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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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ziehst du jetzt eigentlich aus?«, will er wissen.
    »Am Montag.« Mir ist elend.
    Robert bohrt mit seinem Taschenmesser ein Loch in die Wachstuchdecke. »Kann ich dich dann mal besuchen?«
    Ich weiß nicht, was ich antworten soll.
    Bis jetzt kenne ich das St. Mark’s nur von außen. Es ist ein umgebautes Kaufhaus am Rand der Innenstadt. Vom Grundriss her und mit den langen Fensterreihen sieht es wie ein Gefängnis aus. Davor ist ein riesiger gepflasterter Hof mit einem kaputten Betonbrunnen. Von dieser Gegend hört man immer in den Nachrichten, wenn es um Messerstechereien oder Drogenrazzien geht. Ich glaube nicht, dass es Robert dort gefallen würde.
    »Wir können uns ja in der Stadt treffen. Auf einen Burger oder so.«
    »Cool«, sagt Robert und knibbelt an seinem Schorf herum. Dann steht er so schnell auf, dass der Stuhl umfällt.
    »Ich schlaf dieses Wochenende bei Jerome.«
    |170| »Dann sehen wir uns wohl nicht mehr.«
    »Nö.«
    »Na dann tschüss.«
    »Ja, tschüss.«
    »Bis bald mal.«
    Er wird mich nicht besuchen kommen. Das würde Verity nicht zulassen. Er ist erst elf. Ich glaube, er ist bis jetzt noch nicht mal allein mit dem Bus in die Stadt gefahren. Ich schiebe meinen Frühstücksteller weg.
    Auf einmal habe ich keinen Appetit mehr.

    Um die Mittagszeit ruft Dad an. Ich bin ganz erschrocken, dass er sich meldet, sogar jetzt. Er lallt nicht und redet auch sonst keinen Stuss. Er ist besessen davon, mit der Sache das große Geld zu machen. Ich habe lieber noch nicht richtig drüber nachgedacht, was er eigentlich vorhat. Es ist zu krank.
    »Und?«, fragt er. »Hast du ein Auto organisiert?«
    »Ja. Und einen Käfig.«
    »Braver Junge.« Es klingt überrascht. »Ich hab den Köder.«
    Ich will gar nicht wissen, was es ist. Er sagt, ich soll einen Seitenschneider und ein kräftiges Seil mitbringen.
    Ich erwidere, dass ich gar nichts unternehme, wenn er mir nicht verspricht, nüchtern aufzukreuzen. Zu meiner Verwunderung ist er einverstanden und wir verabreden uns für elf Uhr abends an der Parkbucht.
    Erics Laster steht vor seinem Haus halb auf dem Bürgersteig. Um Viertel vor zehn parke ich in einer Seitenstraße und habe total Herzklopfen. Bei ihm im Wohnzimmer |171| brennt noch Licht, aber die Vorhänge sind zu. Das trifft sich gut.
    Ich vermeide es, daran zu denken, was hinterher passiert, ich meine nach heute Abend. Ich wurde schon öfter wegen Autodiebstahl geschnappt und hab’s überlebt, oder? Wegen Eric überlege ich mir morgen was. Erst mal muss ich mich mit einem Riesenmenschenfresserkrokodil befassen.
    Es ist Halbmond. Das ist gut. Dadurch haben wir ein bisschen Licht, aber es ist nicht zu hell.
    Ein Mann führt seinen Hund Gassi. Er wirft mir einen flüchtigen Blick zu und geht weiter. Als er weg ist, pirsche ich mich an Erics Laster heran. Meine Hände fühlen sich an, als ob sie nicht zu mir gehören. Ich beobachte, wie sie den Ersatzschlüssel ins Schloss stecken und umdrehen. Ich höre es klacken und die Verriegelung geht auf. Meine andere Hand packt den Griff und öffnet die Tür. Es quietscht und ich halte erschrocken inne, aber hinter Erics Vorhängen flimmert es unverändert. Wahrscheinlich schaut er mit seiner Freundin eine DVD. Ich klettere auf den Fahrersitz und mache leise die Tür zu. Sie fällt ins Schloss, ist aber nicht richtig eingerastet. Wenn ich unterwegs bin, muss ich sie noch mal zuknallen. Vielleicht, ganz vielleicht bringe ich die Sache ja hinter mich, ohne dass Eric etwas mitkriegt. Ach Quatsch! Ausgeschlossen, dass ich ein Krokodil fange, es nach Birmingham kutschiere, wieder zurückfahre und den Laster vorm Haus abstelle, ohne dass Eric ihn vermisst. Wie ich es auch drehe und wende, ich stecke bis zum Hals in der Scheiße.
    Der Schlüssel gleitet in den Anlasser und der Motor |172| springt sofort an. Ich schaue nicht zum Haus rüber. Ich schalte in den ersten Gang und fahre vorsichtig vom Bordstein. Auf der Straße versuche ich, Ruhe zu bewahren. Ich will nicht rasen. Ich will nicht auffallen.
    Nachmittags habe ich eine Seitentür von Erics Werkstatt unverriegelt gelassen. Schwein gehabt, dass kein Gelegenheitsdieb das entdeckt hat. Der Hammer, mit dem ich gearbeitet habe, und meine Handschuhe liegen auf der Werkbank, aber es sind nicht mehr meine. Ich werde sie nie mehr anziehen. Ich atme den würzigen Rauchgeruch tief ein.
    Es wird bestimmt eine Mordsschufterei, den Käfig aus der Werkstatt und zum Laster zu bugsieren. Das Teil ist irre schwer. Aber als ich es

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