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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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der Gartenschaukel der Reynolds, kraule Hund hinter den Ohren und sehe zu, wie der Schmied Eric den Zaun ausmisst.
    »Mathe«, sagt er. »Mathe ist das A und O.«
    Er gibt mir den Zollstock zum Halten und dann schreibe ich sogar alle Maße in seine Kladde.
    »Wie geht’s dem Kleinen?«, erkundigt er sich und deutet mit dem Kinn aufs Haus.
    »Besser. Ist gestern aus dem Krankenhaus gekommen.«
    Robert ist ein bisschen blass um die Nase, erzählt aber die dollsten Geschichten darüber, dass er von dem Rauch |120| Halluzinationen gekriegt hat und dass ihn irgendwelche scharfen Krankenschwestern im Bett gewaschen haben. Er soll sich noch eine Weile schonen, ist aber sonst wieder okay.
    »Hab gehört, dass du Terry Dunleary in die Notaufnahme gebracht hast. Stimmt das?« Eric nimmt mir die Kladde wieder ab.
    Ich bin überrascht. »Ja, schon.«
    »Na, dann schönen Dank.«
    Offenbar gucke ich komisch aus der Wäsche.
    »Terry ist mein Neffe«, erläutert Eric. »Er macht andauernd Ärger. Nur Scheiße im Kopf, der Bursche.«
    Ich nicke. »Finden aber nicht alle.«
    Eric ist fertig mit Ausmessen und pfeift nach Hund.
    »Arbeitest du immer noch in der Fleischfabrik?«
    »Sozusagen.«
    Ich habe vor, dort aufzuhören und mir was Besseres zu suchen, aber ich weiß noch nicht, was. Erst mal muss ich bleiben. Morgen muss ich mich unbedingt dort blicken lassen, sonst werde ich gefeuert. Aber ich habe nicht die geringste Lust, wieder hinzugehen. Es liegt nicht an den Leuten, und wenn man schnell arbeitet, wird einem sogar warm, aber ich ekle mich vor dem ganzen Fleisch und dem anderen Zeug und dem Geruch. Wenn ich nur dran denke, wird mir schon schlecht. Es riecht nach Tod und davon wird mir schwummerig. Ein echt kranker Ort. Ein ganzes Gebäude nur zu dem Zweck, Tiere zu zerstückeln. Wie im Horrorfilm. Hallo, geht’s noch? Ich hör mich schon an wie ein Mädchen! Wenn das so weitergeht, werde ich noch ein totales Weichei.
    |121| »Hör mal«, sagt Eric, »Jimmy hat gemeint, du könntest mir ab und zu vormittags in der Werkstatt helfen. Er meinte, du bist in der Fabrik nicht sehr glücklich.«
    Ach nee – Jimmy hat ausnahmsweise mal was mitgekriegt.
    Ich sehe Eric misstrauisch an. »Bezahlt er Ihnen was dafür?«
    »Er hat gesagt, ich bekomme ein bisschen was vom Sozialamt«, gesteht Eric. »Was hältst du davon?«
    Ich bin unschlüssig. So was wäre mir nie eingefallen. Ich stelle mir kurz vor, wie ich vor einer riesigen Schmiedeesse stehe, ein Stück Eisen hineinhalte, bis es rot glühend ist, und es zu einem Schwert schmiede.
    »Warum nicht?«

    Erics Werkstatt ist ein großer Kasten mit unverputzten Wänden aus Porenbetonsteinen und einem unebenen Zementboden. Darin stehen ein großer Stahltisch zum Schweißen und lauter Maschinen und überall liegt Metall und irgendwelches Werkzeug herum. Als Erstes hält Eric mir einen Vortrag über Arbeitsschutz. Ich darf weder das Werkzeug noch die Maschinen und auch nicht irgendwas aus Metall anfassen, wenn er mich nicht ausdrücklich dazu auffordert. Metall kann heiß sein und in manchen Maschinen kann man die Finger verlieren. Am besten gefällt mir die Esse. Sie sieht aus wie ein großer offener Kamin mit einer Abzugshaube drüber. In der Esse ist Koks aufgeschichtet und darunter ist ein Gebläse angebracht, damit das Feuer schön heiß bleibt. Ich stelle mich davor und wärme mir die Hände.
    |122| »Die ist aus Gusseisen, stammt noch aus dem letzten Jahrhundert«, sagt Eric. Er legt Holz nach, damit das Feuer nicht ausgeht. Ein silbriges Rohr führt durch die Decke direkt aufs Dach. Eric hat die Fenster und die Flügeltür weit geöffnet, denn, so erklärt er mir, es ist wichtig, dass der Raum immer gut belüftet ist. Ich mag den Geruch. Es ist ein sauberer Brandgeruch, ein bisschen wie von einem Holzfeuer.
    Eric erzählt noch mehr über den Unterschied zwischen Gusseisen und Schmiedeeisen, aber ich höre nicht mehr richtig zu. Ich kann ihm nicht folgen, aber es ist mir peinlich, ihn zu bitten, es zu wiederholen. Viele Werkzeuge fertigt er selber an, damit sie genau so sind, wie er sie braucht. Cool, oder? Aber dann stürzt er sich in Ausführungen über seine verschiedenen Hämmer und mit meiner Konzentration ist es wieder Essig.
    Manche Maschinen sehen echt gefährlich aus. Hoffentlich darf ich die irgendwann mal bedienen. Eric hat einen Lederschurz umgebunden und trägt Stiefel mit Stahlkappen. Meine Turnschuhe sind hier ziemlich unpraktisch. Sie sind jetzt schon mit Staub

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