be-coming
gekleidet. Ich hatte ihn in den letzten drei, vier Jahren nur noch im Anzug gesehen. Sein Outfit machte ihn jünger, er wirkte nicht wie dreiunddreißig.
Seine Haut hatte die Farbe von Milchkaffee, seine Haare waren so schwarz wie das Gefieder eines Raben. Er war ein exotisches Geschöpf, seine hohen Wangenknochen und seine dunklen Augen verrieten seine peruanische Herkunft. Allerdings hatte er die unbeschwerte und unzüchtige Art seines Angeleno-Vaters geerbt.
»Falk.« Lächelnd neigte er den Kopf und setzte sich zu mir.
»Phil, schön dich zu sehen.«
Er starrte mich an, abwartend, neugierig. Mit diesem forschenden Blick, der andere immer aus dem Konzept brachte. Unter dem Tisch berührten sich unsere Beine. Ich wusste, dass es kein Versehen war. Phil tat nichts ohne eine Absicht.
»Ich würde auch gern ‘ne Nummer mit dir schieben, Phil«, sagte ich grinsend, wurde aber sofort wieder ernst. »Aber das ist nicht der Grund, warum ich dich hergebeten habe.«
»Ach nein?« Er grinste anzüglich.
Ich beugte mich zu ihm hinüber. »Du stehst auf der Abschussliste.« Ich betonte jedes Wort, wollte, dass er den Ernst der Lage sofort erfasste. Ich sah, wie seine Augen sich weiteten.
»Was meinst du damit?«
»Sobald sie deinen Aufenthaltsort ermittelt haben, bist du dran. Sie haben jemanden auf dich angesetzt.«
»Woher weißt du das?« Er fixierte mich intensiv mit seinen schwarzen Augen.
Ich seufzte, sah auf den Tisch, verfolgte die geschwungenen Linien des Marmors. »Weil ich deinen Mörder kenne.«
Er starrte mich an. »Scheiße.«
Ich sah, wie er nachdachte.
»Es ist zu früh«, sagte er.
Ich verstand nicht, was er meinte.
»Was hast du angestellt?« fragte ich leise. »Sie haben einen ihrer besten Männer auf dich angesetzt.«
»Woher du ihn kennst, muss ich wohl nicht fragen, oder?« Er grinste tatsächlich.
»Phil, du solltest das mit ein bisschen mehr Ernst betrachten.«
Er zuckte mit den Schultern. »Du kennst mich, Falk. Ich bin skrupellos. Es lag ein Haftbefehl gegen mich vor, wegen des Kokains. Es ist immer dasselbe: Die Regierung macht Geld mit Coca, Privatleute dürfen das nicht. Aber ich lasse mich doch deswegen nicht wegschließen. Also habe ich an den richtigen Stellen die richtigen Videosequenzen gezeigt.« Er grinste jungenhaft.
»Videosequenzen?« Ich starrte ihn an. Was meinte er nun damit? Er sprach in Rätseln.
»Mein Haus ist komplett videoüberwacht – jedes Zimmer. Eine reine Sicherheitsmaßnahme für meine Mitarbeiter«, sagte er mit einem boshaften Lächeln auf den Lippen. »Du weißt doch, ich bin einer von den Bösen. Mit anderen Worten: Meine Partys sind immer gut besucht ...«
»Es müssen namhafte Politiker darin verstrickt sein, wenn du jetzt auf ihrer Liste stehst.«
Er lachte leise. »Auch das.«
Ich sah ihn nachdenklich an. »Damit hast du dein eigenes Todesurteil unterzeichnet.«
Es ärgerte mich, dass er so leichtfertig mit seinem Leben spielte. Aber ich wusste, dass es mir nicht zustand, ihn zu kritisieren. Er hatte das Erbe seines Vaters angetreten – niemand hatte ihn jemals gefragt, ob er das auch wollte. Er konnte kalt und skrupellos sein, ich wusste, dass er ein Mörder war. Das alles konnte ich beiseiteschieben – ich sah nur Phil, den ich schon so lange kannte. Es war ganz natürlich, dass ich versuchte, ihm zu helfen.
Er seufzte leise. »Bis jetzt konnte ich meinen Kopf immer noch aus der Schlinge ziehen.«
Ich nickte. »Ja. Aber diesmal bist du nicht angeklagt – diesmal wollen sie dich aus dem Weg räumen. Auch dein Mr Staranwalt kann dich jetzt nicht ’raushauen.«
Er nickte und bestellte abwesend einen Cappuccino. Ich sah, dass sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete.
»Ich kann wohl nicht von dir verlangen, dass du ihn umbringst?«
»Wen? Michael?«
»Wie immer mein Mörder heißt ...«
Ich schüttelte erschrocken den Kopf. »Nein, natürlich nicht!«
Aber er winkte schon ab. »Habe ich auch nicht erwartet.«
Wieder schwieg er eine Weile, nahm dann seinen Cappuccino entgegen und rührte gedankenverloren in der Tasse. »Und? Hast du keine Idee?«
»Zieh bei mir ein, solange du in Gefahr bist«, sagte ich langsam und sah ihn an, um jede Regung in seinem Gesicht mitzubekommen.
»Ich soll bei dir wohnen?« fragte er stirnrunzelnd. »Warum bietest du mir das an, du weißt, wie gefährlich das ist.«
»Deine Villa in Malibu ist bekannt, selbst der Standort deiner Finca in Talara. Von unserer Bekanntschaft allerdings wissen nur sehr
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