be-coming
er mich nicht gebeten. Es war eine erstklassige Erfahrung für ihn gewesen. Die absolute Ohnmacht, gepaart mit Schmerz und Lust. Wenn ich mich jetzt dafür entschuldigte, würde ich alles zerstören.
Hatte er wirklich nicht darüber nachgedacht, dass unsere Abmachung letztendlich im Bett enden würde? Ich konnte es mir fast nicht vorstellen. Doch wie er sich gestern gebärdet hatte, wie er gekämpft hatte, schien er völlig überrascht gewesen zu sein. Vielleicht hatte er tatsächlich nicht an Sex gedacht, als er mich nach den Spielregeln gefragt hatte. Aber das gehörte dazu – als wirksamste Methode, ihn unterzuordnen, ihn zu beherrschen.
Aber im Moment auch die wirksamste Methode, um mir ein schlechtes Gewissen zu bescheren. Ich war eigentlich nicht so empfindlich. Es machte mir in der Tat sonst nichts aus, auch mal grob zu werden. Phil hatte mich das gelehrt – und er war ein unerbittlicher Lehrmeister gewesen. Er hatte fast eine Art professioneller Distanz von mir erwartet; auch, was meinen eigenen Körper betraf.
Und es war auch nicht das erste Mal, dass ich jemanden so vergewaltigt hatte – aber bei Cieran war das anders.
11
FALK
Als Michael vor der Tür stand, sah ich sofort, dass er verändert war. Er trug schwarze Lederkleidung – offensichtlich war er mit seinem Bike gekommen. Was bedeutete, dass er nicht länger blieb.
»Lass mich rein, Falk. Ich muss dir was Wichtiges sagen.«
Sein forscher Tonfall ließ mich aufhorchen. Er kam diesmal nicht, um sich von mir beherrschen zu lassen. Dies war der andere Michael, der vor mir stand – der Killer.
Ich trat beiseite und ließ ihn eintreten. Es war schon dunkel, und er brachte einen Schwall kühle Nachtluft mit herein. Er war etwas verunsichert, das sah ich an seinem unruhigen Gang. Mit einer fahrigen Geste fuhr er sich durch sein dichtes Haar.
»Ich habe einen Auftrag, Falk«, sagte er langsam. »Und ich wollte, dass du es weißt.« Er starrte an mir vorbei auf die Tür. »Es ist totaler Schwachsinn, was ich jetzt mache. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Wahrscheinlich ist es nur, weil ... weil ...«, er zögerte. »Weil ich dich mag.« Für einen Sekundenbruchteil sah er hilflos aus, dann war der Eindruck verflogen.
Ich beobachtete ihn aufmerksam. Er musste wirklich mit sich ringen.
»Was für einen Auftrag?« fragte ich leise.
»Ich soll Philippe Darrin töten.«
Zischend stieß ich den Atem aus. In meinem Kopf entstand ein heilloses Durcheinander. Das musste ich erst einmal verdauen. Ausgerechnet Philippe. Gott, ich hatte das kommen sehen. Was hatte er sich wohl diesmal zuschulden kommen lassen? Scheiße, warum Phil?
Mike starrte mich gespannt an. Seine Kiefermuskeln zuckten nervös.
»Warum?«
Doch er schüttelte den Kopf. »Nur das, Falk.«
Ich nickte, machte zwei Schritte auf ihn zu und berührte ihn zärtlich an der Wange. Er war nicht rasiert.
Irritiert senkte er den Blick. »Darf ich trotzdem weiter zu dir kommen?« fragte er vorsichtig.
»Ja. Du bist immer willkommen.«
12
CIERAN
Michael umkreiste mich wie eine Raubkatze ihre Beute. Seine Anspannung, seine dunkle Kleidung – sein gesamtes Auftreten verunsicherte mich. Wenn ich ihn ansah, durchflutete mich die ganze Hitze der Gewalt, die von ihm ausging. Ich musste den Blick von ihm abwenden. Dass er mich vor einer Woche gebadet hatte, konnte ich mir kaum noch vorstellen.
Er blieb stehen, starrte mich an. »Vielleicht solltest du nicht hierbleiben«, sagte er nachdenklich.
In seiner Stimme schwang ein aggressiver Unterton mit, ich hätte mich nicht gewundert, hätte er die Hände um meinen Hals gelegt, um mich zu erwürgen.
»Warum?« fragte ich nervös. »Was ist denn los?«
»Nichts, was dich persönlich betrifft«, sagte er und setzte sich lässig auf den großen, dunklen Schreibtisch. »Aber Falk.«
Ich zuckte mit den Schultern. Was wollte er bloß von mir? Ich musste unbedingt mit Falk sprechen. Michaels Verhalten kam mir sehr fremd vor. Und ich bekam tatsächlich Angst. Aber er wollte mir nicht mehr erklären.
Als Mike gefahren war, suchte ich nach Falk. Ich betrat den Salon und wusste sofort, dass etwas wirklich Wichtiges passiert war. Falk goss sich einen Whiskey ein. Er trank fast nie Alkohol, es sah aus, als bräuchte er dieses eine Glas, um seine Gedanken sammeln zu können. Es schien eine merkwürdig ritualisierte Handlung für ihn zu sein.
»Was ist los?« fragte ich und trat näher.
Falk war wie immer sehr
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