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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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eilig wieder zurück.
    Ein Kopf erscheint in der Öffnung.
    »Kommst du jetzt, oder was?«
    Eric sieht mich auffordernd an.
    »Schade, dass ich keine Taschenlampe dabeihabe. Hier |209| drin liegt eine Menge Zeug.« Ich reiche ihm mein Maglite. Er nickt dankend. »So langsam glaube ich dir.«
    Es ist eine Art Tierbau und stinkt nach Kacke. An den Wänden sind Kratzspuren. Die Höhle ist ungefähr so groß wie ein Kleinbus und stockfinster. Überall liegen Knochen. Große und kleine. Ich sehe sie mir nicht näher an. Es ist eigenartig warm, viel wärmer als draußen. Ein massiver Eisenträger reicht vom Boden bis zur Decke.
    Eric tritt mit dem Fuß dagegen. »Der könnte noch aus dem Krieg sein. Oder das Stauwehr sollte ursprünglich hier gebaut werden.« Er winkt mir und geht tiefer in die Höhle hinein. Schatten huschen über die Wände.
    »Und hier – das ist der Grund dafür, dass ich dir jetzt glaube.«
    Er richtet die Taschenlampe auf ein Loch von gut einem halben Meter Durchmesser. Sogar bei dem schwachen Licht ist zu erkennen, dass es tief ist. Eric liefert den Beweis, indem er mit dem Fuß einen Erdklumpen hineinstößt. Wir hören den Brocken nicht aufkommen.
    »Spürst du, dass es hier drin viel wärmer ist als draußen?«, fragt er.
    Ich nicke. Sprechen kann ich nicht.
    »Das ist ein Bohrloch. Vielleicht von einer Probebohrung oder so, du weißt schon, für den Staudamm. Es ist so tief, dass vom Grund warme Luftströme hochkommen. Und die erwärmen die Höhle.« Er leuchtet mir ins Gesicht. »Ich gebe zu, dass ich dir bisher nicht geglaubt habe. Aber jetzt kommen mir doch Zweifel.«
    Offenbar bin ich total vernagelt, denn ich kapiere |210| nicht, wieso mir Eric wegen einem Erdloch auf einmal glaubt.
    »Reptilien brauchen Wärme zum Leben«, erklärt er mir. »Sie sind wechselwarm. Diese Höhle ist warm genug, dass dein Krokodil den Winter überstehen kann.« Er tritt gegen einen hohen Haufen verrotteter Pflanzen. »Ganz schön schlau. Dein Krokodil hat das Zeug von draußen reingezerrt und sich die Wärme zunutze gemacht, die beim Kompostieren entsteht.« Er schüttelt den Kopf. »Hab gar nicht gewusst, dass die Viecher so clever sind.«
    Ich auch nicht. Und es macht mich fertig. Höhlen, Bohrlöcher, Komposthaufen. Mein Kleiner war die ganze Zeit mit so was zugange und ich hab nichts mitgekriegt. Was er wohl sonst noch alles getrieben hat?
    Hier hat er sich wahrscheinlich auch versteckt, als der Typ von der Wasserbehörde da war. Die Lehmwände sind feucht und weich. Wenn mein Kleiner sich die Mühe gemacht hätte, hätte er sich bestimmt einen Gang ins Freie graben können.
    »Ich möchte wieder raus«, sage ich, als müsste ich Eric um Erlaubnis bitten.
    Ich klettere aus der Höhle hinaus ins Helle. Dann balanciere ich wieder um das Becken herum und steige über die herausgebrochenen Stangen. Klar weiß ich, dass es hier gefährlicher ist als drinnen in der Höhle, aber ich bin trotzdem unglaublich froh, wieder draußen zu sein. Eric kommt hinterher und dann lehnen wir schweigend am Gitter.
    Eric bückt sich und zieht etwas aus dem Farnkraut.
    |211| Es ist ein Schuh, besser gesagt, ein Stiefel. Schnürstiefel gibt’s wie Sand am Meer. Ein Männerstiefel. Sieht neu aus, aus schmutzigem braunem Leder. Am Schaft leuchtet etwas Gelbes. Ein aufgenähtes Markenzeichen.
Caterpillar
.
    Der Stiefel gehört meinem Vater.

|212| Zweiundzwanzig
    »Wir können ihn nicht im Meer aussetzen«, sagt Eric, »ausgeschlossen.«
    Er biegt in den Hof ein und stellt den Motor ab.
    Ich rutsche unruhig auf meinem Sitz herum. Hoffentlich flippt Carol nicht aus. Schließlich ist das ihr genialer Plan.
    »Das ist totaler Blödsinn. Mal abgesehen davon, dass wir andere Menschen gefährden würden, ist das Meer viel zu kalt. Damit bringen wir ihn um.«
    Mich
braucht er davon nicht zu überzeugen.
Ich
will ihn einfach nur los sein.
    »Wir bringen ihn irgendwo hin, wo er gut aufgehoben ist.« Eric tätschelt mir den Arm. »Heimlich. Nachts.«
    Ich nicke und bin auf einmal seltsam heiter. Vielleicht darum, weil ich plötzlich so viel unerwartete Hilfe bekomme. Ich glaube, Eric macht das Ganze Spaß. Für ihn ist es ein tolles Abenteuer. Den ganzen Heimweg hat er davon geredet, wie spannend es ist. Eric spielt gern ein bisschen mit dem Feuer. Er hält sich gern für einen bösen Buben.
    Er beschließt auch, dass wir ein Schwein als Köder brauchen. »Weil er Schweinefleisch gewöhnt ist.« Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Ich

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