BE (German Edition)
Gedankenwelt.
Aufgrund von Steuervorteilen herrschte in den Bavaria Studios damals reger Verkehr von ausländischen Produktionen. Somit waren die Studios für die HFF-Studenten das Tor zur großen weiten Filmwelt, und so kam es, dass Bernd hier noch zwei weitere Schlüsselerlebnisse widerfuhren: Es war noch während des Studiums, im Sommer 1972, dass Bernd Assistent des Aufnahmeleiters bei einem englischsprachigen Beziehungsdrama mit dem Titel »Divorce His, Divorce Hers« wurde. Waris Hussein führte Regie, und die Hauptrollen spielten keine Geringeren als Elizabeth Taylor und Richard Burton. Zu Bernds Job gehörte es, den Transport der Stars vom Hotel zum Studio zu organisieren. So weit alles gut, wäre da nicht ein Regieassistent gewesen, der Bernd das Leben zur Hölle machte. Er verteilte zum Beispiel die Drehpläne für den nächsten Tag immer erst spät in der Nacht. »Es gab ja noch keine Handys, das heißt man musste schon am Abend vorher alles planen. Aber ohne Drehpläne ging das nicht, also herrschte ein totales Durcheinander. Und ich war ja dafür verantwortlich, dass die Schauspieler rechtzeitig am Set erschienen! Aber der Regieassistent hat mich einfach konsequent boykottiert. Bis ich dann gemerkt habe: Der schafft durch seine Taktiken und Unterlassungen ganz bewusst deswegen ein Chaos, damit er dann vor dem Produzenten als Retter in der Not dastehen kann!«, regte Bernd sich auf, als wir eines Tages über Rache sprachen. Er halte Rache für eine völlig überflüssige Emotion, versicherte Bernd mir. Nur bei diesem Regieassistenten hege er tatsächlich immer noch – mehr als dreißig Jahre später – Rachephantasien.
»Divorce His, Divorce Hers« war in jeder Hinsicht eine Feuerprobe für Bernd. Nicht nur dass Richard Burtons Alkoholkonsum zu einigen Komplikationen am Set führte, auch die riesige Entourage der beiden Hollywoodstars bereitete ihm Kopfzerbrechen. Diese buchten sich en masse im Hotel Bayerischer Hof ein, natürlich auf Produktionskosten, nur um dann irgendwann das Hotel zu verlassen, ohne auszuchecken. »Also lief die Uhr ständig weiter und der Produktion wurden die Zimmer weiterhin in Rechnung gestellt. Ich war also die ganze Zeit am hinterhertelefonieren, wer denn noch im Hotel war. Es war der reinste Flohzirkus«, so Bernd.
Bernd löste das Problem damals, indem er sich ein Feldbett in seinem Büro in der Bavaria aufstellte, um so ständig und permanent über alles informiert zu sein, was am Set vor sich ging. Nur so konnte er dem Regieassistenten immer einen Schritt voraus sein. Die Taktik funktionierte. Trotzdem bekam Bernd eines Tages einen Anraunzer: Elizabeth Taylor war in ihrem Rolls Royce vom Hotel direkt in die Studiohalle gefahren worden. Der Rolls Royce stand in der Studiohalle, und Elizabeth Taylor saß auf einem Deckchair davor. Das Problem war nur, dass nun das Auto im Weg stand und man die Szene nicht einleuchten konnte. Niemand traute sich, Elizabeth Taylor anzusprechen und sie zu bitten, ihr Auto umparken zu lassen und sich ein paar Meter weiter wieder hinzusetzen. Niemand außer Bernd. »Ich dachte einfach, das bringt doch nichts, dass sie hier wartet, dass sie drehen kann, aber wir nicht drehen können, weil sie im Weg sitzt«, so Bernd. Gedacht, getan. Bernd nahm sich ein Herz, ging auf Elizabeth Taylor zu und bat sie höflich, ein wenig Platz zu machen. Elizabeth Taylor sah darin keinerlei Problem, entschuldigte sich, dass sie Umstände verursacht hatte und ließ ihren Rolls Royce umparken. Der Dreh konnte weitergehen, aber Bernd erhielt trotzdem einen Anp. . , weil er den großen Hollywoodstar angesprochen hatte.
Was jedoch von den Dreharbeiten von »Divorce His, Divorce Hers« blieb, war die Erinnerung an den Regieassistenten, der Bernd so drangsaliert hatte. Auch gegenüber Uli Edel schimpfte Bernd immer wieder über ihn. »Der hat die Leute behandelt wie Dreck. Hat rumgeschrien und auf seinen Untergebenen rumgetrampelt. Wenn ihm Statisten oder Kabelträger nicht schnell genug waren, dann hat er sie angeschrien ›schneller, schneller!‹ Bernd meinte damals zu mir, er könne ihn einfach nicht mehr ertragen. Und dass so ein Mensch niemals einen Fuß bei ihm in die Türe kriegen würde.« In der Tat blieb Bernd diesem Grundsatz treu und feuerte zum Beispiel bei den Dreharbeiten zu »Letzte Ausfahrt Brooklyn« mitten bei einer aufwendigen Massenszene den Regieassistenten, weil er so grob mit den Leuten umging und am Set herumbrüllte. An Bernds Sets wurde
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