BE (German Edition)
zu machen. Obendrein war er noch ein echter Rock ’n’ Roller. Das war das Tolle, dass dieser erfolgreiche Mann eben auch ein Rock ’n’ Roller war. Er hat die Momente feiern können. Er ist hart am Wind gesegelt. Weil er wusste, dass es im nächsten Moment vorbei sein konnte, hat er den Moment besonders gemacht. Hat einen aus dem Alltag herausgerissen, und plötzlich saß man in einem schönen Restaurant, und der Champagner floss.
Du hast ihn mal zu einem Rolling-Stones-Konzert mitgenommen.
UO: Genau. Er hatte ja diese extreme Angst vor Menschenmengen. Da hat er Panikattacken mit Schweißausbrüchen bekommen. Wir waren vier oder fünf Mädels – ich bin ja immer mit meinen bad girls unterwegs –, und wir haben auf ihn aufgepasst. Wir haben einen Ring um ihn gebildet, ihn an den Händen gehalten und ihn beschützt. So hat das funktioniert. Und wir haben uns wie die Königinnen gefühlt, weil er eine Limousine gemietet hatte, und wir hatten spezielles VIP-Parking.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
UO: Auf einer Party in seiner Suite im Chateau Marmont. In den Achtzigern. Da saß ich plötzlich auf seinem Schoß, und wir hatten Fun. Ich mochte ihn wirklich sehr, aber wir waren nicht die Richtigen füreinander für eine ernsthafte Beziehung.
Eigentlich würde man denken, dass ihr sehr gut zueinander gepasst habt.
UO: Ja. Nee. Irgendwie waren wir im Geiste dann doch zu unterschiedlich. Wir mochten uns immer sehr gern. Aber wir wussten beide, dass es zu einer Beziehung nicht reicht. Was ich an ihm mochte, war, dass er bei allem Erfolg so wild war. Ich stand ja immer schon auf wilde Männer, und meine Erfahrung bei denen ist, dass, wenn du einmal den Schlüssel hast, das die liebsten sind – und die verletzlichsten. Das war auch bei Bernd so. Und was ich an ihm schätze, ist, dass er versucht hat, mit seinen Verflossenen befreundet zu bleiben. Warum auch nicht? Man war ja mal intim, warum soll man deswegen zum größten Idioten mutieren? Das ist das Schöne, denn mit anderen Männern bist du dann einfach weg oder abgeschrieben.
Bernd überließ das Tagesgeschäft der Constantin Film Herman Weigel und dem damaligen Finanzchef Edwin Leicht und siedelte also nach Los Angeles über. Dort kaufte er – ohne seinen Kompagnon Leo Kirch um Erlaubnis zu fragen – in der Cherokee Lane ein Haus auf Firmenkosten. Da musste Kirch erst einmal schlucken. Vier Tage lang sah Bernd sich mit Anna Gross ein Haus nach dem anderen an. Das Haus in der Cherokee Lane war das letzte auf der Liste. »Es war ein neues Haus im englischen Kolonialstil. Ganz weiß und hell. Nicht so mein Fall, aber als ich ihn am Flughafen absetzte, meinte er zu mir: ›Ich mag das Haus, kauf es!‹«, erinnert sich Anna Gross. Nachdem das Haus gekauft war, kam Bernd wieder nach Los Angeles, dieses Mal mit seiner Assistentin Marianne im Schlepptau. Mit Marianne ging Bernd Möbel kaufen. Innerhalb eines Tages kaufte er das gesamte Mobiliar. Ein Blitzgewitter der Entscheidungen. Marianne kannte Bernds Geschmack und wusste, dass Widerstand zwecklos war. Da gab es keine Diskussionen.
Anna hingegen war von Bernds Vorliebe für dunkle englische Stilmöbel und weiche Polstersofas mit Streifenbezug alles andere als begeistert. Warum musste es so unbedingt dieser englische Kolonialstil sein? Warum diese Besessenheit mit Streifenmustern? Was Anna nicht verstand, war, dass Bernd versuchte, das Haus in der Cherokee Lane und seine Wohnung in München so einheitlich wie möglich zu gestalten. So sollte ihm das Hin und Her zwischen den Kontinenten leichterfallen. Der visuelle Lärm sollte so weit wie möglich reduziert werden, damit er sich auf das visuell Wesentliche, also das Kino, konzentrieren konnte. Man könnte auch sagen, er richtete beide Orte wie das Waldorf Astoria ein. Und die Sache mit den Streifenmustern … dafür habe ich auch keine psychologische Erklärung, aber Bernd war nun einmal besessen von Streifenmustern. Wenn man ihn bat, die Möglichkeit eines nicht gestreiften Sofabezugs in Erwägung zu ziehen, reagierte er wie Dustin Hoffman in »Rain Man« – er sah einen fassungslos an und erklärte: »Aber ein Sofa MUSS gestreift sein!«
Zurück nach L. A. Anfang der neunziger Jahre. Dem erfolgreichen, gutaussehenden deutschen Produzenten wurde eine fabulöse Willkommensfeier gegeben. Alle waren sie da … die mächtigen Agenten, die Studio Executives, deren Namen ständig in Variety genannt wurden. Bernd wurde als der neue »Player« gehandelt. Er
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