Bd. 3 - Der dunkle Stern
weiteres Wort sah er an seiner Uniformjacke herab. Eine der Taschen war ein wenig ausgebeult, so minimal, dass es kaum wahrnehmbar war.
»Sie werden keine Chance dazu haben. Das ist Selbstmord.«
»Das werden wir sehen.«
»Ich könnte Ihnen befehlen, es nicht zu tun. Ich könnte Sie auch in Ihr Quartier schicken.«
»Sie können mich ebenso gut in eine Rettungskapsel stecken und von der Station schießen, wenn Sie das wollen, Sir. Aber solange Sie das nicht machen, tue ich das, was ich tun muss.«
Durant erwiderte nichts, sondern sah seinen XO an, der seinem Blick viel besser standhielt als in den Tagen zuvor. Das fremde Ding – der Ór – hatte ihn beinahe zu Tode geängstigt, und seitdem hatte er nicht mehr aufrecht stehen oder einem anderen in die Augen sehen können.
»Also gut«, sagte Durant schließlich. »Dann wollen wir mal.«
Die Zweite Drohne H’tt und die Erste Drohne H’mr warteten schon auf Durant, als er eintraf. Mustafa blieb zwei Schritte hinter ihm. Die beiden Aliens tauschten auf bemerkenswert menschliche Weise Blicke aus, auch wenn sich Durant nicht sicher war, ob es wirklich etwas zu bedeuten hatte oder ob sie bloß menschliches Verhalten karikierten.
»Nehmen Sie bitte Platz«, sagte H’tt und deutete auf einen Stuhl. Er starrte Mustafa an, der sich von diesem Blick nicht einschüchtern ließ.
»Ich stehe lieber.«
»Wie Sie wollen. Ich nehme an, Sie wissen, weshalb Sie hier sind.« H’tt sah zu H’mr, der mit verschränkten Armen neben Durants Schreibtisch saß.
»Klären Sie mich doch bitte auf.«
»Ich möchte wissen, warum Sie die Trebizond aus dem Adrianople-System geschickt haben und welche Befehle Sie Abramowicz gegeben haben.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.«
»Das ist ein gefährliches Verhalten, Commodore«, sagte H’tt. »Ich rate Ihnen, vorsichtig zu sein.«
»Sie meinen, weil Sie mich mit einem einzigen Gedanken töten können«, gab Durant zurück, der sich auf die Rückenlehne des Stuhls stützte. »Das ist eine erschreckende Drohung, Sir. Das Problem daran ist nur, dass ihre Wirkung verpufft, wenn es der bedrohten Person völlig egal ist.«
»Sie haben entschieden, dass Ihr Leben Ihnen nichts mehr bedeutet?«
»Nein, keineswegs. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mein Leben sehr bedeutungsvoll war, doch in dem Moment, als Sie mich herbestellten, damit er da« – er deutete auf H’mr – »mich bestraft, war mein Leben so gut wie verwirkt.«
»Was ist mit Ihrem Stellvertretenden Offizier?«, wollte H’mr wissen. »Schätzt er sein Leben?«
Mustafa wollte antworten, doch Durant hob eine Hand. »Dessen bin ich mir sicher, und ich schätze es ebenfalls. Aber er ist hier, weil er keine Angst davor hat, dass Sie ihm das Leben nehmen könnten.«
»Haben Sie nicht den Ór davon abgehalten, dieses Leben zu beenden?« H’mr setzte eine rätselnde Miene auf. »Ich verstehe das nicht. Es hat sich nichts geändert.«
»Wir hatten beide Gelegenheit zum Nachdenken.«
»Sie sind jetzt bereit zum Sterben«, sagte H’mr, als ziehe er eine Schlussfolgerung, dann sah er H’tt an und befahl ihm: »Erklären Sie das.«
»Ich kann es nicht erklären«, entgegnete H’tt.
»Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte.« H’mr stand auf und näherte sich Durant und Mustafa. Ohne noch etwas zu sagen, ging er langsam um die beiden herum, als würde er sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund untersuchen. Als er damit fertig war, stellte er sich vor den kerzengerade dastehenden Durant.
Jonathan Durant war wütend auf die Erste Drohne, auf die Situation, in der er sich befand, auf die Tatsache, dass wahrscheinlich weder er noch Arien den Raum lebend verlassen würden.
Wenigstens habe ich bis zum Schluss meinem Imperator gedient, dachte er. Ihr könnt mir nichts anderes antun als mich zu töten.
»Erklären Sie es mir, Commodore«, sagte H’mr und beugte sich leicht vor. »Ich habe die Computeraufzeichnungen gesehen und mich mit dem Ór beraten. Vor mehreren Standardtagen gaben Sie diese Station und Ihr Kommando auf, weil der Ór seine k’th’s’s-Kraft benutzte, um das Leben dieser Fleischkreatur zu beenden.« Er deutete auf Arien Mustafa, dessen Augen beim letzten Satz aufblitzten. »Jetzt auf einmal sind Sie aufsässig und bereit, zwei Leben wegzuwerfen. Was hat sich an der Situation geändert?«
»Das Timing.«
»Erklären Sie das bitte.«
»Vor einigen Tagen war ich noch nicht bereit hinzunehmen, dass Sie Arien töten würden. Ich war nicht
Weitere Kostenlose Bücher