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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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erledigt bin. Was ich auch anfange, es wird alles immer nur noch schlimmer. Als ich schließlich doch noch wegdöse, träume ich von meinem Dad.
    Nein, eigentlich mache ich mir seinetwegen keine Sorgen. Im Abhauen war er schon immer ganz groß. Wenn mich jedes Mal der Schlag getroffen hätte, wenn er sich aus dem Staub macht, wäre ich schon als Baby gestorben. Das ist typisch für ihn. Er hat gekniffen. Genauso war’s. Kannst du mir ruhig glauben.

    |196| Irgendwann raffe ich mich auf und gehe duschen.
    Als ich wieder in meinem Zimmer bin und mich abtrockne, klopft es. Ich schlinge mir das Handtuch um die Hüften.
    »Herein.«
    Es ist Carol. Sie hat noch ganz kleine Augen.
    »Ich hab nicht gepetzt«, sagt sie und setzt sich auf mein Bett.
    »Warum nicht?«
    Sie lächelt, schweigt aber. Aus diesem Mädchen werde ich wohl nie schlau. Aber ich habe meine Erfahrungen mit ihrer Hinterlist.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragt sie mich.
    »Vielleicht sollten wir der Polizei einen anonymen Hinweis geben. Bevor was passiert.«
    »Quatsch. Die glauben dir nie im Leben.«
    Sie hat recht. Die Geschichte ist viel zu verrückt.
    Wir sehen einander eine Weile stumm an und mir wird bewusst, dass ich mit nacktem Oberkörper dastehe.
    »Der Käfig ist noch da«, meint sie. »Wir können es noch mal probieren.«
    Da klopft es wieder.
    »Stephen, Telefon.« Verity platzt herein, was mich wundert, denn sonst wartet sie immer, bis ich »Herein« sage. Sie ist nicht begeistert, als sie Carol auf meinem Bett hocken sieht.
    »Telefon«, wiederholt sie und funkelt ihre Tochter streng an.
    Für Verity wäre es der Weltuntergang, wenn Carol und ich zusammen wären.
    |197| Ich ziehe ein T-Shirt über und gehe runter. Zum ersten Mal in meinem Leben hoffe ich, dass mein Vater dran ist.
    »Wo ist der Frettchenkäfig, Stephen?«
    Eric.

    Er bestellt mich sofort in die Werkstatt und ich fahre gleich, nachdem ich was gegessen habe, los. Nicht zu glauben, da trabe ich wie ein Ferkel zur Schlachtbank. Mir ist so elend, dass ich am liebsten einfach auf die Straße latschen und mich überfahren lassen würde. Wenn ich mir dabei ein Bein oder am besten gleich alle beide breche, bin ich die nächsten paar Stunden außer Gefecht. Im Koma zu liegen wäre am allerbesten. Vielleicht sorgt Eric ja dafür. Nein, eher nicht. Er hat schon vorhin die Gelegenheit nicht genutzt, mir eins zu verpassen. Inzwischen hat er sicher Hund entdeckt, gesund und munter, und das dürfte ihn besänftigen. Nach dem, was ich gestern Abend verbockt habe, hält er mich bestimmt für einen hoffnungslos gestörten Typen.
    Trotzdem bin ich ziemlich aufgeregt, als ich in die Werkstatt komme.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagt Eric. Er erhitzt gerade eine Eisenstange in der Esse. Das Ende glüht orange. Aua, wenn er damit zuhaut … Ich befeuchte meine Lippen. Ich habe Durst, aber es ist nicht der Augenblick, ihn um einen Becher Tee zu bitten.
    »Wovon ist mein Laster so verdreckt?« Eric zieht die Stange aus dem Feuer und legt sie auf den Amboss. Dann sucht er sich einen Hammer aus und drischt darauf ein.
    Er holt noch mal Luft.
    |198| »Wo ist der Käfig?«
    Er hämmert ein bisschen weiter, dann legt er die Stange wieder in die Esse.
    »Und warum hast du den Wagen wieder zurückgebracht?«
    Er dreht sich zu mir um.
    »Und wie kommt das hier ins Fahrerhaus?«
    Es ist ein rosa Haargummi. Von Carol. Ich verdrehe die Augen. Jetzt halten mich schon alle für einen Frauenhelden – oder für einen Frauenmörder.
    Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu antworten. Ich kann ihn anschwindeln oder die Wahrheit sagen. Ich bin es nicht gewohnt, die Wahrheit zu sagen, und fühle mich unwohl dabei, aber mir fällt auch keine Ausrede ein. Hund kommt angelaufen und leckt mir die Hand und es strömt mir von der Hand ganz warm den Arm hoch. Ich will nicht, dass Eric die Bullen ruft, weil er mich für einen Frauenmörder hält. Als ich den Mund aufmache, ist mir zumute, als ob ich von einer Klippe springe.
    Ich erzähle Eric alles.
    Ich fange mit dem Abend vor sechs, sieben Jahren an, als mich meine Mum aus dem Bett geholt hat, weil Dad heimgekommen ist. Ich sitze im Schlafanzug neben Selby auf dem Sofa. Selby war mit seinen Freunden aus und hat das eine oder andere eingepfiffen, denn er benimmt sich komisch und rotzt andauernd in seinen Hemdärmel. Ich schaue meinen Dad an. Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Er kommt mir sehr groß vor. Das weiß ich noch.
    Auf dem Boden vor der

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