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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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andere Löschfahrzeuge stehen auf dem Parkplatz vor dem Gemeindezentrum. Die Flammen lodern so hoch, dass es taghell ist. Ein Stück Dach ist eingestürzt. Rauch quillt aus dem Loch. Die Feuerwehrleute halten die Schläuche drauf. Ich würge den Motor ab und steige aus. Rauchgestank und wirres Geschrei schlagen über mir zusammen.
    |110| Jemand spricht durch ein Megafon.
    »BLEIBEN SIE HINTEN AUF DEM KRICKETPLATZ. VERSUCHEN SIE NICHT, IN DEN SAAL ZU GELANGEN. ICH WIEDERHOLE, BLEIBEN SIE HINTEN AUF DEM KRICKETPLATZ. DEN SAAL NICHT BETRETEN.«
    Ich beobachte gebannt die Flammen. So ein Riesenfeuer habe ich noch nie gesehen. Sogar als wir damals den Müllcontainer auf dem Schulspielplatz angezündet haben, sind wir schon abgehauen, ehe das Feuer überhaupt auf die Klassenräume übergegriffen hat. Irgendwo gibt es eine kleine Explosion und goldene Funken sprühen in den Himmel. Ein toller Anblick. Ich stelle fest, dass ich mich bestens unterhalte. Und das Schönste ist, dass ich mit dem Ganzen überhaupt nichts zu tun habe. Ich kann mich einfach zurücklehnen und das Schauspiel genießen. Weil ich meine Zigaretten nicht finde, muss ich mir eine drehen. Hinten auf dem Kricketplatz erkenne ich undeutlich Carols Freundinnen. Wetten, dass sie inzwischen wieder nüchtern sind? Ich könnte durch die Hecke kriechen und hingehen, aber ich fühle mich hier eigentlich ganz wohl. Ich habe meine Ruhe und beschränke mich aufs Zuschauen.
    Hinter mir hält ein Wagen und eine Frau mittleren Alters steigt aus. Sie achtet nicht auf mich und rennt auf den Parkplatz. Ein Feuerwehrmann kommt ihr entgegen und schickt sie zurück.
    »Ich will doch nur wissen, ob meinem Sohn was passiert ist«, ruft sie, sie heult es fast. Wie ein Tier. Aber sie wird zu ihrem Auto zurückgebracht und soll dort warten.
    Hoffentlich ist mit Josie alles okay. Aber sie war ja fast |111| den ganzen Abend draußen und betrunken war sie auch nicht. Sie macht den Eindruck, dass sie auf sich selber aufpassen kann. Dann fällt mir Robert ein und ich werde unruhig. War er so schlau und ist draußen geblieben? Ist er bei den dunklen Gestalten hinten auf dem Kricketplatz? Ich traue Carol zu, dass sie sich nicht um ihn gekümmert hat. Robert ist noch klein. Ich hätte ihn doch ins Krankenhaus mitnehmen sollen. Ich habe geahnt, dass etwas schiefgeht. Warum habe ich ihn bei diesen Irren gelassen?
    Ich will eben durch die Hecke kriechen und ihn suchen gehen, als neben mir noch ein Auto hält. Da ich annehme, dass es andere Eltern sind, lasse ich mich davon nicht aufhalten.
    »Bleib stehen, Junge«, sagt ein Mann.
    Ich drehe mich um und fluche unterdrückt. Es sind die Bullen. Ich tue so, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Ich will keinen Ärger. Im Dunkeln erkennt er mich sowieso nicht. Aber ich komme nicht weit, denn jemand packt mich am Kragen.
    »Stehen bleiben, hab ich gesagt!« Der Bulle leuchtet mir mit der Taschenlampe erst ins Gesicht und dann auf die Zigarette in meiner Hand. »Wo wolltest du denn hin, wenn man fragen darf?«
    Manche Leute glauben ja, dass sie Glückskinder sind oder einen Schutzengel haben. Ich nicht. Ein Mädchen hat mir mal erzählt, dass jeder selber für sein Schicksal verantwortlich ist und Glück überhaupt nichts damit zu tun hat. Ich kann das nicht beurteilen, ich hoffe bloß, dass ich es irgendwann besser hinkriege.
    |112| Was man auch tut, es hinterlässt Spuren. Wie damals die Narbe, als mich mein Schoßtierchen gezwickt hat. Ich glaube, die ganzen Autos, die ich geknackt habe, das ganze Zeug, das ich geklaut habe, die Sachbeschädigung, die zerbrochenen Flaschen, das Schnüffeln, alles hat Spuren hinterlassen, obwohl ich seit über einem Jahr einigermaßen sauber bin. Und deswegen haben mich die Bullen jetzt drangekriegt. Sämtliche Missetaten, die ich in meinem Leben begangen habe, stehen mir ins Gesicht geschrieben.

    Der Bulle legt mir Handschellen an und schiebt mich auf den Rücksitz seines Wagens. Er lässt mich ins Röhrchen pusten (zum Glück hat sich das eine Bier längst verflüchtigt), nimmt mir Armbanduhr und Autoschlüssel ab und hat mich im Handumdrehen in eine Arrestzelle verfrachtet. Er hat meine Akte im Computer gefunden und festgestellt, dass ich schon mal wegen Brandstiftung belangt wurde. Was ihn betrifft, bin ich so schuldig wie nur was.
    Ich hocke auf der dünnen Schaumstoffmatratze und zähle die Backsteine in der grauen Wand. Auf dem Boden ist ein Fleck, der wie ein Bär aussieht. Ich bibbere in dem komischen

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