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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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gelegen?
    Ich rollte mich vorsichtig auf die Seite, da ich dachte, Jasmin sei eingeschlafen. Doch sie war natürlich wach. Natürlich.
    »Willst du aufstehen?« fragte sie leise. Ich hörte die Gleichgültigkeit in ihrer Stimme. Sie hatte sich einfach in sich zurückgezogen.
    »Bleib ruhig liegen.« Ich setzte mich auf, wusste, dass Phil dieses Vergnügen im Voraus für mich bezahlt hatte. Langsam zog ich mich wieder an, spürte ihren Blick auf mir ruhen. Ihren gleichgültig professionellen Blick.
    Ich drehte mich nicht mehr zu ihr um. Schweigend trat ich hinaus auf den Gang, wo Phil auf mich wartete.
    Es war mitten in der Nacht, als wir zu Falk zurückfuhren. Ich fühlte mich merkwürdig – so, als wäre es nicht richtig gewesen, was ich gemacht hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.
    Jasmin war gut gewesen, professionell. Phil hatte ihr offensichtlich das erzählt, was sie über mich wissen sollte. Sie hatte damit umgehen können. Vielleicht war auch das nur eine Frage des Geldes.
    Ich lehnte mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Ich konnte noch immer ihren zarten, weiblichen Geruch an mir wahrnehmen. Warum fühlte ich mich jetzt nicht gut? Befriedigt? Warum dachte ich an Falk und daran, dass er vielleicht eifersüchtig sein könnte?
    »Über was denkst du nach?« fragte Phil nach einer Weile.
    »Ist nicht so wichtig.«
    »Interessiert mich trotzdem«, beharrte er.
    Ich seufzte. »Ich habe ein schlechtes Gewissen«, sagte ich vorsichtig.
    »Wegen Falk?« fragte Phil überrascht. »Er wird dir das nicht übel nehmen.«
    Ich schwieg. Es mochte sein, dass er Falk sehr gut kannte. Sehr lange kannte. Trotzdem konnte ich das ungute Gefühl nicht loswerden. Falk war der erste Mensch, mit dem ich über längere Zeit das Bett geteilt hatte. Das, was ich für ihn empfand, ging sehr tief, konnte mir das Herz zerreißen. Vielleicht war es im Endeffekt egal, ob er eifersüchtig sein würde oder nicht. Ich hatte meinen Spaß gehabt – und er nicht. Das war nicht richtig.
    Ich konnte es mir nicht erklären. Meine Gedankengänge waren in der letzten Zeit untypisch verworren – das setzte mir zu. Aber ich wollte nicht mit Phil darüber sprechen. Er würde mich eh nicht verstehen.
    Phil sah kurz zu mir herüber, und ich hatte plötzlich den erschreckenden Eindruck, dass seine Augen sich verändert hatten. Natürlich war es dunkel im Wagen – aber seine Augen ... ich starrte in zwei schwarze Abgründe! Das Weiße in ihnen war komplett verschwunden! Mir wurde ganz kalt. Das konnte nicht sein. Es war Einbildung.
    Phil sah wieder nach vorn, und sofort verschwand der unheimliche Eindruck. Meine Güte, ich war wohl ziemlich überreizt. Vielleicht las ich auch einfach zu viele Horrorgeschichten? Aber, großer Gott, was war, wenn ich mir das nicht eingebildet hatte ...?
    »Alles okay mit dir?«
    Ich räusperte mich. »Ja, wieso?«
    »Du bist ein bisschen blass um die Nase.«
    Kein Wunder , dachte ich. Mein Herz schlug noch immer zu schnell. »Ich bin müde.«
     
     
     
     
     

35
    CIERAN
     
    Phil sprach mich an, als ich aus dem Badezimmer kam. Ich hatte lange und ausgiebig geduscht und mir fast eingebildet, dass alles ganz normal sei, nur ein ganz normaler Urlaub am Meer. Fast ... Ich erschrak ein wenig.
    »Ich will einen Deal mit dir machen«, sagte Phil ernst. »Ist ’ne wichtige Sache für mich.«
    »Okay.« Ich setzte mich langsam auf einen der Sessel und trocknete meine Haare mit einem Handtuch. Warum sollte ich ihm keinen Gefallen tun? Er hatte schließlich noch etwas gut bei mir.
    »Sag nicht so voreilig okay. Hör dir alles an – wenn du einmal ja gesagt hast, gibt es kein Zurück.«
    Erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch und hörte mir an, was er von mir wollte. Und aus irgendeinem verrückten Grund sagte ich zu. Ich musste wirklich total wahnsinnig geworden sein!
    Phil half mir in den Wagen, es war noch ziemlich früh, aber er hatte gesagt, dass wir ein ganzes Stück weit fahren müssten. Er schien ganz ruhig, im Gegensatz zu mir. Warum hatte ich mich darauf eingelassen?
    Ich war Falk ausgewichen, die letzte Nacht und auch diesen Morgen; mein schlechtes Gewissen brachte mich fast um. Vermutlich wusste er das. Warum sagte ich also zu? – Falk hatte mich angestarrt, als er davon hörte – aber in seinem unbewegten Gesicht konnte ich keine Regung erkennen. Phil bestimmte, was passierte – wir fügten uns. Zumindest kam es mir so vor. Aber immerhin hatte er mir die Wahl gelassen. Ich wurde aus ihm nicht schlau.

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