Bd. 3 - Der dunkle Stern
etwas lehren, wenn ich bloß wüsste, wie ich das anstellen soll. Wenn es einen Weg gäbe …«
»Es gibt einen Weg. Meister Byar wird ihn finden.«
»Bislang hat er das nicht geschafft.«
»Bislang hatte er auch nur drei Tage Zeit, richtig?«
»Nun ja, Ma’am, das schon, aber …«
»Das Volk der Zor ist sehr geduldig, Commander. Die Zor benötigen viel Zeit, um Dinge zu entscheiden, und drei Tage ist für sie so viel wie eine halbe Stunde für uns. Ich glaube, Sie müssen ihnen eine faire Chance geben.« Sie hob ihre Hand. »Ich weiß, Ihnen kommt es nicht so vor, als würde irgendetwas passieren … aber nicht jeder bekommt ein magisches Schwert in die Hand gedrückt.« Sie lächelte und legte eine Hand auf das Heft des gyaryu. »Allerdings wird auch nicht jeder auf die größte Irrfahrt des ganzen Universums geschickt.«
»Schicken Sie mich zurück ins Sanktuarium, Commodore?«
»Sie unterstehen nicht mehr meinem Befehl, Commander …
Owen.« Wieder lächelte sie, und er schien etwas ruhiger zu werden, als sie ihn mit dem Vornamen ansprach. »Das Hohe Nest möchte Sie einem … einer Art Test unterziehen. Die sogenannte Erfahrungsprüfung – das Dsen’yen’ch’a. Ich werde anwesend sein, wenn ich nach Zor’a zurückkehre. Bis dahin wird nichts geschehen. Sie haben das Recht, dass jemand dabei an Ihrer Seite steht, und ich habe mich bereits freiwillig dafür gemeldet … wenn Sie das wollen.«
»Es wäre mir eine Ehre, aber ich hatte gehofft, in den aktiven Dienst zurückzukehren, Commodore.«
»Nicht, solange Sie nicht diese Prüfung abgelegt haben. Das ist kein Befehl, sondern eine Bitte. Welche Fähigkeit Sie auch erhalten haben mögen, ich möchte darauf wetten, dass sie von entscheidender Bedeutung für unseren Sieg in diesem Krieg ist.«
Owen ließ die Schultern sinken. »Das ist nicht gerade die Antwort, auf die ich gehofft hatte.«
»Ich kann in der Sache nichts entscheiden, Owen. Mir ist klar, dass Sie losfliegen möchten, um auf den Feind zu schießen, aber diese Pflicht hier kommt an erster Stelle. Ich verspreche, ich werde bei der Erfahrungsprüfung an Ihrer Seite sein.«
Einen Moment lang dachte er nach, dann sagte er: »Aye-aye, Ma’am.«
Am Tor zum Sanktuarium, in den Bergen, die das Tal von esYen umgaben, wiederholte S’reth, der Sohn von S’tlin, die erforderliche Formel und brachte seine Flügel in die Pose des Gehorsams gegenüber dem Kreis von esLi. Die achtseitigen Türen glitten zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren.
Byar HeShri, Meister des Sanktuariums, gehörte nicht zu der kleinen Gruppe aus Angehörigen des Volks, die sich im Innenhof um S’reth scharten, als der sich dem Haus der Lehrer näherte. Er traf erst kurz danach ein und hielt ein Handtuch in der linken Kralle, während er stark schwitzte.
»se S’reth«, sagte er und wischte sich das Gesicht ab. »Hätten Sie mir gesagt, dass Sie herkommen, dann wäre ich natürlich hier gewesen, um Sie zu begrüßen.«
»Jüngerer Bruder«, erwiderte S’reth und blieb stehen. »Wir alle folgen dem Pfad, den Lord esLi für uns vorsieht.« Einige der Schüler in der unmittelbaren Umgebung konnten ihre Belustigung darüber nicht verhehlen, dass der alte Zor den Meister als »Jüngeren Bruder« angesprochen hatte. »Bis zu dieser Sonne wusste ich selbst nicht, dass ich herkommen würde.«
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Würdiger?«
S’reths Flügel wiesen eine Haltung auf, die Humor erkennen ließ, vielleicht als Reaktion darauf, dass Byar seiner formlosen Art übermäßige Ehrung entgegensetzen wollte. »Ich muss von der Bibliothek Gebrauch machen, se Byar. Und ich benötigen Ihren Ratschlag.«
»Ich freue mich, helfen zu können.«
S’reth stellte seinen Koffer auf dem Kopfsteinpflaster des Innenhofs ab und sah sich um, als sei er zum ersten Mal hier.
»So habe ich das nicht in Erinnerung.«
Byar HeShri stand auf der Sitzstange am Fenster, hinter ihm die Sonne, die in hellem Orange leuchtete und seinen Schatten auf den Kachelboden des Wohnzimmers warf. S’reth hatte sich den Platz vor dem Computer ausgesucht und schien in Gedanken versunken zu sein. Es war die Stunde der Meditation, im Sanktuarium herrschte Ruhe, die allenfalls vom gelegentlichen Summen einer fcsf-Fliege oder vom Seufzen einer leichten Brise gestört wurde.
»Sagen Sie, se Byar«, sprach S’reth ihn plötzlich an. »Was halten Sie von se Jackie?«
»Das ist eine ungewöhnliche Frage. Vielleicht sollte sie besser nicht
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