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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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nie!
    Der Mond scheint auf den See. Alles ist still. In den Bäumen rührt sich nichts und das Wasser ist glatt. Die Sicht ist gut. Zu gut. Womöglich schwimmt er grade durch den See und jagt. Wer weiß, wo er sich rumtreibt? Dad ist jetzt anders drauf. Er reißt keine blöden Witze mehr oder mault rum, sondern hantiert eifrig mit den Platten. Ich hätte sie im Handumdrehen montiert, aber ich traue mich nicht so nah ans Wasser. Dad hat das Kommando übernommen. Er befiehlt mir, den anderen Schraubenschlüssel zu holen, und ich gehorche wie ein Hund.
    Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich keine Angst hätte. Ich habe irre Schiss. Ich habe mich jahrelang um das Vieh gekümmert und weiß, dass man es nicht mit anderen Tieren vergleichen kann. Mit einem Hund oder einer Katze kann man eine Art Beziehung aufbauen, die verstehen bis zu einem gewissen Grad, was man von ihnen will. Man kann fast alle Tiere zähmen. Krokodile nicht. Krokodile haben nur einen Instinkt, nämlich den, zu überleben.
    Wenn ich früher auf dem Käfigdach gelegen und ins |176| Wasser geschaut habe, hatte ich immer das Gefühl, ein Wesen zu beobachten, das nicht von dieser Welt ist. Etwas unbegreiflich Fremdes. Wenn du demnächst irgendwo ein Krokodil abgebildet siehst, blick ihm mal in die Augen. Da schaut der Dinosaurier raus!
    Der Mond ist höher gewandert und über uns fliegt ein Flugzeug. Die roten Lichter blinken wie bei einem Raumschiff. Am liebsten würde ich wegrennen, mich in den Laster setzen, ihn Eric zurückbringen und mit meinem eigenen Wagen wieder zu den Reynolds fahren. Dort bin ich wenigstens körperlich in Sicherheit. Hier draußen bin ich eine leichte Beute. Er kann überall lauern.
    »Stephen!«, ruft Dad viel zu laut. »Hilf mir mal!«
    Ich wate durch den Morast zum Käfig. Meine Turnschuhe sind ganz dreckig und ich kriege schon nasse Füße. Ich kremple die Hose hoch, damit sie nicht auch noch einsaut, und gehe ans Hinterende des Käfigs, möglichst weit vom See weg. Trotzdem muss ich zwanghaft hinschauen, bilde mir ein, unter der Oberfläche winzige Lichtblitze zu erkennen, die gut und gern die Reflexe in den Augen eines hungrigen Raubtiers sein können.
    Wir reden nicht viel. Ich will alles hören können, und jedes Mal, wenn es hinter uns im Gebüsch knackt, jedes Mal, wenn ein Fisch springt, könnte ich schreien. Mein eigenes Atmen kommt mir furchtbar laut vor. Bestimmt hört man mich noch am anderen Seeufer. Mein Dad stinkt schauderhaft und flucht so ungeniert, dass er genauso gut ein Feuerchen machen könnte, um zu verkünden, dass wir hier sind. Alles und jedes macht mir Angst, jeder Vogel, der vorbeifliegt, jedes Auto, das oben auf der |177| Straße vorbeifährt. Alles ist eine Bedrohung. Alles ist gegen mich.
    Der Käfig ist fast zusammengebaut. Ich binde ein Stück Seil an die Vorderklappe und ziehe sie auf. Ich habe keine Ahnung, ob es funktioniert, aber was soll ich sonst machen? Schließlich habe ich noch nie ein Krokodil gefangen. Ich habe bloß im Internet darüber nachgelesen. Dad holt das Huhn aus dem Sack. Er hat ihm die Beine zusammengebunden, aber es schlägt wild mit den Flügeln und gackert. Mein Vater wirft es in den Käfig und es zappelt auf dem Boden herum.
    Und da finde
ich
, dass ich beschissen dran bin!
    Jetzt kommt das, wovor ich mich am allermeisten graule. Dad nickt mir zu und wir schieben den Käfig ein Stück in den See, sodass er halb untergetaucht ist. Ich mache einen Satz rückwärts und knote das andere Stück Seil hinten dran. Dann gehen wir mit beiden Seilen in der Hand hinters Gebüsch. Ich sehe mich um und komme zu dem Schluss, dass ich mich am besten mit dem Rücken an einen Baum stelle. Die ganze Aktion ist der reinste Albtraum. Mein Dad bindet das eine Seil an den Baum und lässt sich neben mir auf den Boden plumpsen. Er vergewissert sich, dass ich noch das Seil halte, das die Klappe aufzieht, und brummelt vor sich hin.
    »Ich hab die Adresse dabei. Wir können uns Zeit lassen.«
    Ich will mir aber keine Zeit lassen. Ich habe die irrwitzige Hoffnung, dass wir die Sache heute Nacht durchziehen. Vielleicht klappt ja alles wie am Schnürchen. Das Vieh wittert das Hühnchen, kriecht in den Käfig, ich lasse |178| das Seil los und die Tür fällt zu. Dann schleifen wir den Käfig wieder zum Laster, fahren damit nach Birmingham, kriegen jeder tausend Pfund auf die Kralle und sind am frühen Morgen wieder zu Hause. Ich bezahle von meinem Anteil die ersten Monatsmieten für

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