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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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eine hübsche Wohnung und arbeite bei Eric, der nie erfahren wird, dass sein Laster weg war.
    Hör auf zu lachen, ich hab doch gesagt, dass es eine irrwitzige Hoffnung ist.
    Es muss einfach klappen. Er ist bestimmt ausgehungert. Er ist noch nie auf Beutejagd gegangen, er weiß nicht, wie er sich allein ernähren soll. Ich an seiner Stelle würde mich am gewohnten Ort herumtreiben und darauf warten, dass wie üblich jemand mit einem halben Zentner Schweinefleisch vorbeikommt.
    Mir wird kalt, und dass es so feucht ist, geht mir auf den Sender. Ich reiße eine Handvoll Farnkraut aus und setze mich drauf. Dad ist offenbar eingenickt, jedenfalls gibt er abstoßende Schnarchlaute von sich. Wieso hat er eigentlich keine Angst? Vielleicht ist das für ihn alles bloß ein Riesenspaß. Sein Kopf sinkt auf meine Schulter. Ich schiebe ihn weg und rutsche ein Stück zur Seite. Ich sitze eine halbe Ewigkeit da, aber nichts passiert. Mir schläft der Fuß ein und ich muss ein bisschen auf und ab gehen. Wind ist aufgekommen. Kleine Wellen schlagen an den Käfig. Es scheint immer dunkler zu werden. Das Huhn rührt sich nicht mehr. Vielleicht ist es vor lauter Angst gestorben. Mir dämmert, dass wir ihn heute Nacht vielleicht doch nicht erwischen. Ich weigere mich, drüber nachzudenken, was ich dann mache. Ich betrachte die Sterne. |179| Manche sind besonders hell. Ich kenne nicht viele mit Namen. Wozu auch? Dicke Wolken ziehen über den Himmel, schieben sich vor die Sterne und den Mond, sodass es noch dunkler wird. Ich schaue auf die Uhr. Viertel nach zwei. Zwei Stunden sitze ich schon hier rum und es tut sich nichts. Ich rechne aus, dass mir bestenfalls noch vier Stunden bleiben. Mein Dad schläft inzwischen tief und fest. Er atmet durch den Mund und schnarcht wie ein Holzfäller. Ich wünsche mir Selby her. Ihm würde bestimmt etwas einfallen. Am liebsten würde ich ihn anrufen und sagen, er soll herkommen. Das würde er ganz bestimmt tun. Es würde ihm sogar Spaß machen. Er würde mit Schnorchel und Taschenlampe in den See steigen und das Scheißvieh suchen. Oma sagt immer, Selby ist dumm. Das stimmt nicht. Er fürchtet sich bloß vor nichts. Wie lange kann man sich eigentlich fürchten? Meine Nerven sind schon stundenlang zum Zerreißen gespannt. Mir ist kotzübel. Wie lange es wohl dauert, bis ich mir was antue? Wie ist einem als Gefängnisinsasse in einem Land zumute, wo gefoltert wird? Dort hätte man ununterbrochen Angst. Kann man an Angst sterben?
    Ich hätte ihm nicht so reichlich zu fressen geben sollen. Ich hätte mich im Internet besser informieren sollen. Er ist viel zu schnell gewachsen. Er ist zu große Futtermengen gewohnt. Ich hätte ihn damals in Dads Garage verrecken lassen sollen. Seit Jahren ist er mein Hauptproblem. Der ganze andere Mist, die ganzen Pflegefamilien, die ganzen Scherereien, ist verglichen damit ein Klacks. Ich denke wieder an Selby. Vielleicht gibt es ja doch Schlimmeres.
    Ich lehne am Baum. Meine Beine sind eingeschlafen. |180| Mir kommt es vor, als wären Stunden vergangen. Am Käfig tut sich immer noch nichts. Vielleicht sollten wir es einfach sein lassen und wieder heimfahren. Vor einer halben Stunde ist Dad aufgestanden und pinkeln gegangen. Dann ist er wiedergekommen und hat weitergeschlafen. Ich schaue auf ihn herunter. Er ist es gewohnt, im Freien zu übernachten. Ihm ist es egal, wo er pennt. Ich habe es schon vor ein paar Stunden sattbekommen, die ganze Zeit das Seil festzuhalten, und es an einen niedrigen Ast gebunden. Ich halte mein Messer bereit, damit ich es durchsäbeln kann, wenn er in den Käfig kriecht. Dann fällt – peng! – die Klappe runter. Kinderleicht. Kinderleicht. Die Warterei schlaucht echt. Ich warte schon ewig. Es ist immer noch stockdunkel. Und so arschkalt, dass ich sogar in Erwägung ziehe, mich an Dad zu lehnen, damit er mich wärmt, aber das ist nicht mein Ernst, das ist ja klar. Es ist Frühling, verdammt noch mal. Es soll gefälligst wärmer werden. Hier kommt man sich ja vor wie am Nordpol! Wahrscheinlich erfriere ich einfach.
    Als ich eben eindöse, knackt es hinter mir. Ich rede mir ein, dass es nur ein Eichhörnchen oder so was ist, und lasse die Augen zu. Jetzt hört es sich an, als ob etwas durchs Gras schleift. Widerwillig öffne ich die Augen. Natürlich ist es nichts Gefährliches, höchstens ein Dachs. Trotzdem stehe ich lieber auf.
    Dann bin ich auf einmal hellwach. Dad ist weg. Wo steckt er?
    Etwas kommt ganz langsam auf mich zu. Ich kann mich

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