Bd. 3 - Der dunkle Stern
Erfahrung hatte bringen können, war diese Welt von einer religiösen Gruppe gegründet worden, die sich der Anbetung der Technologie verschrieben hatte. Die Gruppe war im späten dreiundzwanzigsten Jahrhundert hier eingetroffen, ausgestattet mit der erforderlichen Nanofabrikationsausrüstung, und hatte begonnen, die großen Rohstoffvorkommen des Planeten zu verarbeiten und Industrie- und Transportnetzwerke sowie Städte zu schaffen. Ein Jahrhundert lang war die Bevölkerung ständig gewachsen, die die Zivilisation weiter ausbaute – auf der Oberfläche selbst sowie im Center-System insgesamt. Nachdem dieses eine Jahrhundert verstrichen war, kamen die Vuhl und übernahmen das System, offenbar ohne dass auch nur ein Schuss abgegeben wurde – genau das, was sie auf Cicero auch gern geschafft hätten.
K’na tauchte nicht wieder auf, weder in Jackies Apartment noch im Stadtzentrum, als sie sich dort umsah. Es war unheimlich: Sie hatte den Weg nach Center bewältigt – die Gefahrvolle Stiege. Jackie hatte die erste Prüfung bestanden, so wie vor ihr Qu’u, und sie befand sich ohne Hyos auf der Stiege, so wie vor ihr Qu’u.
Was sie als Nächstes tun sollte, wusste sie nicht. Sie diskutierte darüber mit Th’an’ya, die ihr versicherte, esLi werde sich darum schon kümmern. Jackie war nicht ganz so zuversichtlich, was den Ausgang des Ganzen betraf. Für sie beide war es eine Überlebensfrage.
Th’an’ya war nun fast ständig bei ihr, auch wenn sie nur selten einmal sichtbar wurde, aus dem Augenwinkel, in einem Spiegel und auf einer polierten Metall- oder Glasoberfläche, von denen die Stadt durchzogen war.
Die Stimme des Schwerts war ebenfalls gegenwärtig und flüsterte Passagen aus der Zor-Legende sowie aufmunternde Bemerkungen wie diese: Kommen Sie, beanspruchen Sie Ihr Erbe für sich. Kommen Sie zum Center.
Sie ignorierte diese Stimme, da sie nicht wusste, was sie mit den Bemerkungen anfangen und wie sie darauf reagieren sollte. Es war ihr, als warte sie so wie Qu’u auf ein Ereignis, das ihr die Möglichkeit gab, sich kopfüber ins nächste Abenteuer zu stürzen.
Lange musste sie nicht warten.
Drei Nächte nach ihrer Ankunft auf Center bereitete sie sich etwas zu essen zu, als es an der Tür klingelte. Das kam überraschend, da nur Bewohner des Hauses mit ihrer eigenen Karte ins Gebäude gelangen konnten. Gäste wurden mittels eines Kodes eingelassen, der in den Apartmentcomputer eingegeben werden musste. Sie kannte hier niemanden, weder innerhalb noch außerhalb des Hauses. Der wahrscheinlichste ihrer Besucher – die Erste Drohne H’mr – musste vermutlich nicht erst klingeln.
Sie stellte das Essen zur Seite, griff nach ihrer Jacke und holte ihre Pistole heraus. Dann machte sie eine Geste hin zum 3-V-Monitor, der den Flur vor ihrem Apartment zeigte.
Vor der Tür stand eine vertraute Gestalt, ein Mann, dessen Gesicht sie auf einem Zor-Leib gesehen hatte und das erst vor Kurzem zum Bild von Bryan Noyes auf Crossover zerschmolzen war – ehe der sich als etwas noch Erschreckenderes entpuppt hatte.
Das ist irgendein Trick, dachte sie. Er ist ein Vuhl.
Ich nehme vor der Tür nicht das hsi eines esGa’uYe wahr, se Jackie, meldete sich Th’an’ya in ihrem Kopf zu Wort. Es scheint sich um einen naZora’e zu handeln.
Während sie ihn beobachtete, blickte Damien Abbas den Gang entlang, machte einen Schritt von der Tür weg, als wolle er sie in ihrer Gesamtheit sehen, dann betätigte er erneut die Klingel. Er sah mitgenommen und gealtert aus, aber er hatte noch immer die untersetzte Statur, die ihr in Erinnerung geblieben war.
Sie winkte dem Türöffner, die Tür glitt zur Seite. Die Pistole hielt sie direkt auf Damien Abbas gerichtet. Der ehemalige Captain der Negri Sembilan sah Jackie voller Freude an, die aber sofort schwand, als er die Waffe bemerkte.
Er trat ein, die Tür glitt hinter ihm zu. Langsam breitete er die Arme aus und hielt sie fort von seinem Körper. »Ich bin unbewaffnet.«
»Das sehe ich«, gab sie zurück. »Gehen Sie gaaaanz langsam zum Sessel.«
Ohne den Blick von ihr abzuwenden, kam er der Aufforderung nach. Der Sessel war zum Fenster des Apartments hin ausgerichtet und bot eine Ansicht der nächtlichen Stadt mit all ihren Lichtern.
Er setzte sich hin, sodass sie in der Dunkelheit sein und ihr eigenes Spiegelbild sehen konnte.
»Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt«, gab er schließlich von sich.
»Was machen Sie hier?«
»Das könnte ich Sie auch fragen, aber
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