BE (German Edition)
Geschäft weiterlaufen. Im März war in Deutschland der erste Teil von »Resident Evil« angelaufen. Wie schon erwähnt, war der Film der Startschuss zu einem der erfolgreichsten Action-Franchises, die Hollywood je gesehen hat. Doch es gibt mehrere Leute, die »Resident Evil« als »ihren« Film betrachten und Bernds Leistung als Produzent dieses Projekts nicht sehen. Dies begann schon während der Dreharbeiten 2001, als mich der britische PR-Betreuer des Regisseurs Paul W. S. Anderson und seines Geschäftspartners, des Produzenten Jeremy Bolt, nach Berlin auf das Set von »Resident Evil« einlud. Ich schrieb damals als Filmjournalistin für die britische Ausgabe der Financial Times . Der PR-Betreuer war mein ehemaliger Chef, und ich vertraute ihm. Deswegen glaubte ich ihm auch, als er mir im Vorgespräch vor meinem Interview mit Jeremy Bolt erklärte, dieser Bernd Eichinger hätte ja so ein riesiges Ego, das sei total außer Kontrolle. Deswegen würde er sich aufspielen, als wäre er der Produzent des Films und würde sogar darauf bestehen, dass sein Name neben dem Namen des Regisseurs auf der Tonklappe stünde. Dabei hätte er doch eigentlich gar nichts mit dem Film zu tun, sondern würde das Ganze eben nur finanzieren – silly German money . Jeremy Bolt erzählte mir Ähnliches im Interview. »Wir sind Engländer. Wir mögen Schmerz. Deswegen arbeiten wir mit den Deutschen zusammen«, sagte er mir damals. Bernd wurde mir während meines Setbesuchs nicht vorgestellt. Mein Artikel über die Dreharbeiten zu »Resident Evil« bezieht sich daher auch fast ausschließlich auf Paul W. S. Anderson und Jeremy Bolt. Es war eine große Titelgeschichte. Als ich Bernd Jahre später diesen Artikel zu lesen gab, wurde sein Gesicht immer steinerner und kälter. Zum Schluss zerriss er den Artikel in kleine Stücke. Ich war ziemlich ärgerlich darüber, dass er meine einzige Kopie dieser Titelgeschichte zerrissen hatte, aber ich konnte seinen eisigen Zorn verstehen. Später lachte er dann darüber.
»Die behaupten doch tatsächlich, dass ich bei den Dreharbeiten von ›Resident Evil‹ überhaupt nicht dabei gewesen wäre …«, erklärte er mit einem breiten Grinsen. »Dabei war Bernd fast jeden Tag am Set!«, so Christine Rothe, die Herstellungsleiterin. Bernds Beteiligung an »Resident Evil« entwickelte sich zu einem Schwelbrand. Es war der Grund, warum der Vorstand der Constantin Film beim Abendessen, als Bernd starb, mit am Tisch saß. Am nächsten Tag hätte zu diesem Thema eine Konferenz in den L. A.-Büros der Constantin Film stattfinden sollen. Schon vor Weihnachten 2010 hatte es ein Abendessen in der L’Osteria in München gegeben, bei dem der Constantin-Vorstandsvorsitzende Bernhard Burgener Bernd mitteilen musste, dass es von den anderen beteiligten Parteien gewünscht sei und man ihn beauftragt habe, Bernd nahezulegen, von seinem Produzentenvertrag zurückzutreten. Ich war bei diesem Abendessen dabei und habe auch ein Foto gemacht, auf dem wieder Bernds versteinertes Gesicht zu sehen ist. Nach dem Abendessen habe ich Bernd gefragt, was er denn machen wolle, wenn man tatsächlich versuchen werde, ihn aus der nächsten »Resident Evil«-Fortsetzung rauszudrängen. Bernds Antwort: »Vertrag ist Vertrag. Die werden mich nicht aus ›Resident Evil‹ raushauen! Niemals!«
Aber zurück ins Jahr 2002. Durch den Misserfolg von »Der große Bagarozy« war Bernds kreative Glaubwürdigkeit angegriffen. Außerdem war er von den Querelen um »Das Parfum« sowie der feindlichen Übernahme durch die Highlight angeschlagen. »Resident Evil« war zwar ein Erfolg, aber keine typische »Bernd Eichinger Produktion«. Bernds Stern als Produzent schien im Sinken. Eines Abends betrat er das Romagna Antica und sah dort Helmut Dietl und Günter Rohrbach, sein alter Weggefährte aus Zeiten der »Unendlichen Geschichte« zusammensitzen. Diese unterhielten sich über ein Buch des Historikers Joachim Fest mit dem Titel »Der Untergang«, das gerade erschienen war. Bernd hatte den Stoff schon im Visier und reagierte heftig, als er hörte, dass Rohrbach und Dietl darüber redeten, dieses Buch zu verfilmen. Bernd wandte wieder seine bewehrte Internatstaktik der sofortigen Angriffsverteidigung an: Den Film sollten sich Rohrbach und Dietl gleich aus dem Kopf schlagen, das war sein Stoff!
Bedenken aus Bernds Umfeld, dass man Hitler doch nicht zeigen dürfe, widersprach er deutlich. Das war aus Bernds Sicht nichts anderes als ein Personenkult im
Weitere Kostenlose Bücher