Bd. 3 - Der dunkle Stern
Feinde …«
S’reths Hände verloren ihren Halt, und er ließ die Arme sinken, dann wandte er sich von Byar ab und sah aus dem Fenster. Draußen zog ein Unwetter auf, düstere Wolken schoben sich über den Himmel und tauchten die Ebene darunter in unheilvolle Schatten – von den Ausläufern des Gebirges bis hin zur ausladenden Stadt esYen in weiter Ferne.
»Shr’e’a«, wiederholte S’reth und senkte den Kopf.
Dann glitt er plötzlich von der Stange und fiel in Richtung Boden. Byar bekam den alten Zor eben noch zu fassen und ließ sich – die Arme um dessen Taille geschlungen – langsam nach unten sinken.
»Heiler in das Arbeitszimmer des Meisters!«, brüllte er dem Computer zu und hörte beiläufig die Bestätigung. Als er aber den Boden erreicht hatte und S’reth vorsichtig hinlegte, wusste er, es war zu spät.
Er brachte seine Flügel in die Haltung von enGa’e’esLi – die Pose des Umhüllenden Schutzes von esLi – und sah hinauf zum Fenster, fort vom friedlichen, leblosen Gesicht seines so alten Freundes.
14. Kapitel
Seit fast vierhundert Jahren hielt sich Station One schon im Erdorbit. In Einzelteilen hatte man sie ins All gebracht und dort montiert. Sie war das krönende Ergebnis einer Gemeinschaftsleistung mehrerer Regierungen unter Federführung der Vereinten Nationen im einundzwanzigsten Jahrhundert. Seit damals war sie wiederholt erweitert und verbessert worden, sodass sie inzwischen kaum noch Ähnlichkeit aufwies mit der ursprünglichen Konstruktion, die das Sprungbrett zum Sol-System und schließlich zu den Sternen dargestellt hatte.
Inzwischen war sie der Transitpunkt für zivile Raumfahrzeuge, die zur Heimatwelt der Menschheit unterwegs waren oder von dort kamen. Jackie hatte Station One nicht mehr besucht, seit sie als Kadettin der Akademie auf Landurlaub unterwegs gewesen war. Bei den wenigen Gelegenheiten, die sie seither ins Sol-System geführt hatten – entweder an Bord eines Schiffs oder im Auftrag der Marine –, war sie per Shuttle direkt zur Admiralität nach St. Louis oder zum Raumhafen in Baikonur gereist und hatte Station One links liegen lassen.
Im Gegensatz zu ihr kannte Dan McReynolds die Station bestens und unterhielt sich beim Anflug angeregt mit der Flugkontrolle. Dan schien jeden zu kennen, und jedem schien die Fair Damsel bekannt zu sein. Aber er hatte auch kein Problem damit, die Empfehlung des Hohen Nests ins Spiel zu bringen, wenn er es für notwendig hielt. War die Fair Damsel bislang den üblichen Verzögerungen und der kleinlichen Bürokratie ausgesetzt, wurde sie nun so bevorzugt behandelt, dass es sogar ihn selbst überraschte.
Als die Damsel andockte, begleitete Dan Jackie zur Luftschleuse für das Personal. Sie war ohne Gefolge aufgebrochen, da sie den Besuch der Gyaryu’har auf der Heimatwelt der Menschen nicht so sehr an die große Glocke hängen wollte. Aber sie verfügte über die beruhigende Präsenz des Schwertes und damit über eine Vielzahl von Beratern, von denen Dan nichts wusste.
»Sag mal«, begann er, während die Luftschleuse arbeitete. »Bist du dir ganz sicher, dass du niemanden brauchst, der dir Rückendeckung gibt?«
»Nein, wirklich nicht. Das ist ein Besuch wie der eines Botschafters, keine Geheimmission.«
»Als ich dich das letzte Mal aus den Augen ließ, Jay, hätte dich das beinahe das Leben gekostet.«
»Würde ich dich nicht besser kennen, dann würde ich das vermutlich als Bevormundung einstufen. Dan, das ist mein Flug, es ist in Ordnung. Ich muss mich auf der Station mit ein paar Leuten treffen. Ich werde veranlassen, dass die Damsel nach Langley fliegen darf, und dann machen wir uns dorthin auf den Weg. Ich gehe nicht davon aus, dass irgendjemand versuchen wird, mich umzubringen. Außerdem …« Sie legte eine Hand auf das Heft des gyaryu.
»Jemand mit einer Laserpistole wird sich nicht darum kümmern, wie gut das Schwert ist und wie gut du damit umgehen kannst, Jay. Du solltest eine Eskorte mitnehmen. Der Sultan und ich …«
»Ihr beide könnt euch in eine Bar auf Station One setzen und sechs Stunden lang Karten spielen. Ich brauche keine Eskorte, und ich will auch keine.«
Die Schleuse zeigte mit einem Pfeifton an, dass der Druck ausgeglichen war.
»Pass auf dich auf, Jay. se Jay. Du hast zu viel erreicht und zu hart dafür gearbeitet, um es jetzt aufs Spiel zu setzen.«
Jackie lächelte ihn an. »Ich bin bald wieder da.«
»Das hast du auf Crossover auch gesagt.«
Jackie überlegte, ob sie etwas
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