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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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dadurch. Jetzt gibt es kein Zurück.«
    Er starrte zur Decke. »Würden sie uns beide auch umbringen?«
    Ich drehte mich ein wenig, um ihn anzusehen. »Auf dem Weg hierher, als uns der Van folgte, da hätten sie unseren Tod einfach in Kauf genommen.« Ich räusperte mich. »Wenn sie es verhindern können, wenn wir in ihre Gewalt geraten – werden wir wahrscheinlich nach kurzer Zeit hoffen, dass sie uns endlich töten.«
    »Hört sich unangenehm an«, sagte Cieran.
    »Die Foltermethoden, die Methoden der psychischen Beeinflussung, Gehirnwäsche, Psychopharmaka sind unglaublich ausgereift. Du würdest dich gruseln, wenn du dich damit beschäftigt hättest. – Michael hatte mir damals davon erzählt, wie die Agency mit ihren eigenen Mitarbeitern umgeht ...«
    »Ich will das gar nicht wissen«, sagte Cieran leise. Er drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zur Wand. Wie ein Kind , dachte ich.
    Ich legte mich hinter ihn, drückte meinen Körper an seinen schlanken Leib und schlang meinen Arm um seinen Oberkörper.
    »Die Chance, dass sie uns erwischen, ist wirklich gering«, beruhigte ich ihn. Dabei war mir bewusst, dass ich ihn anlog.
    Cieran schwieg. Er drängte sich gegen mich.
    Als ich dachte, er sei eingeschlafen, sagte er: »Was ich neulich gesagt habe, meinte ich ernst.«
    »Was meinst du?« fragte ich verwundert.
    »Dass ... ich dich liebe.« Seine Stimme war rau.
    Ein heißes, unbeschreibliches Gefühl der Zuneigung durchflutete meinen Körper. Ich zog ihn ganz dicht an mich heran und küsste seinen Nacken.
    »Du bist das süßeste Geschöpf, dem ich bisher begegnet bin«, flüsterte ich an seinem Ohr.
    Er gab sich damit zufrieden.
     
    Als der Regen aufgehört hatte, trat ich vor die Tür. Die Luft war feucht und schwer. Ich sog sie tief in meine Lungen ein.
    Ich folgte einem kleinen Trampelpfad in den Wald hinein. Hier schien es immer noch zu regnen – schwere Tropfen fielen zu Boden, die sich bisher nicht durch das dichte Blattwerk der mächtigen Bäume hatten kämpfen können. Es hörte sich tatsächlich so an, als hätte der Regen nie aufgehört, doch die ersten Vogelstimmen verrieten mir die Wahrheit.
    Neugierig ging ich weiter, der Boden war aufgeweicht unter den dicken Gummisohlen meiner Schuhe. Ich genoss die Luft und die dicken, wasservollen Tropfen, die mich hin und wieder trafen.
    Phil und Cieran ließ ich in der Holzhütte zurück. Ich wusste, dass Cieran nicht gern mit Phil allein war, doch ich glaubte nicht, dass Phil irgendeine Gefahr für den Jungen darstellte. Und ich musste mal allein sein, meine Gedanken ein wenig ordnen. Die ständige Anwesenheit der beiden und die Enge zerrten an meinen Nerven. Dazu kam, dass ich ein unangenehmes Gefühl verspürte, was wahrscheinlich Angst war. Es verfolgte mich schon seit Tagen, wie eine dunkle Wolke, die über mir schwebte. Wer garantierte dafür, dass die Agency uns nicht entdeckte und uns samt der kleinen Holzhütte in die Luft jagte? Zum Teufel – niemand konnte dafür garantieren! Nicht einmal Phil und seine ganze Dämonenbande.
    Die angenehme Luft und das sanfte Rauschen der Bäume beruhigte mich ein wenig. Ich versuchte, die unangenehmen Gedanken beiseitezuschieben, wollte einfach nur sein für einen Moment. Dieses Gefühl des Einssein , in der Natur sein, genießen.
    Außerdem hatte ich den Eindruck, dass es nicht schaden konnte, wenn man sich ein bisschen besser in der Gegend auskannte. Also drang ich weiter in den Wald vor. Die Bäume standen hier dichter, weswegen es wesentlich dunkler war als zu Anfang. Der Boden war bedeckt mit dichten, grünen Bodendeckern und Laub, das unter meinen Füßen nachgab. Ich wusste, dass ich mich weiterhin auf dem kleinen Trampelpfad befand, doch ich konnte ihn nicht mehr sehen. Offensichtlich war hier schon länger niemand mehr hergelaufen.
    Ich hatte noch nie Angst gehabt im Wald, hatte noch nie befürchtet, mich zu verlaufen. Aber hier verspürte ich ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Ich führte es darauf zurück, dass wir noch immer verfolgt wurden.
    Der Weg stieg sachte bergan, ich kletterte über zwei umgestürzte Bäume, deren Stämme so glitschig waren, dass ich fast abrutschte. Nach weiteren etwa einhundert Metern bemerkte ich etwas Eigenartiges, etwas, das mir eine eiskalte Gänsehaut auf den Armen verursachte. Erst konnte ich es überhaupt nicht ausmachen, was meine Sinne in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Dann sah ich es: einen Kreis, etwa einen Schritt im Durchmesser, aus abgerundeten,

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