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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Hoffentlich sind es keine Zivilbullen. Sie unterhalten sich nicht, deshalb müssen wir leise sprechen. Ich spiele mit der Plastiktischdecke und wünsche mir, ich hätte genug Geld für ein dickes Schinkensandwich.
    »Sagt mal, wieso geben wir der Polizei nicht anonym einen Hinweis?«, fragt Eric.
    »Weil die es umbringen würden«, entgegnet Carol. »Die erschießen es. Das wissen Sie selber.«
    Eric mustert sie skeptisch und überlegt offenbar, mit wem er es da zu tun hat. In seinen Augen ist Erschießen nicht die schlechteste Lösung. In meinen auch nicht.
    »Hast du nicht gesagt, er will uns helfen?«, fragt mich Carol.
    »Ich komme mir vor wie bei der Versteckten Kamera«, brummt Eric. »Gleich kommt jemand angelaufen und alle lachen sich kaputt.«
    »Dann lass es halt bleiben«, sage ich. »Vergiss es, bloß …«
    »Bloß was?« Erics Essen kommt und er piekt mit der Gabel in das glibberige Eigelb.
    |221| »Borgst du uns noch mal deinen Laster? Nur für heute Abend?« Ich betrachte meine Hände und beiße mir auf die Lippe. Irgendwie ist die Situation auch komisch. Selby hat schon immer gesagt, ich bin unverschämt und merke nicht, wenn ich zu weit gehe. Na und? Was hab ich schon zu verlieren?
    Eric spießt das Ei auf und schiebt es sich in den Mund. Ich spiele mit dem Kleingeld in meiner Hosentasche. Es dürfte ungefähr ein Pfund sein. Ein Spiegelei-Sandwich könnte ich mir gerade noch leisten.
    »Sie können ja mitkommen«, meint Carol. »Damit Ihrem Laster nichts passiert. Sonst brauchen Sie nichts zu machen. Bitte!« Sie schenkt ihm ihr umwerfendstes Lächeln.
    Erics Blick wandert von mir zu ihr, er schluckt den letzten Bissen Ei runter und lehnt sich mit einem tiefen Seufzer zurück.
    »Meinetwegen. Schließlich lebt man nur einmal.«

    Essen ist was Tolles. Eben spaziert man noch durch die Gegend und es geht einem beschissen, man kann kaum noch geradeaus laufen und kippt gleich aus den Latschen, und kaum isst man einen Happen, fühlt man sich wie Superman persönlich. Vielleicht hätte Selby mehr essen sollen. Aber vielleicht habe ich auch eine Macke, dass Essen so eine Wirkung auf mich hat. Bei Eric hat es jedenfalls geklappt. Er ist wie ausgewechselt!
    Ich bestelle ein Spiegelei-Sandwich zum Mitnehmen und Eric will Carol eins spendieren, aber sie behauptet, sie hätte schon gegessen. Als wir wieder in der Werkstatt |222| sind, isst sie trotzdem bei mir mit. Wir hocken uns auf den Schweißtisch und sehen zu, wie Eric hin und her flitzt. Er holt eine Plane und fünf Holzpflöcke und verstaut alles auf der Ladefläche des Lasters. Dann muss ich ihm mit dem Hebearm helfen. Der lässt sich auf den Laster montieren und funktioniert laut Eric hydraulisch.
    Ich bin froh, dass er mitkommt. Ich hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, wie wir das Vieh verladen sollen, wenn wir es eingefangen haben. Wahrscheinlich bin ich davon ausgegangen, dass wir gar nicht so weit kommen. Wofür die Pflöcke sind, frage ich lieber nicht. Ich fürchte, Carol wäre mit dem Verwendungszweck gar nicht einverstanden. Eric schickt mich zwei Bretter aus dem Hof und die Winde aus seinem Werkzeugschrank holen. Der Mann denkt einfach an alles. Es passt mir zwar nicht, dass er mich rumscheucht, aber ich beschwere mich nicht. Das bedeutet letztendlich nur, dass er mich jetzt ernst nimmt.
    Es ist spät geworden, so gegen halb neun. Carol ruft zu Hause an. Die Lüge geht ihr so leicht über die Lippen, dass sogar ich staune. Sie behauptet aus dem Stegreif, dass sie bei einer Freundin übernachtet.
    »Die haben mir nicht geglaubt.« Sie stellt das Handy aus. »Aber wir wollen ja nicht, dass sie eine Vermisstenanzeige aufgeben, oder? Die Bullen sind übrigens weg, Dad soll sie anrufen, wenn du heimkommst.«
    Die Bullen. Wenn wir nicht aufpassen, schnappen sie uns, ehe wir überhaupt dazu kommen, etwas Strafbares zu tun. Vielleicht haben sie ja inzwischen denjenigen erwischt, der das St. Mark’s angezündet hat.
    |223| Hoffentlich.
    Ich traue Carol nicht. Dass Eric mir hilft, kann ich nachvollziehen. Er findet es spannend, etwas Verbotenes zu tun. Er will was erleben, ein bisschen Gangster spielen. Ich nehme an, deshalb gibt er sich überhaupt mit mir ab. Aber was verspricht sich Carol davon? Sie könnte stattdessen mit ihren Freundinnen ausgehen und Jungs aufreißen, mit Glitzer-Make-up aufgedonnert auf ihrem rosa Motorroller durch die Gegend knattern. Stattdessen hockt sie fröstelnd in Erics Werkstatt herum, wartet drauf, dass wir

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