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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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und sah mich aufmerksam an. »Stimmt etwas nicht?«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Schnell drehte ich mich um, damit er es nicht sah und stotterte: »Nein, alles in Ordnung.«
    Ich floh zurück in die Küche, stellte Tassen, die Teekanne und Zucker auf ein altmodisches Tablett und ging hinüber zu Falk ins Schlafzimmer. Er saß auf dem Bett, seinen Laptop auf den Oberschenkeln, das Haar noch nass.
    »Danke«, sagte er sanft lächelnd, als ich ihm die Tasse reichte.
    »Was schreibst du?« Unsicher setzte ich mich mit meiner Tasse in einen alten Korbsessel, von denen zwei im Schlafzimmer standen.
    »Ich habe ein paar Ideen für meinen neuen Roman. – Die sollte man sofort notieren, wenn man sie im Kopf hat. Ansonsten lösen sie sich ganz schnell wieder in Luft auf.«
    Ich rührte in meinem Tee. »Störe ich dich, wenn ich hierbleibe?« Ich wollte nicht gern allein bei Phil bleiben.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht.«
    »Wie lange werden wir uns hier verstecken?«
    Der Tee rann heiß durch meine Kehle; er hatte ein angenehmes Aroma. Ich stellte die Tasse in Ermangelung eines Tisches auf den Fußboden.
    Falk sah von seinem Bildschirm auf. »Keine Ahnung. Ich schätze, eher nicht so lange. Aber wer weiß schon, auf was wir uns da eingelassen haben? Gegen die Regierung zu sein, ist wahrscheinlich nie so gesund .«
    Ich nickte langsam. »Ich glaube, keiner von uns weiß, auf was wir uns eingelassen haben. Wahrscheinlich nicht einmal Phil selbst. – Ich ... ich weiß gar nicht, was ich darüber denken soll«, gab ich zu. »Manchmal ist es, als wenn wir nur Urlaub machen, aber dann spüre ich diese Spannung, den Druck, der auf Phil lastet. Er versucht das immer zu verbergen, aber – es ist so offensichtlich.«
    Falk sah mich lange an. »Hättest du wohl auch nicht gedacht, dass du mal in so eine Situation hineingerätst, was?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht. – Ich dachte, die Abenteuer in meinem Leben wären schon gelaufen ...« Der Sarkasmus in meiner Stimme war unüberhörbar.
    »Was wolltest du eigentlich machen, ich meine, vor dem Flugzeugabsturz?«
    Ich sah auf den Boden, fixierte meine Tasse, dann meine Schuhe. »So ganz furchtbar ernste Gedanken habe ich mir damals nicht gemacht. Meine Eltern hatten viel Geld – ich konnte machen, was ich wollte. Lisa, ja, die wusste schon immer, dass sie Psychologin werden wollte. Aber ich ...« Ich seufzte leise. »Ich wollte eigentlich gar nicht arbeiten. Zu der Zeit habe ich angefangen zu malen und zu zeichnen. Ich denke, ich war relativ begabt. Aber nach dem Tod meiner Eltern habe ich keinen Pinsel mehr in die Hand genommen. Was das betrifft, bin ich total blockiert. Ich ... ich habe auch keine Ideen, keine Visionen.« Ich sah Falks Blick. »Na ja, zumindest keine, die mich zum Malen inspirieren. – Wer weiß, vielleicht wäre ich ein guter Maler geworden? Ein Künstlerleben wäre auch das Einzige gewesen, mit dem ich mich hätte anfreunden können. Aber nach dem Unfall habe ich meine Zeit damit verbracht, wieder laufen zu lernen, wieder einigermaßen seelisch auf den Damm zu kommen.«
    »Glaubst du, du wirst eines Tages wieder malen können?« wollte Falk wissen.
    Ich trank einen Schluck Tee. »Ich weiß nicht. Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen. Malen ...«, ich schluckte, »das hieße, den Schmerz herauslassen, aber das kann ich nicht.«
    Falk nickte nachdenklich. Ich denke, er verstand, was ich sagen wollte. Er verstand mich .
    Ich rückte näher an ihn heran. »Sag mal«, begann ich leise, »was ich dich immer schon mal fragen wollte ... ist Phil in irgendeiner Sekte oder so was?«
    Falk starrte mich überrascht an. »Nein. Wie kommst du darauf?«
    »In seinem Zimmer da waren so merkwürdige Symbole, da dachte ich ...« Ich brach ab, kam mir ein bisschen albern vor.
    Falk schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe noch nie was von einer Sekte gehört. Aber du kannst ihn ja mal fragen.«
    Ich hob abwehrend die Hände. »Nein, bloß nicht. Ist ja auch egal.«
    »Nein, das ist nicht egal. Ich möchte wissen, was dich beschäftigt.«
    Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern. »Es sind nicht nur die Symbole ...«
    »Was denn noch?«
    »Mit Phil passiert was, Falk. Er ... verändert sich.« 

30
    FALK
     
    Mit vier Papiertüten mit Hamburgern, Pommes frites und Salaten in Plastikbehältern kehrte ich zu Phil und Cieran zurück. Ich wusste, dass mich niemand verfolgt hatte, trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl. Irgendetwas

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