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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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gefangen, und er konnte sich nur schwer von dem Anblick des tiefblauen Wassers losreißen, um mir zu helfen. Er war manchmal so kindlich; wahrscheinlich, um den ganzen Schrecken zu verdrängen.
    Ich schleppte Phil die zwei flachen Stufen hoch, hinein ins Haus. Er stöhnte ungnädig.
    Cieran trug das Gepäck hinter uns her. Er stellte die Taschen erstmal auf dem Boden ab und sah sich neugierig um – während ich Phil half, sich im Schlafzimmer auf das Bett zu legen.
    Die Hütte bestand aus vier Räumen, wobei das Wohnzimmer, das man als Erstes betrat, wenn man von draußen kam, den größten Platz bot. Hier standen einige schlichte Sessel, eine große Couch, die man in ein ganz annehmbares Bett verwandeln konnte, ein heller Holztisch und zwei deckenhohe, mit verschiedenen Büchern gefüllte, einfache Regale.
    Das Schlafzimmer war etwas kleiner und beherbergte lediglich ein großes Futonbett und einen breiten Kleiderschrank.
    Phil sank schlaff auf die nackte Matratze, aber er grinste mich an. »Ich hoffe, du beziehst das Bett gleich noch«, flüsterte er rau.
    »Auch noch Sonderwünsche, der Herr«, sagte ich. Doch mir fiel ein Stein vom Herzen – wenn er schon wieder Witze machen konnte, befand er sich wohl bereits auf dem Weg der Besserung. Obwohl er – ehrlich gesagt – nicht danach aussah.
    Auf dem Weg hatten wir in einer Apotheke Verbandsmaterial gekauft. Ich musste seinen Verband heute noch wechseln, und das war eine Arbeit, um die ich mich weiß Gott nicht schlug ...
    Ich bemerkte auf einmal, wie angespannt ich war. Wie erschöpft. Würde ich dem Verlangen nachgeben, mich hinzusetzen, ich käme wahrscheinlich nicht mehr hoch. Ich widerstand also dem Drang, mich zu setzen, trug die Taschen ins Schlafzimmer und machte mich daran, das Bett zu beziehen, was gar nicht so leicht war, da Phil ja schon darin lag. Cieran räumte die Lebensmittel, die wir mitgebracht hatten, in die Küchenschränke und steckte den Stecker des Kühlschranks in die Steckdose.
    Er sah genauso blass und erschöpft aus, wie ich mich fühlte.
    Mit Cierans Hilfe setzte sich Phil im Bett auf. Er war noch immer kalkweiß im Gesicht. Selbst seine Lippen waren nur blassrosa.
    Vorsichtig wickelte ich die Bandage ab, die die Wunde verschloss. Es kostete mich einige Überwindung, mir die frisch genähte Verletzung anzusehen. Ein langer Schnitt, feucht und rosig, dunkelblaue Fäden. Ich schluckte.
    »Hey, fällst du gleich um?« spottete Phil, der mich beobachtete. Seine Stimme war brüchig.
    »Hättest du wohl gern, was?« Entschlossen nahm ich ein paar Tupfer zur Hand und ließ mir von Cieran Desinfektionsmittel daraufgießen. Ich funkelte Phil an.
    »Wenn sie was mit Jod in der Apotheke gehabt hätten, hätte ich das genommen.«
    Er brachte ein müdes Grinsen zustande. »Mach schon, bevor ich wieder einschlafe ...«
    Ich desinfizierte die Naht, legte eine Kompresse auf und wickelte schließlich eine frische Bandage um Phils Brustkorb. Er stöhnte gequält auf, er hatte Schmerzen. Und wir hatten nur albernes Aspirin.
    Wir betteten ihn zurück in die weichen Kissen. Ich deckte ihn zu. Noch immer wusste ich nicht, ob meine Entscheidung richtig gewesen war.
    Doch nach zwei Tagen war Phil soweit, dass er allein aufstehen konnte. Seine Verletzung heilte erstaunlich gut. Viel zu gut, wenn ich genau darüber nachdachte ...
     

29
CIERAN
     
    Konzentriert saß Phil vor dem kleinen, hochmodernen Laptop. Zahlen und Buchstabenkombinationen flogen vor seinen Augen über den Bildschirm – er sah fast so aus, als würde er langsam aber sicher mit dem Gerät verschmelzen. Oder aber zumindest eine merkwürdige Symbiose eingehen.
    Ich starrte ihn an. »Was machst du da?«
    Er sah mich kurz an, wandte dann seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu.
    »Ich lösche meine Identität. Ich habe das schon oft durchgespielt – aber es ist nie soweit gekommen.«
    Ich schluckte, konnte eigentlich immer noch nicht verstehen, wo ich hineingeraten war.
    »Sie sind mir verdammt dicht auf den Fersen.«
    Ich sah, wie er kurz auf dem Stuhl schwankte, auf dem er saß. Seine Hand wanderte über seine bandagierte Brust und verharrte kurz auf der Einschussstelle. Er schloss für einen Moment die Augen.
    »Hast du Schmerzen?« fragte ich – überflüssigerweise.
    Er lächelte ohne einen Anflug von Humor. »Ich gehe nicht drauf – dafür habe ich noch zu viel vor.«
    Ich setzte mich in einen der alten Sessel und beobachtete ihn weiterhin. Er war noch immer blass, was bei

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