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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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mein’s ernst!« Meine Stimme überschlägt sich. Für Eric ist das Ganze ein Spiel. Er ist nicht mitgekommen, weil er mir glaubt, sondern weil er sich einen freien Nachmittag gönnen will.
    Ich bilde mir ein, im Wasser etwas Dunkles zu sehen.
    »Eric!«
    »Da geht es rein. Siehst du das?«
    Ich will nicht hinsehen. Es schnürt mir die Kehle zu. Ich kann nicht mehr richtig atmen und stehe stocksteif da. Ich hätte nie gedacht, dass Eric so leichtsinnig ist. Er glaubt mir nicht und gleich ist er tot.
    Ich zwinge mich hinzusehen. Eric beugt sich vor und betrachtet die Wand, ich kann seinen Kopf nicht erkennen.
    »Das gibt’s doch nicht!«, sagt er.
    Er ist zurückgekommen.
    |206| »Komm da raus, Eric!« Ich höre mich piepsig an wie ein kleines Kind.
    »Da ist eine Art Höhle. Hast du das gewusst?«
    Eine Höhle? Ich traue mich nicht näher ran. Aber ich will sehen, wovon er spricht.
    Ich betrachte den See. Kein Reptil lässt sich blicken. Aber dann höre ich es platschen.
    »Eric!«
    Der blöde Sack klaubt Steine und Erdklumpen auf und wirft das Zeug ins Wasser.
    »Das ist ein Bau von einem Tier!« Er klettert hinein. »Komm!«
    »Eric!«
    Mein Gaumen fühlt sich ganz komisch an. Kennst du das? Wie wenn man zu viel Zucker gegessen hat und der Gaumen taub wird und die Spucke ganz zäh. Ich überwinde mich, ans Gitter zu treten. Eric ist verschwunden, aber man hört, dass sich etwas bewegt.
    »Eric?«
    Er antwortet nicht und ich gerate in Panik. Weiß der Himmel, was da drin ist.
    Eigentlich müsste ich hinterherklettern und ihn überreden, wieder rauszukommen, aber das wäre Wahnsinn. Ich wäre nie drauf gekommen, dass in der Wand eine Öffnung ist. Als sich meine Augen auf das Schummerlicht eingestellt haben, erkenne ich, dass die Öffnung groß genug für ein ausgewachsenes Krokodil ist.
    Wahrscheinlich tummelt sich das Vieh immer noch im See. Wozu sollte es in seinen Käfig zurückkehren? Eric wird schon nichts passiert sein. Ich bin hier im Freien viel |207| mehr in Gefahr. Das Krokodil kann mich jederzeit anfallen und ins Wasser zerren.
    Trotzdem entschließe ich mich, noch einen Augenblick zu warten.
    »Stephen!«
    Erics Stimme klingt ganz dumpf. Er scheint okay zu sein. Da kann ich ja wohl bleiben, wo ich bin, stimmt’s?
    »Komm her und sieh dir das an!«
    Obwohl seine Stimme gedämpft ist, hört man, dass er über irgendwas erstaunt ist.
    Ich trete probehalber auf die umgebogenen Stangen und betrachte die Stelle, wo sie aus dem Dach herausgebrochen sind. Der Käfig ist alt und verrostet, aber das Tier muss trotzdem unglaublich stark sein, dass es daraus ausbrechen konnte.
    »Stephen!« Es klingt ungeduldig. Ich trete auf eine Stange und spähe ins Wasser.
    Nichts rührt sich, kein Laut, nichts. Meine Anspannung lässt nach. Wenn das Krokodil da drin wäre, hätte es sich Eric längst geholt.
    Ich klettere über die Stangen auf die oberste Betonstufe. Wie oft habe ich ihn dort reglos und mit aufgesperrtem Maul liegen sehen?
    Nicht im Traum wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich irgendwann selber hier stehe.
    »Es ist alles in Ordnung, Stephen. Komm rein und sieh dir das an.«
    Erics Stimme wiegt mich in Sicherheit und ich überwinde mich, die Stange loszulassen, an der ich mich festhalte.
    |208| Ich taste mich Gitterstab für Gitterstab voran. Meine Arme zittern, meine Knöchel sind weiß. Ich würde mich gern nach dem Becken umdrehen, aber ich habe Angst auszurutschen. Das fehlte noch, dass ich jetzt ins Wasser falle. Das wäre mein Tod. Ungelogen.
    Erics Stimme dringt aus der Öffnung, aber ich kann ihn nicht richtig verstehen. Schließlich stehe ich vor der Wand und ziehe den Vorhang aus Grünzeug beiseite. Warme, muffige Luft schlägt mir entgegen. Als ich mich an die Dunkelheit gewöhnt habe, erkenne ich eine ziemlich große Öffnung. Ich reiße Efeu- und Brombeerranken ab und lasse sie ins Wasser fallen. Ich strecke den Kopf durch die Öffnung.
    »Ach du Scheiße!«
    Eric wirkt derart überrascht, dass ich unwillkürlich zurückweiche und beinahe ins Wasser plumpse.
    Alles wird still. Ich stehe wie angewurzelt da und spitze die Ohren. Ich weiß, was mein Kleiner für Laute von sich gibt. Wie er brüllt. Wie er schnauft. Manchmal zischt er wie eine Schlange. Dann klingt es wieder, als hätte er eine Babyrassel hinten im Rachen. Aber diesmal höre ich ihn nicht.
    Eigentlich kann ich auch wieder zurückgehen. Hinter der Wand ist eine Höhle. Na und?
    Es regt sich etwas hinter der Wand und ich tappe

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