Bd. 3 - Der dunkle Stern
Imperium zu bekommen. Einen diplomatischen Posten oder irgendetwas in der Regierung. Ich bin längst nicht mehr wählerisch. Aber ich kann wohl nicht annehmen …«
Der andere begann wieder zu lächeln. »Ach, darum geht es.« Er griff in die Innentasche. »Sie wollen das hier haben.« Er reichte Hansie einen gefalteten Brief, der auf imperialem Papier geschrieben war.
Durch das Papier hindurch konnte er das Siegel erkennen, dennoch griff er ganz ruhig nach dem Brief und faltete ihn auseinander. Es war eine imperiale Anweisung, die ihm einen Posten als kleinerer Gouverneur zuwies. Als Termin war der Anfang der nächsten Woche angegeben.
In Prägeschrift stand der Name geschrieben: SIR J OHANNES XA VIER SHARPE.
Fast wäre ihm der Brief aus den zitternden Händen geglitten, als er ihn auf dem Tisch ablegte.
»Mohenjo Daro«, sagte der Fremde mit Hansies Stimme, woraufhin sich die Türen schlossen und es wieder ruhig im Apartment wurde.
»Und dafür muss ich nur …«
»Ein wenig von Ihrem Genmaterial. Bringen Sie die Schachtel zu Shikoku Labs in der Olympia Island-Arkologie nahe SeaTac. Hin- und Rückreise gut ein halber Tag. Und wenn es Ihrer Ehre nichts ausmacht, können Sie auch gern noch das Geld haben. Mir und meinen Auftraggebern ist das gleich.«
»Darüber muss ich erst noch nachdenken.«
»Fünf Minuten. Ich werde so lange warten.«
Hansie brauchte keine fünf Minuten, um sich zu entscheiden.
Mithilfe der astrografischen Daten berechnete Pyotr den Mindest-Energieverbrauch für einen Sprung in das System, dessen Koordinaten auf dem Navigationscomputer der Fair Damsel entdeckt worden waren. Es gab keine Notwendigkeit, zusätzliche Risiken einzugehen. Sein Flugplan sah vor, dass das Schiff eine Milliarde Kilometer vom Zentrum des Schwerkraftfelds entfernt aus dem Sprung kam, also außerhalb der Umlaufbahn des siebten Planeten.
Als sie den Sprung verließen, aktivierte Dan sofort die Abwehrfelder des Schiffs. Der Waffenoffizier war mit dem Pilotendisplay verbunden, um sich auf jedes Ziel einstellen zu können, das ihnen womöglich auflauerte. Jackie hielt ihr gyaryu bereit, wusste aber nicht, was sie erwartete.
Nichts war dort, weder ein feindliches Schiff noch angreifende esGa’uYal.
»Also schön«, sagte Dan nach ein paar angespannten Sekunden. »Das sieht alles sehr gut aus.« Er warf Jackie einen Seitenblick zu, die weiter das Pilotendisplay beobachtete. »Warum steckst du das jetzt nicht weg?«
»Sieben Planeten«, kommentierte sie, ohne auf seine Aufforderung zu reagieren. »Einer davon bewohnbar.« Sie ließ das Schwert sinken, hielt es aber weiter in der Hand. »Ich würde sagen, den fliegen wir an.«
»Ich wusste schon immer, dass Ihre Talente für die Imperiale Große Aufnahme geeignet wären«, gab Pyotr zurück. »Ein bewohnbarer Planet. Den sollen wir anfliegen, wie? Dan?«
»Ein Drittel Schub voraus«, sagte Dan. »Und halten Sie die Klappe.«
»Ein Drittel«, wiederholte Pyotr, doch er war nicht mit seinem Herzen bei diesem Wortwechsel.
Es dauerte sechs Stunden, um in das Schwerkraftfeld einzufliegen, was der Crew der Fair Damsel genug Zeit gab, das System kartografisch gründlich zu erfassen. Es gab einige Besonderheiten, die in den Aufzeichnungen der Imperialen Großen Aufnahme nicht aufgefallen waren. Wie bei den meisten »jungen« Sonnensystemen – Sterne der Hauptreihe mit Planeten, auf denen Leben existieren kann –, so gab es auch in diesem hier eine Oortsche Wolke, die ein paar Lichttage vom Primärstern entfernt war. Eine genauere Beobachtung ergab, dass die Wolke aktiv und instabil war und über eine überdurchschnittliche große Zahl an Kometen verfügte, die langen, interplanetaren Flugbahnen folgten.
Ein Komet war gerade mal hundert Millionen Kilometer von dem Punkt entfernt, an dem sie den Sprung verlassen hatten. Damit stellte er zwar keine echte Gefahr dar, aber er war nah genug, um das Muir-Limit des berechneten Sprungpunkts zu beeinflussen. Wahrscheinlich war das System von einer unbemannten Sonde erfasst worden, die davon keine Notiz genommen hatte.
Als sie den größten Teil der Strecke ins Schwerkraftfeld zurückgelegt hatten, kamen Dan und Jackie zurück auf die Brücke. Dan nahm an der Ingenieursstation Platz und überließ Sonja Torrijos den Pilotensitz.
Pyotr Ngo und Ray Li standen über das Pilotendisplay gebeugt da und ließen irgendeine Simulation ablaufen. Vor ihnen in der Luft schwebte eine Grafik, die ein Objekt zeigte, das in einem weiten
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