Beastly (German Edition)
– vermutlich hatte er eher seine Sekretärin losgeschickt – und hatte einen blinden Privatlehrer gefunden, der nicht sehen würde, wie hässlich ich war.
»Oh, wow, tut mir leid. Ist das…ist das Ihr Hund? Wird er hier leben? Werden Sie hier wohnen?« Ich hatte noch nie einen Blinden kennengelernt, aber ich hatte schon welche in der U-Bahn gesehen.
»Ja.« Will machte eine Geste zu dem Hund hin. »Das ist Pilot. Wir sollen beide hier wohnen. Dein Vater ist ein zäher Verhandlungspartner.«
»Darauf wette ich. Was hat er Ihnen über mich erzählt? Entschuldigen Sie. Möchten Sie sich setzen?« Ich nahm seinen Arm.
Er riss sich los. »Bitte lass das.«
»Sorry. Ich wollte nur helfen.«
»Grapsch nicht einfach Leute an. Wie würde es dir gefallen, wenn ich dich einfach anfassen würde? Wenn du Hilfe anbieten möchtest, dann frag zuerst nach, ob die Person sie braucht.«
»Okay, okay, tut mir leid.« Das fing ja großartig an. Aber ich musste mit diesem Typen auskommen. »Brauchen Sie Hilfe?«
»Danke, nein. Ich komme schon klar.«
Mit seinem Stock, den ich auch nicht bemerkt hatte, kam er um das Sofa herum und setzte sich hin. Der Hund hörte nicht auf, mich anzuglotzen, als würde er denken, ich sei irgendein Tier, das sein Herrchen angreifen wollte. Er knurrte noch einmal leise.
»Sagt er Ihnen irgendwie, wo es langgeht?«, fragte ich. Ich hatte keine Angst, denn ich wusste, die Wunde würde sofort wieder heilen, falls er mich beißen sollte. Ich beugte mich vor und starrte dem Hund direkt in die Augen. Schon okay, dachte ich. Der Hund setzte sich, danach legte er sich hin. Er glotzte mich an, aber er knurrte nicht mehr.
»Eigentlich nicht. Ich finde selbst den Weg, aber wenn ich an einer Treppe ankomme, hält er an.«
»Ich hatte nie einen Hund«, erklärte ich. Wie dämlich das klang, merkte ich erst, als ich es sagte. Armes unterprivilegiertes New Yorker Kind.
»Diesen hier kannst du auch nicht haben. Er gehört mir.«
»Verstehe.« Zweiter Tiefschlag. »Machen Sie sich locker.« Ich saß auf dem Stuhl gegenüber von Will. Der Hund schaute mich immer noch an, aber sein Blick hatte sich verändert, so als würde er versuchen herauszufinden, ob ich ein Tier oder ein Mensch war. »Was hat Ihnen mein Vater über mich erzählt?«
»Er sagte, du seist behindert und bräuchtest Unterricht, um mit dem Lehrplan mitzuhalten. Du scheinst ein ernsthafter Schüler zu sein?«
Ich lachte. »Behindert, was?« Be hinder t traf es gut, so wie in hinder lich. »Hat er erwähnt, was für eine Behinderung ich habe?«
Will rutschte auf dem Sofa herum. »Eigentlich nicht. Möchtest du das vielleicht diskutieren?«
Ich schüttelte den Kopf, bevor mir bewusst wurde, dass er mich gar nicht sehen konnte.
»Nein, aber vielleicht wollen Sie es ja wissen. Hören Sie, die Sache ist die, dass ich eigentlich kerngesund bin. Ich bin einfach nur ein Freak.«
Bei dem Wort Freak zog Will die Augenbrauen nach oben, doch er sagte nichts.
»Ja, wirklich. Erstens ist mein ganzer Körper behaart. Dicht behaart, wie bei einem Hund. Ich habe Reißzähne und Krallen. Das sind die Nachteile. Der Vorteil ist, ich scheine aus Teflon zu sein. Wenn ich mich schneide, verheilt die Wunde innerhalb von Minuten. Ich könnte ein Superheld sein, aber wenn ich jemals jemanden aus einem brennenden Gebäude retten wollte, würde er schreiend in die Flammen laufen, wenn er mein Gesicht sieht.«
Ich hielt inne. Will antwortete nicht, sondern starrte mich nur an, fast so, als würde er mich besser sehen als andere Menschen, als könnte er sehen, wie ich früher ausgesehen hatte.
Schließlich fragte er: »Bist du endlich fertig?«
Endlich fertig? Wie redete er überhaupt mit mir? »Was meinen Sie damit?«
»Ich bin blind, nicht bescheuert. Du kannst mir kein X für ein U vormachen. Ich hatte den Eindruck…dein Vater sagte, du willst einen Lehrer. Wenn das nicht der Fall ist …« Er stand auf.
»Nein! Sie verstehen das nicht. Ich versuche nicht, Sie zu verarschen. Was ich sage, ist wahr.« Ich schaute den Hund an. »Pilot weiß Bescheid. Merken Sie nicht, wie durchgedreht er reagiert?« Ich streckte meinen Arm nach Will aus. Der Hund stieß ein weiteres Knurren aus, aber ich schaute ihm in die Augen, und er hörte auf. »Hier. Berühren Sie meinen Arm.«
Ich krempelte den Ärmel meines Hemdes hoch, und Will griff nach meinem Arm. Er zuckte zurück. »Das ist dein…und du trägst keinen Mantel oder so?«
»Fühlen Sie. Keine Nähte.« Ich
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