hohen Nests führte.«
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Nach vielen Reisen und Abenteuern stellt Qu’u fest, dass die Helle Schwinge in die Gewalt von esGa’u gelangt ist, dem Lord der Ausgestoßenen, und dass die Dunkle Schwinge sich ungehindert durch die Welt da oben bewegt. esHu’ur ist unantastbar, nicht aufzuhalten und gnadenlos. esHu’ur bringt Seuchen und Tod über alles in der Welt, was esGa’u und seine Untergebenen wiederum freut. Schließlich erreicht Qu’u die Ebene der Schmach, und als er die Nachtberge überquert, findet er den Ort, an dem die Helle Schwinge festgehalten wird. Auf dem Höhepunkt des Sturms lernt er eine wichtige Lektion über die Natur der Dunklen Schwinge und der Hellen Schwinge, er singt das Klagelied, und damit ist die Welt eine andere.«
»Sie glauben, unsere Situation ist ähnlich?«
»Ich wage zu behaupten, dass wir keinen Lord Qu’u haben, und ich diene nicht als Maßstab für A’alu … aber ja, ich finde, unser Problem ist diesem sehr ähnlich. Wir müssen den Gedanken in Erwägung ziehen, dass es der Wille von esLi ist, esHu’ur aufsteigen zu lassen, damit er
Weitere Kostenlose Bücher